„Manon“ an der Pariser Oper: Myriam Ould-Braham als Manon und Mathieu Ganio als Des Grieux © Svetlana Loboff/ Opéra National de Paris
News

Tänzernews #14

Ernennungen und Abschiede

Beim Ballett der Pariser Oper hat die Étoile-Tänzerin Myriam Ould-Braham am 18. Mai ihre Karriere mit einer Abschiedsvorstellung als Giselle beendet.

Beim New York City Ballet ist Emma Von Enck im Mai zur Principal Dancer ernannt worden. Ihre Ernennung erfolgte nach einer Aufführung von George Balanchines „Jewels“, wo sie die Hauptrolle in „Rubies“ getanzt hatte. Die Tänzerin stammt aus Cleveland, Ohio, sie studierte in Cleveland und an der School of American Ballet in New York. Seit 2016 tanzt sie beim NYCB, 2022 war sie zur Solistin befördert worden. George Balanchine’s Valse Fantasie.

Emma Von Enck
in George Balanchines “Valse Fantasie” © NYCB

Nikolaj Hübbe, seit 2008 Direktor des Königlich Dänischen Balletts in Kopenhagen, wird seinen 2026 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Er hatte beim Königlich Dänischen Ballett und dann beim New York City Ballet als Erster Solist getanzt und wird seinen Direktionposten mit 58 Jahren verlassen. Kasper Holten, Direktor der Oper in Dänemark, hat eine internationale Bewerbung für den Posten ausgeschrieben.

Auch beim Königlisch Schwedischen Ballett wird ein neuer Direktor gesucht: der Franzose Nicolas Le Riche, ehemaliger Étoile-Tänzer der Pariser Opéra und Direktor in Stockholm seit 2017, wird seinen Posten 2025 verlassen. Das Opernhaus in Stockholm wird von 2026 an wegen Renovierung für mindestens drei Jahre geschlossen, in dieser Zeit muss in Ausweichquartieren gearbeitet werden.

© Carl Thorborg

Auch die spanische Compañía Nacional de Danza sucht einen neuen Direktor: Im März verkündete da National Institut für die Szenischen Künste und die Musik (Inaem), dass der Vertrag von Joaquín de Luz im September 2024 ausläuft und nicht verlängert wird. Der ehemalige Principal Dancer des New York City Ballet hatte die Position 2019 von José Carlos Martínez übernommen und genau wie sein Vorgänger weiter erfolgreich Klassiker und moderne Stücke gezeigt. Joaquín de Luz © Compañía Nacional de Danza

Joaquín de Luz © Compañía Nacional de Danza

Vladimir Malakhov, ehemaliger Startänzer und Direktor des Staatsballetts Berlin, wurde am 3. April zum Leiter der Abteilung für klassisches Ballett an der Tanzakademie in Peking ernannt. Er ist der erste Ausländer, der diesen Posten seit der Gründung der Akademie innehat. Bereits seit 2022 war er dort Professor, ebenfalls als erster Nicht-Chinese. Malakhovs Verbindungen nach China reichen bis ins Jahr 2014 zurück, als er Juror beim Beijing International Ballet Invitational for Dance Schools war und dort Meisterkurse leitete. 2017 arbeitete er mit dem Liaoning Ballet zusammen und choreografierte dort „Schwanensee“.

Vladimir Malakhov und Ba Tu, Parteisekretär der Pekinger Tanzakademie, bei der Zeremonie in Peking am 3. April. [Foto Quelle von chinadaily.com.cn]
Der englische König Charles III. wird zusätzlich zu seiner Schirmherrschaft über das Royal Opera House und die Royal Opera nun auch Schirmherr des Royal Ballet. Das wurde in London zum ersten Jahrestag seiner Krönung bekannt gegeben. Er übernimmt die Schirmherrschaft von seiner Mutter Elizabeth II., die sie von 1956 bis zu ihrem Tod inne hatte. Neue Präsidentin des Royal Ballet ist Lady Sarah Chatto, Tochter von Prinzessin Margaret, die der Kompanie besonders eng und lange verbunden war. Chatto war seit 2004 bereits Vizepräsidentin und übernimmt nun die Pflichten ihrer 2002 verstorbenen Mutter. Die englische Königin Camilla ist seit Anfang Mai die neue Schirmherrin der Royal Academy of Dance (RAD) in London. Sie folgt damit auf Königin Elizabeth II., die von 1952 bis zu ihrem Tod 2022 Schirmherrin der RAD war. Camilla hatte bereits zuvor das Programm “Silver Swans” unterstützt, das Laien über 55 Jahre an Tanz interessieren soll.

Auszeichnungen


Misty Copeland
, Principal Dancer beim American Ballet Theater, hat die George Peabody Medal für Herausragende Beiträge zu Musik und Tanz erhalten. Gemeinsam mit dem Sänger Stevie Wonder wird sie Ende Mai zu den Absolventen des Peabody-Konservatoriums sprechen und dann werden beiden die Auszeichnungen überreicht, die seit 1980 vom Peabody Institute an der privaten Johns-Hopkins-Universität in Baltimore verliehen werden. Das Peabody Institute ist der Ausbildungszweig für Musik und darstellende Künste, dazu gehört auch eine Tanz- und Ballettausbildung.

In New York wurden am 29. April die Gewinner der Clive Barnes Awards 2023 bekannt gegeben. Der Preis wird von der Clive and Valerie Barnes Foundation an junge Talente aus Theater und Tanz verliehen. Den Preis im Bereich Tanz gewannen die Tänzer Jake Roxander vom American Ballet Theatre und Frances Lorraine Samson von der Limón Dance Company. Den Preis im Bereich Theater gewann die Musicaldarstellerin Anna Zavelson für ihre Rolle in “The Light in the Piazza”. Clive Barnes (1927-2008) war jahrzehntelang einer der führenden Ballettkritiker der USA.

RIP

Am 1. Mai ist der französische Tänzer und Choreograf Dominique Dupuy im Alter von 93 Jahren in Paris gestorben. Gemeinsam mit seiner Frau Françoise galt er als Pionier des modernen Tanzes in Frankreich. Als Kind erhielt er Unterricht beim deutschen Tänzer Jean Weidt, später u.a. bei Olga Preobraschenskaja. Das Ehepaar Dupuy gründete eine Tanzakademie und die Ballets Modernes de Paris, die bis 1979 bestanden. Dupuy gründete das Festival des Baux de Provence, das als erstes Tanzfestival Frankreichs gilt, dorthin lud er u.a. sehr früh Merce Cunningham ein. Ein Leben lang setzte sich Dupuy mit seiner Frau für den zeitgenössischen Tanz in Frankreich ein.

Gesundheit

Die Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater in München hat eine umfassende Health Policy für ihre Studenten eingeführt, bei der Tanzmedizin, Ernährungswissenschaft und psychologische Beratung im Dreiklang für eine ganzheitliche professionelle Ballettausbildung sorgen sollen. Als Konsequenz des Pädagogischen Konzepts der Ballett-Akademie gibt sich die HMTM damit eine klare Richtlinie für körperliche und mentale Gesundheit ihrer Tanzstudierenden. So führt die Ballett-Akademie etwa Mindeststandards für eine gesunde Gewichtsentwicklung der Studierenden ein. Eine tanzmedizinische physiologische Untersuchung zu Beginn des Studiums, regelmäßige Einzelsprechstunden sowie Anatomie- und Bewegungslehre als fester Aspekt im Studienplan tragen dem körperlichen Wohlergehen der Studierenden Rechnung. Ernährungswissenschaftliche Grundlagen sind in das Curriculum der Tanzstudierenden integriert. Individuelle Ernährungsberatung und gemeinsame Kochkurse gehören ebenfalls dazu, genauso wie ausreichende Trink- und Essenspausen zwischen den intensiven Trainingszeiten der Studierenden. Psychologische Workshops und Beratungen ergänzen das Angebot. Die Health Policy wurde durch das interdisziplinäre Gesundheitsteam der Ballett-Akademie entwickelt: Marc Geifes (Physiotherapeut), Dr. Dorothy Meyer (Ernährungswissenschaftlerin) und Anna Esser (Psychologin). Unterstützt wurde das Team durch Prof. Dr. med. Hans Hauner (Institut für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München) und Prof. Dr. med Martin Teufel (Arbeitsgruppe psychische Belastungen im Leistungssport an der an der LVR-Universitätsklinik der Universität Duisburg Essen).