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Die Schauspielschule „Ernst Busch“ kommt nach Berlin Mitte. Ab 21.11. im Kino!

„Tapfer und aufrecht durch alle Zeiten“

„Bitte nach Mitte!“ Vom Umzug einer Institution – die Schauspielschule „Ernst Busch“ kommt nach Berlin Mitte. Der neue Dokumentarfilm von Anne Osterloh

In ihrem neuesten Dokumentarfilm „Bitte nach Mitte! Die Schauspielschule Ernst Busch zieht um“ gelingt Regisseurin Anne Osterloh Bemerkenswertes: Sie schildert den Umzug der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, der ältesten deutschen Schauspielschule, von Schöneweide nach Berlin Mitte auf unkonventionelle Art. Der eigentliche Umzug rückt im Laufe des Films immer weiter in den Hintergrund. Im Blickpunkt steht, was die Hochschule noch heute zu einer der renommiertesten Schauspielschulen macht: Es sind vor allem die Menschen, Lehrende und Lernende, die der Schule seit ihrer Gründung 1905 ein unverwechselbares Gesicht geben.

Kaiserreich und Weimarer Republik, „Wilde Zwanziger“ und „Drittes Reich“, DDR, Wende und Bundesrepublik: „Diese Schule hat Zeiten hinter sich, die nicht glorreich sind,“ erklärt Leander Haußmann, Regisseur und Busch-Absolvent. „Aber letztendlich hat sie sich, im Großen und Ganzen, tapfer und aufrecht durch alle Zeiten geackert.“ Immer war die „Ernst Busch“ ein Spiegel ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft und weit mehr als eine Schauspielschule. Eine Institution mit Widerstandsgeist zu allen Zeiten ihrer Existenz. Ein lebendiges Gebilde, sich ständig reformierend mit starken Grundsätzen.

Ziel war und ist die Ausbildung junger Menschen für die Theater. Die Vermittlung des notwendigen Handwerks für die Bühne – aber noch viel mehr die Entwicklung von Persönlichkeit und Haltung. „Wir müssen die Welt erkennen. Und wenn wir sie erkennen, müssen wir sie verändern.“ Das war das Erste, was dem damaligen Erstsemester-Studenten Nils Strunk ein Dozent vermittelte. Das hat ihn beeindruckt und geprägt. Und mündete letztendlich in den massiven Studentenprotest im Jahr 2012 mit ihm als einer der tragenden Säulen. In diesem Jahr wurde der zuvor genehmigte Zentralstandort in Berlin-Mitte zunächst aus finanziellen Gründen gestrichen. Der kreative und zähe Widerstand unter dem Motto „Bitte nach Mitte!“ hatte Erfolg. Die „Ernst Busch“ lebte weiter und erhielt ihre neue Heimat in Berlin Mitte, im Herzen der Stadt.

Immer prägten herausragende Regisseure, Intendanten und Schauspieler Wesen und Wirken der Institution. Für einige Absolventen war das Studium „mit die schönsten vier Jahre meines Lebens“ (Lars Eidinger) und die Hochschule „immer ein Sehnsuchtsort“ (Nina Hoss). Genauso thematisiert werden aber auch die Schattenseiten. Lässt die zu Wort kommen, die die zahlreichen Zäsuren und Umbrüche am eigenen Leib erfahren durch Schikane in der DDR. Der Regisseurin gelingt es auf subtile Weise, dem Zuschauer ein authentisches Bild von Geschichte und Gegenwart der Schauspielschule zu vermitteln. Sie lässt Schauspieler, Regisseure, Intendanten, Dozenten und Wegbegleiter der „Ernst Busch“ zu Wort kommen – heute Stars, die jeder kennt; darunter Nina Hoss, Devid Striesow, Claudia Michelsen, Lars Eidinger, Mark Waschke, Leander Haußmann oder Thomas Ostermeier. Sensibel und mit großem Gespür für die Feinheiten zwischen den Sätzen zeichnet Anne Osterloh in den Interviews die Porträts von Menschen, die ein Teil der Geschichte von „Ernst Busch“ sind oder waren. Die einfühlsame Kameraführung unterstreicht die vorsichtige Annäherung an die Vergangenheit – und kommt komplett ohne Aufreger oder Effekthascherei aus.

Und Anne Osterloh weiß genau, worüber sie berichtet: Die gebürtige Hallenserin ist selbst Absolventin der „Ernst Busch“. Seit zehn Jahren gehört sie zum internationalen Schauspielensemble am Stuttgarter Theaterhaus. In 27 Jahren spielte sie in fast 100 Inszenierungen und führte Regie im Theater und Dokumentarfilm.

Sa 16.11.2019 I 19:00 I Premiere an der Ernst Busch Berlin

Do 21.11.2019 I 19:00 I Premiere im Theaterhaus Stuttgart