Tänzer
Beim Semperoper-Ballett in Dresden hat Denis Veginy im März mit einer Vorstellung als Prinz in „Dornröschen“ seine Bühnenkarriere beendet. 2013 hatte ihn Aaron S. Watkin den russischen Tänzer dort zum Solisten befördert. Veginy bleibt als Ballettmeister an der Semperoper.
Beim Ballett der Pariser Oper ist die Französin Bleuenn Battistoni (Foto, Opéra de Paris) bei einer Aufführung von Frederick Ashtons „La Fille mal gardée“ zur Étoile-Tänzerin ernannt worden. Die Opéra hat ebenfalls angekündigt, dass die Étoiles Mathieu Ganio und Laura Hecquet in der nächsten Spielzeit Abschied von der Kompanie nehmen werden. Direktor José Martinez verkündete außerdem die Gründung einer Juniorenkompanie von 18 Tänzern, die von der Firma Chanel unterstützt werden soll. Die Tänzer sollen dort Verträge über jeweils zwei Jahre erhalten.
Beim Birmingham Royal Ballet wurde Beatrice Parma nach einer Aufführung von „Dornröschen“ von Direktor Carlos Acosta zur Ersten Solistin befördert.
Beim American Ballet Theatre sind die Tänzer Jarod Curley, Carlos Gonzales und Jake Roxander zu Solisten befördert worden.
Ernennungen
In Paris wurde die französisch-spanische Choreografin Blanca Li zur Präsidentin von La Villette ernannt, das gab Kulturministerium am 20. April bekannt. Der Park von La Villette ist seit 20 Jahren eine der ersten Kultureinrichtungen in Paris, die ein großes, multidisziplinäres Programm anbietet, ganzjährig werden dort Konzerte (Jazz, Weltmusik, Elektronik, Klassik, Pop und Rock), zeitgenössischer Zirkus, Ausstellungen, Theater, Tanz, Open-Air-Kino gezeigt. Die 60-jährige Choreografin, die einst für eine Spielzeit Chefchoreografin und Direktorin des Balletts der Komischen Oper Berlin war, soll dort das Programm für die digitale Welt öffnen, für Mode, Urban Arts und insbesondere Hip-Hop sowie für die Jugend und „kulturfernste Bevölkerungsgruppen“, hieß es im Pariser Ministerium.
Der Pforzheimer Tanzdirektor Guido Markowitz wird künstlerischer Leiter des Center for Choreography im österreichischen Bleiburg/Pliberk. Er will das CCB in der Tradition des 2019 verstorbenen Johann Kresnik fortführen und es zu einer Wirkungsstätte für die aufstrebende Generation von Choreografen aus dem Alpen-Adria-Raum ausbauen. Markowitz wird diese Aufgabe zusätzlich zu seiner Funktion in Pforzheim übernehmen, um so auch dem Tanz Theater Pforzheim neue Impulse zu verschaffen.
In Melbourne ist Megan Connelly zur neuen Direktorin der Australian Ballet School ernannt worden. Sie folgt auf Lisa Pavane und wird nach Marilyn Rowe, Gailene Stock und der Gründungsdirektorin Margaret Scott die fünfte Leiterin der wichtigsten australischen Ballettakademie sein. Sie beginnt mit ihrer Arbeit bereits im Mai 2024. Connelly studierte u.a. bei Anne Woolliams und Gailene Stock und ging dann an die Académie Princesse Grace in Monte-Carlo, wo sie bei Marika Besobrasova Unterricht nahm. Von 1991 an tanzte sie im Australian Ballet und wurde dann Tanzpädagogin; von 2010 bis 2020 gehörte sie neben ihrer Arbeit beim Australian Ballet schon einmal zum Lehrkörper der Schule. Seit 2010 war sie Ballettmeisterin und die Spezialistin für medizinische Rehabilitation beim Australian Ballet, verantwortlich für die technische und künstlerische Entwicklung der Tänzer sowie für ihr körperliches Wohlbefinden. Sie half dem heutigen Ballettdirektor David Hallberg, nach seiner langen Verletzungspause auf die Bühne zurückzukehren.
Todesfälle
In Stuttgart ist am 25. März die Tanzpädagogin Renate Braig-Witzel verstorben, sie wurde 94 Jahre alt. Kurz nach dem Krieg hatte sie mit ihrem Mann Alfred Braig eine große Ballettschule gegründet, wo u.a. regelmäßig Internationale Tanzwochen mit dem spanischen Flamencotänzer José de Udaeta stattfanden. Die Schule bestand bis 2002. Der Name Braig bleibt in der Erfindung der „Braig-Barre“ erhalten, einer freistehenden und deshalb von beiden Seiten benutzbaren Ballettstange mit Rollen unter den gußeisernen Standfüßen, die sich im Ballettsaal sehr einfach aufstellen und umstellen lässt.
In Havanna verstarb am 17. April die Tanzpädagogin und Ballettmeisterin Ramona de Saá Bello im Alten von 84 Jahren. Sie war Schülerin von Alicia Alonso und bis zu ihrem Tod Direktorin der Nationalen Ballettschule „Fernando Alonso“, eine hochdekorierte und wichtige Persönlichkeit der kubanischen Ballettgeschichte.
Am 25. März ist der Butoh-Tänzer Ushio Amagatsu im Alter von 74 Jahren gestorben. Nach der Gründung zweier eigener Kompanien in Japan trat er in zahlreichen Ländern auf und hatte enge Verbindungen nach Frankreich; seit 1982 koproduzierte das Théâtre de la Ville in Paris seine Uraufführungen. Er inszenierte u.a. in Lyon die Opern “Tri Sestri” nach Anton Tschechows „Drei Schwestern“ und „Lady Sarashina“ des ungarischen Komponisten Peter Eötvös, der genau einen Tag vor ihm verstarb.
In San Franciso verstarb am 11. März Jess Curtis, Choreograf, Pädagoge und ein Pionier des inklusiven Tanzes. An der Schnittstelle von bildender Kunst und Popkultur entwickelte er multidisziplinäre Performances, u.a. mit den Gruppen und Kollektiven Contraband, CORE und Cahin-Caha, Cirque Bâtard. 2000 gründete Curtis seine eigene Company Jess Curtis/Gravity in Berlin und San Francisco. Er arbeitete mit Darstellern und Tänzer mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zusammen. Curtis unterrichtete in den USA und in Europa, u.a. als Gastprofessor an der Universität Berkeley und an der Universität der Künste in Berlin.
Ehrungen
Beim Ballett der Mailänder Scala wurde ein neuer Ballettsaal nach der legendären Ballerina Carla Fracci benannt, die im Mai 2021 gestorben ist. Er liegt im neuen Proben- und Verwaltungsgebäude Torre de Via Verdi hinter der Scala und wurde vom (Noch-)Intendanten Dominique Meyer, dem Ballettdirektor Manuel Legris und der gesamten Kompanie eingeweiht. Der Saal mit einer Fläche von 145 Quadratmetern befindet sich Im neunten Stock, eine Plakette erinnert dort an die weltberühmte Tänzerin.
Die Choreografin Pam Tanowitz erhält den Jacob’s Pillow Dance Award 2024, der mit 25.000 Dollar dotiert ist.
Beim 28. Internationalen Solo-Tanz-Theater-Festival in Stuttgart gewann Subin Cho (Korea) mit „Fragile“ den ersten Preis für die Choreografie, Vitor Hamamoto (Brasilien) gewann mit „Missing names“ den ersten Preis für Tanz. Die Jury bestand aus der brasilianischen Choreografin und Direktorin Cassi Abranches, aus dem Stuttgarter Choreografen und Fotografen Roman Novitzky; aus dem türkischen Choreografen Emrecan Taniş, aus Claudio Kogon, dem stellvertretenden Direktor des Suzanne Dellal Centers in Tel Aviv, und aus der Choreografin Stephanie Thiersch.
Neue Kompanie
Das neue bzw. nach 30 Jahren wieder gegründete London City Ballet hat sein Ensemble vorgestellt und seine erste Tournee bekannt gegeben. Zur Kompanie gehören u.a. Alejandro Virelles (ehemals Staatsballet Berlin), Álvaro Madrigal Arenilla (Compañía Nacional de Danza), Isadora Bless (Orlando Ballet), Joseph Taylor (Northern Ballet), Miranda Silveira (ehemals San Francisco Ballet), Ayça Anıl (Ballett der Staatsoper Istanbul), Cira Robinson (ehemals Ballet Black), Nicholas Vavrečka (ehemals Scottish Ballet), Ellie Young (von der Royal Ballet School), Arthur Wille (ehemals Juniorkompanie des Balletts Dortmund), Bárbara Verdasco (Compañía Nacional de Danza), Jimin Kim (Korea National University of Arts) und Nicholas Mihlar (Tanzakademie Zürich). Bei den Auftritten in Sadler’s Wells in London wird Alina Cojocaru als Gast dabei sein. Der künstlerische Leiter ist Christopher Marney. Die erste Tournee führt durch mehrere britische Städte, nach Shanghai, Peking und in weitere chinesische Städte, in die Vereinigten Staaten und nach Doha in Qatar. Gezeigt werden Werke von Kenneth MacMillan (seine fast vergessene „Ballade“), von Ashley Page, Arielle Smith und Christopher Marney.
Tanz und Politik
Die israelische Batsheva Dance Company hat ihre geplanten Gastspiele in Frankreich aus Sicherheitsgründen abgesagt. Das Ballet Ireland hingegen hatte im März angekündigt, das angekündigte Stück „Minus 16“ von Ohad Naharin aus dem Programm zu nehmen, nachdem sich Mitglieder der irischen Tanz-Community unter dem Banner “Apartheid-Free Dance” gegen die Aufführung ausgesprochen hatten. Sie behaupteten, Naharin sei „mitschuldig“ an einer Kampagne des „art-washing“ durch Israel und sagten, er habe „während seiner gesamten Karriere Gelder von der israelischen Regierung angenommen“. Auf Nachfrage der Zeitung The Irish Times hatte Naharin seine Bestürzung über die Entscheidung betont: „Hätte die Absage der Sache der Palästinenser geholfen, würde ich meine eigene Aufführung boykottieren“, wurde er dort zitiert. Die Absage trage nicht dazu bei, das Leid der Menschen in Palästina zu lindern und/oder die Wut der Iren über das Fehlverhalten der israelischen Regierung und Armee im Gazastreifen zu verringern, so Naharin. Er schrieb, dass angesichts „böser Mächte, Machtmissbrauchs und so vieler unschuldiger Opfer im Laufe der Geschichte der künstlerische Ausdruck immer ein Fels gewesen sei, der dem Leben der Menschen einen Sinn gegeben habe.“
Auch das noch
In New York ist ein Broadway-Musical nach dem umstrittenen Ballettfilm „Black Swan“ von Darren Aronofsky angekündigt, die Arbeit daran beginnt im Juli mit einem ersten Workshop. Die Musik stammt von Dave Malloy, das Buch von Jen Silverman, Regie und Choreografie liegen bei Sonya Tayeh.