Choreografie und Autorschaft im Wandel
Sasha Waltz im Interview
Mit Terry Rileys Stück „In C“ beschreiten „Sasha Waltz & Guests“ neue Wege. Als Impulsgeber diente Corona. Zweimal musste Sasha Waltz ihr Gastspiel verschieben. Für den ersten Münchner Auftritt der seit 25 Jahren in Berlin ansässigen zeitgenössischen Kompanie verhieß das pandemiebedingte Startschwierigkeiten. In den 1990er Jahren tourte Waltz mit ihrer Truppe auf der ganzen Welt. Aus heutiger Perspektive war das ein Wahnsinn, sagt sie. Während ihrer festen Zeit an der Schaubühne sollte das Publikum dann nach Berlin kommen und ihre Produktionen vor Ort anschauen. Derzeit recherchiert und analysiert sie, wo sich alte und neue Partner befinden, um Lücken im Netzwerk – vor allem in Deutschland und Europa – zu schließen. Gastauftritte sollen fortan mit mehr Nachhaltigkeit geplant werden.
Zwischen Choreografin und Tänzern hatte Corona längst einen neuen Arbeitsimpuls hervorgerufen. Mit erstaunlich weitreichenden Auswirkungen. Wir sprachen mit Sasha Waltz über das Phänomen eines – nicht ganz freiwilligen – kreativen Schubs als Funke zündender Ideen. Nach ihren hinreißenden Anfängen, die sich einst an der Münchner Schauburg hautnah mitverfolgen ließen, kehrte sie unlängst für zwei Aufführungen in der Muffathalle an die Isar zurück. Im Gepäck hatte die renommierte Tanzmacherin allerdings nicht – wie ursprünglich geplant – ihr griffiges Signaturstück „Allee der Kosmonauten“.
Die Entscheidung fiel auf „In C“ – Ihr jüngstes, ganz unter Lockdown-Bedingungen entstandenes Werk. Warum?
Ich bin darin auf keinen bestimmten Cast oder Charakterrollen festgelegt. Erkrankt jemand oder kann nicht anreisen, sind alternative Besetzungen kein Problem. Mittlerweile habe ich dank digitaler Workshop-Aktivitäten einen internationalen Pool von über 50 Tänzern, die das Werk tanzen. Und ich mische gerne…