Ein Sportfunktionär fürs Béjart Ballet: Giancarlo Sergi wurde vom Stiftungsrat des Béjart Ballet Lausanne zu dessen Generaldirektor ernannt – der Posten wurde nach Turbulenzen um den künstlerischen Direktor Gil Roman neu geschaffen. Mit seiner umfangreichen Management- und Führungserfahrung im Bereich des nationalen und internationalen Sports sowie einem ausgeprägten und einzigartigen ethischen Wissen verfüge Sergi über die menschlichen und beruflichen Qualitäten, um sich den Herausforderungen zu stellen, denen sich die Ballettkompanie seit einiger Zeit gegenübersieht, so schreibt Solange Peters, die Präsidentin des Stiftungsrates. Sergi wird sein Amt offiziell am 1. September 2022 antreten, er ging unter zahlreichen Kandidaten aus einem Prüfungsverfahren durch ein unabhängiges Unternehmen hervor, das auf die Rekrutierung von Wirtschaftsführungskräften spezialisiert ist. Um die derzeitige Leitung und die Aktivitäten der Kompanie in der Schweiz und im Ausland bestmöglich zu unterstützen, soll Sergi eng mit dem künstlerischen Leiter Gil Roman zusammenarbeiten, der wegen seines Führungsstils in die Kritik geraten war. Eine der ersten Aufgaben wird die Neubesetzung der bisher interimistisch besetzten Position des Personaldirektors sein.
Giancarlo Sergi ist 48 Jahre alt und hat den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn im Schweizer und internationalen Sport verbracht, wo er sich umfassende Erfahrung und Führungsqualitäten auf höchstem Niveau angeeignet hat. Er ist ausgebildeter Ökonom, Träger eines europäischen Masters in Management von Sportorganisationen und Doktorand in Good Governance, Ethik und Integrität im Sport an der Universität Lausanne. Seit 2014 ist er Exekutivpräsident des nationalen Verbands Swiss Basketball, dessen tiefgreifende Umstrukturierung er erfolgreich gesteuert hat. Dabei zeichnete er sich durch seine Fähigkeit zur Bewältigung komplexer organisatorischer und menschlicher Situationen aus. Ergänzend fielen seine Erfahrungen im Bereich großer globaler Sportorganisationen (UEFA, IOC), in der Managementberatung, im Marketing und Training sowie in der Prozessintegrität (Generalsekretär des Global Lottery Monitoring System von 2018 bis 2021) ins Gewicht, nach Ansicht des Stiftungsrates qualifiziert sich Sergi umfassend für die Themen Governance, Budgetmanagement und Human Resources. Giancarlo Sergi wurde in Lausanne geboren, er hat die schweizerische und italienische Staatsbürgerschaft und lebt im Kanton Waadt. Verbindungen zur Kultur hat er nach Angaben des Stiftungsrates durch seine Frau Valérianne, Professorin für Bildende Kunst. „Ich fühle mich geehrt, meine Erfahrung und meinen Enthusiasmus in den reibungslosen Betrieb einer so angesehenen Institution wie dem Béjart Ballet Lausanne einbringen zu können, und ich danke dem Stiftungsrat für das mir entgegengebrachte Vertrauen“, erklärte Sergi: „Die Leitung einer Ballettkompanie von Weltniveau hat viele Ähnlichkeit mit meinem bisherigen Tätigkeitsfeld: Hier wie dort braucht man Verständnis für körperliche Spitzenbelastungen und den Bedarf an Personal, es gilt ein Klima zu schaffen, das Kreativität und Teamgeist fördert, man braucht enge Beziehungen zu Behörden, Institutionen und Partnern. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Gil Roman und allen BBL-Mitarbeitern.“
Im Mai letzten Jahres waren Probleme in der Ecole-Atelier Rudra Béjart Lausanne aufgedeckt worden, der ebenfalls von Maurice Béjart gegründeten Ballettschule der Kompanie. Kurz darauf wurde ihr Direktor Michel Gascard entlassen und die Schule geschlossen; sie wurde bisher noch nicht wieder eröffnet. Auch der Produktionsleiter der Ballettkompanie wurde 2021 wegen u.a. mangelnder Distanz zu Mitarbeitern und Respektlosigkeit gegenüber Frauen entlassen. Gil Roman bleibt Künstlerischer Direktor und Choreograf der Kompanie, die Vorwürfe gegen ihn, u.a. wegen Demütigung, sexueller Belästigung, Homophobie, Kokainkonsum und Vetternwirtschaft, wurden untersucht und nicht aufrecht erhalten, ein strafrechtliches Verfahren wurde nicht eingeleitet.