Bericht von Ute Fischbach-Kirchgraber
Große Erleichterung bei den German Open Championships 2023 in Stuttgart: der Welt größtes Tanzturnier hat im Jahr 1 nach Corona wieder in großem, wenn auch im Vergleich zu früher, etwas geschrumpften Umfang stattgefunden. Dreißig Prozent mehr Starts im Vergleich zu letztem Jahr – die Zahl kletterte auf 3.800 – bei den ingesamt 62 Einzelwettbewerben, zudem 90 Prozent verkaufte Sitzplatzkarten im Kultur- und Kongresszentrum sorgten dafür, dass die Bilanz wieder stimmt. Der Verlust von 2022 wurde ausgeglichen. Immerhin geht es dabei um einen Millionen-Etat.
Die Paare haben es den Veranstaltern nicht leichtgemacht, denn viele entschieden sich erst im letzten Moment für eine (durchaus kostspielige) Teilnahme. Vielleicht ließen sich manche ja dadurch motivieren, dass die Startpreise ab einem späteren Zeitpunkt nochmals angehoben wurden auf stolze 70 Euro. Was bei den großen Turnieren natürlich 140 Euro bedeutet, wenn man die Vorrunde überlebt, denn ausgetragen wurde an zwei Tagen. Verwundert vermerkte man, dass es erstmals im Vorfeld keine Starterlisten gab. Und an Ort und Stelle auch kein Programmheft. Dazu war wohl die Zeit zu knapp. Alles online zu stellen hat natürlich den Vorteil, kein Papier zu verbrauchen.
Fotos: @vstudio.photos
Die Einführung der neuen Kategorie „Solotanz” für Kinder, Jugend und Junioren wurde gut angenommen – war aber (wie zu erwarten) fest in chinesischer Hand. Wie überhaupt die Chinesen den Medaillenspiegel anführten vor Deutschland, Rumänien, Italien und der Ukraine.
Bemerkenswert war, dass sich ein Generationenwechsel ankündigt – was durchaus auch sein Gutes hat. Dass man sich mit der rein sportlichen Ausrichtung von Tanzen etwas verlaufen hatte, war wohl auch dem Verband klar. Aber wie nimmt man eine Entwicklung, an der viele Paare hart gearbeitet haben, zurück? Die Corona-Zwangspause hat eine schnelle Neu-Orientierung möglich gemacht, da viele etablierte Paare nicht wieder auf die Tanzfläche zurückgekehrt sind.
Dass eine Rückbesinnung auf das Tanzen jetzt Vorrang hat vor artistischen Einlagen – die German Open Championships 2023 haben es gezeigt. Auffallend die durchgehend schönen Turniermusiken, in der Melodien zum Vertanzen einluden anstelle der sonst gepflegten harten Beats vor allem bei den lateinamerikanischen Tänzen. Wermutstropfen: Das Fernsehen, das früher immer von den Grand Slams berichtet hatte, entschied sich heuer dazu, stundenlang über „Rhein in Flammen” zu präsentieren. Die GOC wurde nur in täglich kleinen Berichten berücksichtigt. Dass die Turniere aber als Livestreams zu sehen waren, bringt die German Open Championships weltweit in Stellung.