“…. nutzen Sie die Möglichkeiten!”
Das Thema Geldanlage wird in Tänzerkreisen nicht sonderlich diskutiert. Die wenigsten unserer Kollegen haben sich jemals ernsthaft mit dieser Frage auseinandergesetzt. Umso erstaunlicher ist es für mich, wenn ich immer wieder höre, wie Tanzpädagogen und Studiobesitzer mit diesem Problem umgehen. Schenkkreise stehen in der Popularität ganz oben, aber auch andere exotische Anlageformen sind en vogue. Dem Finanzprofi dreht sich dabei der Magen um. Aber lassen Sie uns von Anfang anfangen.
SPAREN
Die goldene Regel, fürs Alter einen Kapitalstock aufzubauen, ist langfristiges Sparen. Wobei die Betonung auf ‘langfristig’ liegt, d.h. mindestens 20 noch besser 30 oder gar 35 Jahre. Darüber sind sich alle Experten einig, denn nur langfristig kann der so genannte Zinseszinseffekt wirken. Wir müssen das hier nicht finanzmathematisch aufschlüsseln, man stelle sich einfach eine Karnickelpopulation vor. Es kommt also nicht so sehr auf die Höhe der monatlichen Sparrate an als vielmehr darauf, dass man unbeirrt über Jahrzehnte durchhält. Angestellte werden vom Staat gezwungen, ca.10 % ihres Monatseinkommens für die Rente zu sparen (Rentenversicherungsbeitrag). Wer als Selbstständiger in ähnlicher Höhe spart, kann nach ein paar Jahrzehnten auf ein erkleckliches Vermögen blicken.
Die traditionellen und allseits bekannten Sparformen sind die Lebensversicherung und die private Rentenversicherung, die für große Teile der Bevölkerung seit Jahrzehnten eine wichtige Säule des privaten Sparens darstellen. Seit 2005 sind diese Sparformen nicht mehr (wie bisher) steuerbegünstigt und haben damit an Attraktivität verloren. Da alle anderen Anlageformen aber ebenfalls steuerlich belastet sind, ist die private Rentenversicherung auch aus heutiger Sicht empfehlenswert, wenn es um sicheres Langfristsparen geht. Auf Details möchte ich an dieser Stelle verzichten, der Steuerberater sowie Versicherungsvertreter werden Ihnen die Details erläutern. Tipp: Da auch unter Versicherungsvertretern die Konkurrenz groß ist, bieten viele bei Abschluß einer großen Kapitalversicherung einen Anteil ihrer Vermittlungsprovision an, fragen Sie danach (siehe Kasten).
Fondssparpläne
Da der weggefallene Steuervorteil die Rendite von Kapitalversicherungen deutlich hat schrumpfen lassen, entscheiden sich immer mehr Anleger für so genannte Fondssparpläne. Die monatliche Rate wird vom Fondsverwalter investiert, Zinsen und Wertsteigerungen bleiben in Fonds angelegt, der Zinseszinseffekt wird optimal genutzt. Praktisch alle großen Finanzhäuser bzw. ihre Tochterfirmen bieten solche Fonds / Fondssparpläne an. Die Ersparnisse werden professionell gemanagt, der
Anleger muss sich nur überlegen in welche Art von Fonds er sein Geld
anlegen möchte. Die drei Hauptkategorien sind Immobilien, festverzinsliche Wertpapiere (Renten) oder Aktien. Der Immobilienfonds investiert die eingenommenen Beiträge in große (Gewerbe-) Immobilien und versucht über Vermietung dieser Flächen seine Rendite zu erwirtschaften. Grundsätzlich sind Immobilien eine sehr sichere Anlage. Doch sind Ertrag und Wertentwicklung sehr von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage abhängig. In Zeiten sinkender Gewerbemieten (wie jetzt) ist es schwierig für Fonds, attraktive Renditen zu erwirtschaften. Die Turbulenzen um den Immobilienfond der Deutschen Bank zum Jahreswechsel 05/06 sind manchem noch in Erinnerung.
Der Rentenfond investiert in festverzinsliche Wertpapiere verschiedener Laufzeiten, verschiedener Anbieter und gegebenenfalls in verschiedene Währungen. Rentenfonds sind eine außergewöhnlich sichere Geldanlage. Andererseits ist es für den Fondverwalter in Zeiten steigender Zinsen, wie wir sie heute haben, sehr schwierig, attraktive Renditen zu erzielen.
Der Aktienfond kauft naturgemäß Aktien. Aktien haben ein enormes Gewinnpotential, sind daher aber auch wesentlich riskanter. “Die Börse ist keine Einbahnstraße” sagen Finanzprofis. Langfristig, d.h. im Bereich von 20 bis 30 Jahren haben in der Vergangenheit die Entwicklung von Aktienkursen alle anderen Formen der Geldanlage übertroffen. Kurzfristig hingegen sind die Aktienkurse hohen Schwankungen ausgesetzt. Der Aktientipp der Gebrüder Gottschalk beispielsweise, die Deutsche Telekom, ist zwischen 2000 und 2002 von ihrem Höchststand bei
über 100 Euro auf unter 10 Euro gefallen. Die Gottschalks werden das verkraftet haben, für uns Kleinsparer allerdings heißt deshalb die goldene Regel, dass der Aktienanteil der Ersparnisse mit zunehmendem Alter abnehmen sollte. Denn wer schon 70 ist, möchte schließlich nicht mehr 30 Jahre lang auf die Erholung des
Aktienmarktes warten.
Der Fondssparer steht also vor der Qual der Wahl. Wer sich jetzt nicht für eine der vorgestellten Formen entscheiden kann, dem bieten die Banken sogenannte gemischte Fonds an. Der Fondsmanager kauft dann sowohl Aktien als auch Immobilien und Rentenpapiere. Damit liegen “nicht alle Eier in einem Korb” – auch das eine wichtige Regel für Geldanleger.
GELDANLAGE
Im Gegensatz zum monatlichen Sparen sehen sich viele, vor allen Dingen schon ältere Anleger, mit dem im Grunde recht angenehmen Problem konfrontiert, einen größeren Geldbetrag anlegen zu müssen. Wieder bieten sich die schon genannten drei Hauptanlagearten an: Immobilien, festverzinsliche Wertpapiere und Aktien. Im Grunde gilt auch hier das oben schon Gesagte. Aktien bieten die größten Chancen aber eben auch die größten Risiken. Gründliche und unabhängige Beratung ist unbedingt nötig. Festverzinsliche Wertpapiere bieten hohe Sicherheit, aber eben nur mageren Ertrag, derzeit cirka 4 % im Jahr. Die meisten Experten raten im Moment, nur Wertpapiere mit kürzeren Laufzeiten zu kaufen. Denn wenn der Zins im Laufe von ein oder zwei Jahren auf 5 % steigt, wäre es natürlich besser, später ein höherverzinsliches Papier zu kaufen. Und lassen Sie sich nicht täuschen! Ein Anstieg von 4 auf 5 % entspricht einer Erhöhung um 20 %, ein Anstieg von 4 auf 6 % gar einer Erhöhung von 50 %! Es geht bei größeren Summen also um eine Menge Geld, nicht nur “um ein paar Prozente”.
Mit Immobilien sind viele Menschen reich geworden, aber eben auch arm. In der Regel gilt das eigene Haus oder die Wohnung als sehr sichere Anlage, sie birgt aber vor allen Dingen zwei Risiken: Zum einen ist die Wertentwicklung sehr, sehr schwer einzuschätzen. Aus den Kohlschen “blühenden Landschaften” im Osten z.B. ist nichts geworden und die Immobilienkäufer von damals sind – allen Prognosen zum trotz – die Gelackmeierten von heute. Zum zweiten bindet die Immobilie immer einen
sehr großen Anteil der Ersparnisse in einem einzelnen Objekt. Während man bei Wertpapieren seine Ersparnisse auf ganz verschiedene Anlageklassen verteilen kann und gegebenenfalls ohne Probleme Teile davon verkaufen kann, gilt für die Immobilie: Alles oder nichts!
Zertifikate
In den vergangenen Jahren hat sich eine völlig neue Anlageform entwickelt. Wer ein Zertifikat kauft, investiert nicht in reale Werte sondern beteiligt sich an der Entwicklung bestimmter Indizes. Wer etwa glaubt, der deutsche Aktienindex DAX wird in Zukunft steigen, kauft ein DAX-Zertifikat. Steigt der DAX um 1 % steigt auch das Zertifikat um 1 %. Aber eben auch umgekehrt! Eine interessante Anlageform für
ambitionierte Sparer, weil Abwicklungsgebühren und Spesen (im Gegensatz zu Fonds) minimal sind. Die Banken bieten hunderte von verschiedenen Zertifikaten ganz unterschiedlicher Konstruktionen an. Entsprechend hoch ist hier natürlich auch der persönliche Beratungsbedarf.
Provisionen
Insidern ist das bekannt: Bei praktisch allen Geldgeschäften fließt eine Vermittlungsprovision. Egal ob Sie eine Lebensversicherung abschließen, Fondsanteile, Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere kaufen, immer fließt eine Provision, auch wenn das aus den Unterlagen nicht hervorgeht. Rühmliche Ausnahme sind nur unabhängige Vermögensverwalter, die Ihnen explizit zusichern, keine Provisionen anzunehmen bzw. sie Ihnen gutschreiben. Nur dann werden Sie absolut unbefangen beraten. Natürlich arbeitet auch der Vermögensverwalter nicht kostenlos. Er wird Ihnen eine vom Aufwand, vom Erfolg oder vom Volumen abhängige Gebühr berechnen. Aber das ist gut angelegtes Geld. Der Berater will dann wirklich ihr Bestes. Allerdings besteht diese Möglichkeit nur für die Anleger von größeren Beträgen. Mindestvolumen von über 100.000 Euro sind branchenüblich.
Stefan Sixt