Peer Gynt_Kristóf Kovács, Jón Vallejo, Ensemble, Foto: Ian Whalen
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Zum Rollendebüt von Jón Vallejo als Peer Gynt

In Johan Ingers Ballett „Peer Gynt“ hat dieser Lügner viele Facetten.
Mit Jón Vallejo kommen bislang ungeahnte dazu.

Jón Vallejo, Anastasiia Povazhna © Ian Whalen

Für Jón Vallejo sind es keine Scherze, wenn er sich durchs Leben lügt. Es ist die pure Verzweiflung, die ihn treibt. Wenn er tanzt hat man den Eindruck, dieser Mensch sei auf der Flucht vor sich selbst und alle Typen, die ihm auf diesen Fluchtsprüngen begegnen, die sich im in den Weg stellen, die ihn vereinnahmen wollen, sie sind Spiegelungen seiner selbst. Vallejo lügt im Wahn. Seine Flucht vor den Tatsachen hat dazu immer wieder stark berührende Momente melancholischer Einsamkeit, nicht zuletzt auch darin begründet, zu akzeptieren, dass sich der nunmehr doch erwachsene Peer der Welt stellen muss wie sie ist. Jón Vallejo ist ja auch kein so ganz junger Tänzer mehr, woraus er aber höchst sensible Facetten der Darstellung dieses Lügners auf der Flucht vor sich selbst bezieht. Ob er am Ende angekommen ist, bei sich, bei Solveig, die im für sie aus IKEA-Teilen gebauten Altar auf ihn wartet, und bei der er sich endlich ausruhen könnte, es bleibt eine Frage: Es bleibt die getanzte Tragik einer Lebenslüge, und die Sympathie gehört diesem Lügner, Jón Vallejo.

Boris Gruhl