© Deutsches Tanzarchiv Köln / Janet Sinica
Spezial

Ausstellung: „Goldene Jahre: Kölner Tanzträume“

Wenn auch das „Kölsche Grundjesetz“ in Artikel 3 besagt, „es hätt noch emmer jootjejange“ – in Sachen Bühnentanz und Köln irrt der lokale Volksmund. Die Jahresausstellung (bis 23. Februar 2025) des Deutschen Tanzarchivs im Kölner Mediapark ist dem Tanzschaffen in Köln zwischen 1957 und 1971 gewidmet, jener Zeit also, als Köln eine Tanzstadt von Bedeutung war. Aufführungsfotos, Porträts, Programmhefte, Besetzungszettel und Zeitungsausschnitte erinnern an ein Vierteljahrhundert tänzerischer Aufbauarbeit: Aurel von Milloss, Todd Bolender, Gise Furtwängler und Peter Appel leiten das klassisch trainierte Ensemble am neu errichteten Opernhaus, es entstehen das Institut für Bühnentanz, die für die Tanzentwicklung in der Bundesrepublik so wichtige Kölner Sommerakademie des Tanzes und ein bedeutender Choreografischer Wettbewerb (in einer Vitrine zeigt man die eigenhändigen Wettbewerbs-Anmeldungen von Hans Kresnik und Pina Bausch).

Die Ausstellung lässt den „Kölner Ballettkrieg“ wieder lebendig werden und die heftig geführten Debatten zwischen „Klassikern“ und „Modernen“. Und sie lässt – durchaus subtil – die „Kölner Tanzträume“ 1971 enden, als mit dem Wechsel von einem neoklassischen zu einem am Modern Dance ausgerichteten Ensemble und Repertoire (was schon damals auch mit Sparzwängen begründet wurde) der Niedergang Kölns als Tanzstadt begann, langsam und zunächst nicht absehbar, aber letztlich doch radikal gründlich mit der ersatzlosen Auflösung des „Tanzforums“ 1997. Seither scheiterten verschiedene Versuche, an der Oper der viertgrößten Stadt Deutschland wieder ein festes Tanzensemble zu installieren, kläglich. Dem aktuellsten dieser Pläne, der mit dem „Aus“ für Richard Siegals Truppe am Schauspiel Köln verkündet wurde, könnte dasselbe Schicksal blühen: Man hört, der Plan könnte aus Kostengründen um drei Jahre „geschoben“ werden. Gut möglich also, dass eine andere Kölner Weisheit sich bewahrheitet: „Wat fottes, es fott.“

Horst VOLLMER