Laban, Jooss, Schilling oder Bausch
Wer mit der Zeit geht, spricht heute nicht von Schauspiel, Oper oder Ballett, sondern von Sprechtheater, Musiktheater und eben auch Tanztheater. Was im Schauspiel eigentlich schon wieder eine historische Rückwendung bedeutet, geht es doch im Theater immer um das zur Schau gestellte Spielerische und inzwischen nicht mehr nur ums Sprechen und die Allgewalt der Worte, ihrer Bedeutungen und Betonungen. Für Shakespeare war es selbstverständlich, seine Stücke nicht zu notieren, die Textformen entstanden später. In seinem Theater kam es auf die Verständlichkeit der Handlung durch das Spiel der Darsteller an, auf den Unterhaltungswert der Story und eben nicht auf einzelne Worte.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Shakespeare der am meisten choreografierte Dramatiker ist. Seine Handlungsführung stimmt: Personen, Motivationen, Konflikte und deren Lösungen werden tanzend ebenso glaubhaft verhandelt wie gesprochen oder gesungen. Beim Musiktheater ist die Wortschöpfung, nehmen wir hier die Fassung von Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin, nachvollziehbarer. Ein realistisches Musiktheater sollte es sein. Das Handeln der Personen sollte glaubhaft, folgerichtig und also verständlich sein. Dass sie singen, wird durch ihren emotionalen Zustand legitimiert. Und dass man das, was sie singen, unbedingt auch verstehen muss, rundet diese Konzeption ab.
Wie und wann wurde nun der Tanztheater-Begriff in der Welt des Theaters geprägt? An der Komischen Oper Berlin 1965 mit dem Beginn der Arbeit von Tom Schilling und der Anlehnung an die künstlerischen Ideen des Intendanten Walter Felsenstein. Nur wenige Jahre später…
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