Neue Direktoren, Abschiede, Auszeichnungen
Der diesjährige World Ballet Day findet am 2. November 2022 statt. Von den einst fünf teilnehmenden Kompanien sind nur noch das Australian Ballet und das Londoner Royal Ballet übrig (beim ersten World Ballet Day 2014 waren noch das Bolschoi-Ballett, das National Ballet of Canada und das San Francisco Ballet dabei). Zahlreiche Kompanien aus aller Welt streamen den ganzen Tag über ihre Beiträge, Infos und Links auf der Webseite: https://worldballetday.com
Neue Direktoren
Beim Dance Theatre of Harlem in New York zieht sich Direktorin Virginia Johnson nach dieser Spielzeit in den Ruhestand zurück. Ihr Nachfolger wird Robert Garland, derzeit Resident Choreographer und Schuldirektor der Kompanie. Seine Aufgabe wird Tai Jimenez übernehmen, eine ehemalige Solistin der Kompanie. Virginia Johnson wird zur Artistic Director Emerita ernannt.
Bei der Batsheva Dance Company in Israel ist Gili Navot von ihrem Posten als Künstlerische Leiterin zurückgetreten, ihre Nachfolgerin ist die 31-jährige Lior Avizoor, vormals Leiterin der Schule der Kompanie. Ohad Naharin bleibt weiter Hauschoreograf.
Im August wurde die Choreografin Melissa Barak beim Los Angeles Ballet zur neuen Künstlerischen Leiterin ernannt. Die Gründerdirektoren Thordal Christensen und Colleen Neary hatten die Kompanie bereits zuvor verlassen.
Zur neuen Direktorin des Baryshnikov Arts Center in New York wurde die ehemalige Tänzerin Sonia Kostich ernannt. Beim Joyce Theater, dem bekanntesten Tanz-Gastspielhaus in New York, wurde Danni Gee im September zur Programmdirektorin ernannt.
David Karapetyan, langjähriger Principal Dancer des San Francisco Ballet, wurde im August zum Direktor der Schule des Philadelphia Ballet ernannt.
Abschiede und neue Tänzer
Beim Hamburg Ballett hat sich die Erste Solistin Leslie Heylmann nach 14 Jahren in der Kompanie mit einer „Nussknacker“-Vorstellung verabschiedet, sie arbeitet jetzt als Assistentin der Ballettschulleitung. Die Solisten Marc Jubete und Atte Kilpinen haben die Kompanie verlassen, ebenso die Gruppentänzer Georgina Hills, Yungu Kang, Miguel Wansing Lorrio, Pietro Pelleri, Mia Petrovic, Chiara Ruaro und Aleksa Zikic. Die Elevin Ayumi Kato tanzt nun beim Bundesjugendballett, zu dem seit dieser Spielzeit auch Almudena Izquierdo, Kieren Bofinger, Milla Loock und Moisés Romero gehören.
Beim Stuttgarter Ballett verabschiedet sich Ende September die langjährige Solistin Angelina Zuccarini, sie kehrt aufgrund der beruflichen Umstände ihres Ehemannes mit ihm in ihre Heimat zurück, in die USA. Die Kompanie hat außerdem den Rechtsstreit mit Musikdirektor Mikhail Agrest beigelegt. Intendant Tamas Detrich wird die Entscheidung des Bühnenschiedsgerichts akzeptieren und den russischen Dirigenten weiter beschäftigen.
Sophie Martin, bis zum Sommer Principal Dancer beim Scottish Ballet, tanzt ab dieser Spielzeit als Solistin beim Staatsballet Karlsruhe.
Beim Ballett der Pariser Oper hat die Étoile-Ballerina Alice Renavand ihre Karriere beendet; allerdings verletzte sie sich bei ihrer Abschiedsvorstellung als Giselle und wird den Abschied in der nächsten Spielzeit wiederholen. Ebenfalls zum Jahresende verabschiedet hat sich der Premier Danseur Florian Magnenet.
Bei Les Grands Ballets Canadiens in Montréal wurden Maude Sabourin und Yui Sugawara zu Ersten Solisten befördert, neue Solisten sind Esnel Ramos, Anya Nesvitaylo und Anna Ishii.
Der Deutsch-Brasilianer Alexander Kaden wechselt vom Wiener Staatsballett zum Miami City Ballet. Ebenfalls dorthin wechselt aus vom Portugiesischen Nationalballett Isadora Valero, sie tanzte zuvor in John Neumeiers Hamburg Ballet.
Oleksandr Shapoval, ein Solist des Ukrainischen Nationalballetts, wurde am 12. September im Krieg in Donetsk getötet. Er war langjähriger Tänzer der Kompanie in Kiew und hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Russland
Sehr viele Tänzer haben das Mariinsky-Ballett in St. Petersburg im letzten halben Jahr verlassen: Der Erste Solist Xander Parish und seine Frau, die Corps-de-ballet-Tänzerin Anastasia Demidova, tanzen jetzt beim Norwegischen Nationalballett. Der langjährige Erste Solist Igor Kolb beendete seine Tänzerkarriere und ging zurück in seine Heimatstadt Minks, als Ballettdirektor am Nationaltheater von Belarus. Die Kompanie verließen außerdem die Solisten Anastasia Matvienko, Ekaterina Chebykina und Vasily Tkachenko, er tanzt jetzt ebenfalls beim Norwegischen Nationalballett. Der Choreograf und Halbsolist Ilya Jivoi arbeitet jetzt in Europa, der Halbsolist Mikhail Barkidjija tanzt beim Australian Ballet. Der Erste Solist Kimin Kim aus Korea und die japanische Solistin May Nagahisa bleiben weiterhin in St. Petersburg.
Zurück nach Russland ging der Spanier Nacho Duato: Das Mikhailovsky-Theater in St. Petersburg kündigt für den 14. Oktober die Uraufführung seiner Version des Klassikers „Don Quixote“ an, in der er all die „spanischen Klischees“ wie Kastagnette, Fächer und Blumen im Haar weglassen will, um ein authentisches Spanien zu zeigen. Die Ausstattung besorgen seine bewährten Mitarbeiter Angelina Atlagić (Kostüme) und Jaafar Chalabi (Bühne). Beworben wird die Aufführung mit einem Jugendporträt des Choreografen samt wilder Lockenmähne.
Ivan Vasiliev, der sprungstarke Erste Solist des Mikhailovsky-Balletts und ehemalige Partner von Natalia Osipova, hat die Kompanie im Januar verlassen.
Die Bolschoi-Primaballerina Svetlana Zakharova und ihr Mann, der Geiger Vadim Repin, traten mit ihrem Programm “Fingers and Toes” im September in Italien auf; mit Zakharova tanzten vier Erste Solisten des Bolschoi-Balletts: Mikhail Lobukin, Vyacheslav Lopatin, Denis Savin und Artjom Belyakov. Zakharova hat sich nicht zum Krieg in der Ukraine geäußert, in Italien gab es keine Proteste gegen den Auftritt, der durch die Pandemie bereits seit zwei Jahren verschoben wurde. Auf dem Programm standen Fokines „Sterbender Schwan“, Ausschnitte aus „Raymonda“, Mauro Bigonzettis „Caravaggio“ sowie eigens für Zakharova kreierte Werke, u.a. von Johan Kobborg.
Preise und Auszeichungen
Für den diesjährigen FAUST-Preis des Deutschen Bühnenvereins wurden in der Sparte Tanz folgende Künstler nominiert: Für die „beste Inszenierung Tanz“: Rafaële Giovanola für „Sphynx“ am Staatstheater Mainz, Richard Siegal für „Ectopia“ beim Tanztheater Wuppertal/Forum Leverkusen sowie Stephanie Thiersch für „Archipel“ mit dem Ensemble Garage e.V. & Mouvoir e.V. Als beste „Darsteller:in Tanz“:
die ehemalige Hamburger Ballettsolistin Beatrice Cordua in „A Divine Comedy“ bei der Ruhrtriennale, Sahra Huby in „Über die Wut“ mit Anna Konjetzky & Co in den Münchner Kammerspielen sowie Miquel Martínez Pedro in „Baal“ beim Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg. Mit Miquel Martínez Pedro wurde einer der jüngsten Tänzer des Balletts am Rhein für den FAUST nominiert; am 10. November soll er in Düsseldorf in der Titelrolle von „Krabat“ debütieren, Volpis Adaption des bekannten Jugendbuches von Otfried Preußler, die beim Stuttgarter Ballett äußerst erfolgreich war. Die Verleihung des FAUST findet am 26. November im Düsseldorfer Schauspielhaus statt. Die Auszeichnung wird seit 2006 vom Deutschen Bühnenverein in Kooperation mit den Bundesländern, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste vergeben.
Roman Novitzky, Artist in Residence und Fotograf des Stuttgarter Balletts, wurde vom Kulturministerium in seiner slowakischen Heimat mit einem Preis für seine hervorragenden kulturellen Leistungen im Tanz sowie als außerordentlicher Repräsentant der slowakischen Ballettkunst zuhause und im Ausland ausgezeichnet.
Beim Birmingham Royal Ballet wurde Sir Peter Wright zum “Founding Director Laureate” ernannt. Der 96-jährige Choreograf und einstige Direktor der Kompanie war bereits „Director Laureate“, der neue Titel soll nun auf seine wichtige Rolle beim Übergang vom damaligen Sadler’s Wells Royal Ballet, der Tourkompanie des Royal Ballet, zum Birmingham Royal Ballet hinweisen. 1990 hatte die Londoner Kompanie ihren festen Sitz in Birmingham genommen und ihren Namen gewechselt. Das BRB wird in dieser Spielzeit mit „Coppélia“, dem „Nussknacker“ und „Schwanensee“ drei von Wrights wichtigsten Werke im Repertoire zeigen. Wright war 1977 zum Direktor des Sadler’s Wells Royal Ballet ernannt worden, 1995 zog er sich zurück und David Bintley wurde sein Nachfolger. Heute leitet Carlos Acosta die Kompanie.
Die Dance Magazine Awards 2022 werden am 5. Dezember in New York an den Choreografen Kyle Abraham, die Choreografin Lucinda Childs, den ABT-Principal Herman Cornejo, die Wissenschaftlerin und Autorin Brenda Dixon Gottschild und die Choreografin Dianne McIntyre verliehen. Der Chairman’s Award geht an Jim Herbert, Gründer und Direktor der First Republic Bank; mit diesem Preis werden wichtige Förderer hinter den Kulissen geehrt. Die Harkness Promise Awards für vielversprechende Künstler gehen an den Performer Johnnie Cruise Mercer und die Choreografin Kayla Farrish.
Auch die Nominierungen für die Bessie Awards, den renommierten New Yorker Preis Tanzschaffende, wurden im September bekannt gegeben. Die Preise werden am 16. Dezember verliehen. Einen Preis für sein Lebenswerk erhält die im letzten Jahr verstorbene taiwanesisch-amerikanische Choreografin Nai-Ni Chen. Mit Christine Jowers erhält die Gründerin und Herausgeberin der Online-Publikation The Dance Enthusiast den “Service to the Field of Dance Award. Unter den Nominierungen für den Herausragenden Choreografen ist neben Kyle Abraham, Sidra Bell, Camille A. Brown, Leslie Cuyjet, Indigenous Enterprise, Bill T. Jones/Janet Wong und der Bill T. Jones/Arnie Zane Company, Rashaad Newsome, Okwui Okpokwasili/Peter Born, Eiko Otake, Anna Sperber und Raúl Tamez auch die Berlinerin Sasha Waltz für ihr Werk “In C”, das in der Brooklyn Academy of Music gastierte. Die Nominierten als Herausragende Tänzer und Performer sind: Soledad Barrio, Krudxs Cubensi, Kayla Farrish, Carla Forte, Ildiko Toth, Joanna Lesnierowska, Ermira Goro, Rosalynde LeBlanc, Colleen Thomas, Antonio Granjero, Lloyd Knight, Zavé Martohardjono, Nikolai McKenzie, Doron Perk, Antonio Ramos, Yesenia Selier, Shannon Tyo.