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Igor Zelensky verlässt Bayerisches Staatsballett

Mit Wirkung des 4.  April 2022 trat Igor Zelensky als Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts zurück. Private, familiäre Angelegenheiten sind hierfür der Grund.  Die Nachfolge soll nach intensiver Suche durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in den kommenden Wochen geregelt werden. In der Übergangszeit werden die Ballettmeister*innen Judith Turos und Thomas Mayr gemeinsam die Kontinuität sicherstellen.

Eine Ballettkompagnie zu führen, erfordert absolute Konzentration und Kapazität“, so Igor Zelensky. „Aktuell verlangen jedoch private Familienangelegenheiten meine volle Aufmerksamkeit und Zeit, die mit der Leitung einer Ballettkompanie nicht vereinbar sind. Daher habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, als Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts mit dem 4. April 2022 zurückzutreten und mich von allen damit einhergehenden Aufgaben zurückzuziehen. Meine Familie braucht nun meine ganze Unterstützung“, so Zelensky weiter.

Staatsintendant Serge Dorny: „Ich habe großen Respekt vor dieser nicht einfachen Entscheidung und wünsche Igor Zelensky und seiner Familie alles Gute. Herr Zelensky hat es in den vergangenen Jahren geschafft, den internationalen Ruf des Bayerischen Staatsballetts weiter zu festigen. Dies ermöglicht es uns, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Ich möchte Igor Zelensky aufrichtig für seine Arbeit für das Bayerische Staatsballett danken.“

Kunstminister Markus Blume: „Ich zolle der persönlichen Entscheidung Respekt. Das Bayerische Staatsballett hat unter der Leitung von Igor Zelensky große künstlerische Erfolge gefeiert. Im Gedächtnis werden vor allem die vielen Auftritte weltberühmter Ballettstars bleiben, die Herr Zelensky nach München geholt hat. Ich wünsche ihm für seine private und berufliche Zukunft alles Gute.“

Igor Zelensky

Igor Zelensky war von August 2016 bis April 2022 Direktor des Bayerischen Staatsballetts. Er wurde in Labinsk/Russland geboren, studierte am Ballettinstitut in Tiflis, unter anderem als Schüler des legendären Vakhtang Chabukiani, und am Waganowa-Institut in Sankt Petersburg. 1988 debütierte er am Mariinsky-Theater und wurde in kürzester Zeit mit den Hauptrollen des klassischen Repertoires betraut. Für lange Jahre stand er an der Spitze der männlichen Solisten des Mariinsky-Balletts (damals Kirov-Ballett).
Neben seiner Arbeit als Principal Dancer am Mariinsky-Theater und am New York City Ballet war Igor Zelensky gefragter Gastsolist bei internationalen Compagnien wie dem Royal Ballet in London und dem Teatro alla Scala in Mailand. Seit seinem ersten Auftreten beim Bayerischen Staatsballett im Rahmen der Terpsichore-Gala I im Jahre 1999 gastierte er regelmäßig in München. Zu sehen war er hier unter anderem als Solor in La Bayadère und als Des Grieux in Kenneth MacMillans Manon. Auf zwei Terpsichore-Galas tanzte er einen Pas de deux aus Shéhérazade und Balanchines Apollo.
Noch während seiner aktiven Zeit als Tänzer in Sankt Petersburg übernahm Zelensky die künstlerische Leitung des Balletts in Nowosibirsk, die er von 2006 bis 2015 innehatte. Von 2011 bis 2016 war er außerdem künstlerischer Direktor der zweiten großen Moskauer Ballett-Compagnie, dem Ballett des Stanislawski und Nemirowitsch-Dantchenko-Theaters. Als Inszenator großer Klassiker gewann er in Athen Erfahrung, wo er zwischen 2001 und 2006 Don Quijote, RaymondaSchwanensee, Dornröschen und La Bayadère herausbrachte.
Im August 2016 übernahm Igor Zelensky die Leitung des Bayerischen Staatsballetts und verpflichtete eine Reihe herausragender Tänzerinnen und Tänzer nach München. Seine erste Saison eröffnete er mit einem der erfolgreichsten Ballette des Bolschoi-Theaters, Yuri Grigorovichs Spartacus. Zudem präsentierte er Christopher Wheeldons Alice im Wunderland. 2017/18 feierten unter seiner Leitung die Choreographen Christian Spuck mit Anna Karenina und Wayne McGregor mit einem dreiteiligen Abend ihr Hausdebüt beim Bayerischen Staatsballett. Mit der Reihe Heute ist Morgen (ehemals À Jour) hat er zudem ein Format in den Spielplan aufgenommen, das zukunftsweisende Neukreationen der jüngeren Generation präsentiert. Zelensky brachte mit der Premiere von Jewels eines der bedeutendsten neoklassisch-abstrakten Werke George Balanchines und mit Coppélia das erste Werk Roland Petits beim Bayerischen Staatsballett zur Aufführung. In der Spielzeit 2019/20 hat er Andrey Kaydanovskiy zum Hauschoreographen ernannt, der 2021 mit Der Schneesturm (Auftragskomposition: Lorenz Dangel) sein erstes abendfüllendes Werk kreiert. In der Spielzeit 2020/21 präsentiert Zelensky neben der Uraufführung von Der Schneesturm mit Sharon Eyals Bedroom Folk und Liam Scarletts With a Chance of Rain zwei Werke von Tanzschaffenden, deren Arbeiten bislang noch nicht beim Bayerischen Staatsballett zu sehen waren. In seiner letzten Spielzeit 2021/22 brachte die Compagnie Christopher Wheeldons Cinderella sowie den dreiteiligen Abend Passagen heraus mit Choreographien von David Dawson, Marco Goecke und Alexei Ratmansky.

PM