Monica Fotescu-Uta und Uwe Hillebrandt in Aktion. © Hans Joachim Thimm
Spezial

Tanz und Sophrologie – Eine Begegnung der besonderen Art

Meine berufliche Laufbahn bestand aus der Symbiose intensiver Arbeit, Disziplin und der Synchronizität glücklicher Ereignisse. Ich genoss eine besondere künstlerische Karriere, die mich sämtliche Facetten meiner Gefühlswelt erleben ließ. Ein prägendes Ereignis, dessen Wirkung eine große Resonanz in meinem Leben hervorrief, war das Treffen mit Marika Besobrasova an der Tanzakademie von Monte Carlo. Durch sie entdeckte ich die Sophrologie.

Die Vorteile der sophrologischen Übungen gaben mir von Anfang an mehr Selbstvertrauen, Energie, Motivation, Zufriedenheit und innere Kraft. Es war für mich das perfekte Erfolgsrezept. Als Tänzer hat man eine außergewöhnliche Verbindung zum eigenen Körper. Man lernt, nach außen und auch nach innen sehr fokussiert zu sein. Während meiner Tanzkarriere erlebte ich selbst, dass wir Körper und Geist an die Grenzen treiben. Das Wechselspiel zwischen Realität und Bühne macht verschiedene Facetten der Persönlichkeit erforderlich.

Gerade im Bereich des professionellen Tanzes, der von starker körperlicher und psychischer Belastung geprägt ist, besteht die Notwendigkeit, individuelle Praktiken auszubilden, die es dem Einzelnen möglich machen, Krisensituationen effizient zu bewältigen. In solchen Situationen wusste ich den Wert der Sophrologie zu schätzen. Ohne zu ahnen, wie wichtig diese Wissenschaft für mich zukünftig sein würde, studierte ich in Lüttich und Andorra Sophrologie.

Quelle privat

Was ist die Sophrologie?

Es ist eine Wissenschaft, die das Bewusstsein in Harmonie studiert. Durch ein persönliches Training hilft sie jedem, ein ruhiges Bewusstsein zu entwickeln, sich zu finden, neue Werte zu entdecken und eine gesunde Verbindung zwischen Körper und Seele herzustellen. Unter Zuhilfenahme verschiedener Techniken der dynamischen Entspannung und durch die Aktivierung von Körper und Geist wird der Bewusstseinszustand positiv verändert und dabei Gelassenheit und Wohlbefinden erzielt.

In Frankreich beispielsweise ist die Sophrologie eine sehr populäre Therapieform. Sie wird dort als kontinuierliche Begleitmaßnahme für Berufe mit einem hohen Verantwortungs- und Stresspotential sowie bei erhöhter körperlicher Belastung etwa in den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Persönlichkeitsentwicklung, Bildung, Sport und Kunst angewendet.

Monica Fotescu Uta © Bettina Stöss

Mit der Sophrologie habe ich eine wirksame Methode gefunden, die es mir ermöglicht, die aktive Verantwortung für mein Leben zu übernehmen und individuelle Probleme konstruktiv und kreativ zu lösen. Es war genau das, wonach ich suchte: Körper, Geist und Emotionen auf eine viel tiefere Art zu begreifen und zu praktizieren.  Parallel zu meinem Engagement als Erste Solistin im Dortmunder Theater habe ich auf Basis der Sophrologie meine eigene Methode “ChoreoSophrologie” entwickelt. Bereits seit 2013 wende ich sie bei Tanzprojekten, Kongressen, Workshops und Aufführungen sowie in verschiedenen klinischen Einrichtungen in Belgien und Deutschland mit Erfolg an. Durch Inklusionsprojekte habe ich die Möglichkeit bekommen, die Sicht auf den Menschen als komplexes System aus Körper, Geist und Seele weiter zu erforschen. Nach einer Präsentation in der Westfälischen Landesklinik (LWL) Dortmund bot mir Direktor Prof. Dr. Hans Jürgen Assion ein Entwicklungsprojekt an. Seit 2016 ist es zu einem festen Bestandteil im Angebot dieser Klinik geworden.

Zeitnah bekam ich zudem einen Arbeitsvertrag und bin von der Bühne des Dortmunder Opernhauses zur LWL gewechselt. Es war nicht ganz einfach, diesen Schritt zu wagen. Nach Beendigung meines 13-jährigen Vertrags am Theater Dortmund stand ich vor der schweren Entscheidung, in welche Richtung meine Karriere verlaufen soll. Ich war junge Mutter, wollte weiter tanzen und gleichzeitig mit meiner Methode anderen Menschen helfen.

Eine leichte Identitätskorrektur hat mich eine Weile begleitet, bis ich verstand, dass ich nicht nur Künstlerin oder Therapeutin bin, sondern beides. Eines ergänzt das andere. Meine Neugierde und der Wunsch, tiefer in die seelischen Mechanismen einzudringen, führte mich zum Studium einer Heilpraktikerin für Psychotherapie. Seitdem beobachte ich gern die positive Entwicklung meiner Methode in verschiedenen therapeutischen Bereichen sowie in der Persönlichkeitsentwicklung meiner Klienten.

Warum ChoreoSophrologie praktizieren?

Sie ist eine wirksame Methode, die es auch Tänzern ermöglicht, das Bewusstsein zu entdecken und als regenerative Quelle zu nutzen. Ihr Ziel ist es, die permanente physische und psychische Belastung in einen positiven Prozess umzuwandeln und damit Störungen wie erhöhte Verletzungsgefahr durch mangelnde Konzentration, Übermüdung, Burn-Out-Syndrom oder Depression frühzeitig vorzubeugen. Besonders in unserem hochemotionalen Beruf spielt die Psyche eine entscheidende Rolle. Um das immer weiter ansteigende Niveau zu halten und zu übertreffen, ist es notwendig, die Möglichkeiten einer psychischen Vorbereitung der Tänzer zu fördern.

Die ChoreoSophrologie ist vor allem eine Vorbereitung auf das Leben. Sie hilft, den gegenwärtigen Moment zu leben, im „Hier und Jetzt“ zu sein, die negativen Gedanken in Klammern zu setzen und die Vorurteile aufzuheben. Es geht um eine mentale Entspannung, um innere Ruhe und die Fähigkeit zur Konzentration auf die Einzelheiten der Gegenwart. ChoreoSophrologie verleiht Zuversicht, Vertrauen und Selbstvertrauen, ein Gefühl der Stärke, lässt Herausforderungen erkennen und sie akzeptieren. Ebenso trainiert und entwickelt sie Ausdauerfähigkeit, Leistungssteigerung und emotionale Kontrolle. Ihre unterstützende Wirkung wird auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt, ob in Einzel- oder Gruppensitzungen.

In weiteren Artikel dieser Reihe erfahrt Ihr bald mehr über den Verlauf einer ChoreoSophrologie-Sitzung.

Bleibt gespannt.

Monica Fotescu Uta

https://www.choreosophro.com/