Im Alter von 95 Jahren ist am 10. Dezember die englische Ballerina, Pädagogin und Ballettdirektorin Dame Beryl Grey gestorben, eine Zeitgenossin und Kollegin von Margot Fonteyn.
Grey wurde als Kind nicht nur in Ballett, sondern in sehr vielen Tanzarten bis hin zu Stepptanz, spanischem Tanz und Gesellschaftstanz ausgebildet. Die hochbegabte Tanzschülerin studierte dann bei Ninette de Valois und Vera Volkova. Bereits mit 14 Jahren wurde die geborene Londonerin ins Sadler’s Wells Ballet, das spätere Royal Ballet aufgenommen, im Jahr darauf war sie Solistin. Schon in diesem jungen Alter tanzte sie die großen Rollen wie Odette/Odile in „Schwanensee“ oder Giselle. Noch als Grey in der Schule war, änderte Ninette de Valois den ursprünglichen Nachnamen des Mädchens von Groom zu Grey.

Beryl Grey war eine große, elegante Tänzerin mit perfekter Technik und einer schönen, weiten Klarheit der Bewegungen. Bereits im jungen Alter arbeitete sie mit den Choreografen Robert Helpmann, Ninette de Valois und Frederick Ashton, später auch mit Léonide Massine und George Balanchine. Da sie auch dramatisch begabt war, spielte sie oft todbringende Figuren, auch als Dornröschen und Fliederfee wurde sie berühmt. In John Crankos „The Lady and the Fool“ verkörperte sie La Capricciosa, später Ashtons “Sylvia”. Da im Royal Ballet kein Vorbeikommen an Margot Fonteyn war, verließ Grey 1957 die Kompanie und gastierte als freischaffende Ballerina auf der ganzen Welt. Sie war die erste britische Tänzerin, die beim Bolschoi-Ballett in Moskau und dann auch in China gastierte. Über diese Gastspiele schrieb sie die Bücher “Red Curtain Up” (1958) und “Through the Bamboo Curtain” (1965).
1965 beendete Grey ihre Karriere, sie wurde Pädagogin und Schulleiterin. Als Vorsitzende der Imperial Society of Teachers of Dancing, Vizepräsidentin der Royal Academy of Dance und Präsidentin der British Ballet Organisation nahm sie immer wieder wichtige Rollen im britischen Ballett ein. 1968 wurde Grey Direktorin des London Festival Ballet (das heutige English National Ballet), das sie bis 1979 leitete und nach einer Zeit der Krise wieder international etablierte. Sie holte u.a. Klassiker von Rudolf Nurejew und Peter Schaufuss ins Programm. 1988 wurde sie zur Dame Commander of the British Empire ernannt, im selben Jahr erschien ihre Autobiografie „For the Love of Dance”.
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