Nachdem Gil Roman, seit 2007 Leiter des Béjart Ballet, vom Stiftungsrat der Fondation Béjart Ballet Lausanne am Samstag, den 3. Februar entlassen wurde, steht bereits ein Nachfolger fest: Julien Favreau, langjähriger Startänzer der Kompanie, soll die Kompanie im schweizerischen Lausanne fortan leiten. Das Datum seines Amtsantritts soll in den nächsten Tagen verkündet werden.
Als das Béjart Ballet vor zwei Jahren von Vorwürfen sexueller Belästigung erschüttert wurde, gab es eine Prüfung und es wurden Reformen angekündigt. So wurde der Produktionsleiter der Kompanie aufgrund dieser Vorwürfe entlassen. Gil Roman behielt seinen Posten und wurde unter die Aufsicht des neuen Generaldirektors Giancarlo Sergi gestellt, ein Personaldirektor wurde neu eingestellt. Laut Zeitungsberichten lud Gil Roman den entlassenen Produktionsleiter im Januar 2024 zu einer Aufführung der Kompanie an der Pariser Opéra Garnier ein und anschließend auch zum privaten Aperitif in Anwesenheit aller Tänzer. Der Stiftungsrat hielt dieses Verhalten gegenüber der Institution und gegenüber den Tänzern für unangemessen. Gil Roman wird sein Amt daher zum 30. April 2024 niederlegen.
Der Stiftungsrat war bemüht, schnell einen Interimsdirektor zu finden, der die Kompanie zunächst bis Ende der Spielzeit leiten soll, das heißt bis August 2024. Heute wurde Julien Favreau zum Direktor ernannt, zunächst bis Spielzeitende: „Sein Talent, seine Erfahrung, seine Kenntnisse der Kompanie und der Tänzer sowie deren künstlerischer Qualitäten machen ihn zur idealen Persönlichkeit für diese Position. Er kann dem Ensemble die Energie und den hohen Standard vermitteln, die die Choreografien seines Mentors Maurice Béjart erstrahlen lassen.“
Favreau wurde in La Rochelle geboren und trat nach einer Ausbildung in klassischem und zeitgenössischem Tanz 1994 in die Rudra-Béjart-Schule ein. Maurice Béjart entdeckte ihn schnell und holte ihn nach einem Jahr in die Kompanie. Rasch tanzte Favreau wichtige Rollen, etwa den Auserwählten in „Le Sacre du Printemps“, Freddie in „Ballet for Life“, den Detektiv in „Le Concours“ und viele mehr. Er war ebenfalls in Uraufführungen von Gil Roman, Sthan Kabar Louët, Tony Fabre, Andonis Foniadakis oder Yuka Oishi zu sehen. Vor allem als Solist in Béjarts „Bolero“ wird er international häufig eingeladen.
Die Ausschussmitglieder der Fondation Maurice Béjart, die über die Rechte an Béjarts Werken verfügt, wurden über diese Entscheidung informiert und freuen sich, dass die Zukunft des Ensembles damit gesichert ist. Die Fondation bestätigte, dass das Béjart Ballet weiter über die Rechte an den Choreografien Béjarts unter den aktuellen Bedingungen verfügen kann. Die derzeit geplanten weiteren Auftritte und Tourneen, darunter Gastspiele in Bonn, Dortmund und Brüssel, werden stattfinden.