Johann Sebastian Bachs letzte Komposition begleitet die letzte Premiere in John Neumeiers finaler Spielzeit mit dem Hamburg Ballett: „Dona Nobis Pacem“ (Schenke uns Frieden) – passender könnte eine Ära kaum zu Ende gehen. Auf der Pressekonferenz im „Ballettzentrum – John Neumeier“ stellte der Hamburger Ballettchef am 4. April 2022 seine Jubiläumssaison vor: 50 Jahre John Neumeier und das Hamburg Ballett soll würdig begangen werden.
Neben der Premiere stehen vier Wiederaufnahmen auf dem Spielplan: alle „keine Renner“, wie Neumeier sich ausdrückt, sondern Werke, die dem Choreografen sehr wichtig sind. Dazu gehören „Préludes CV“, „Illusionen – wie Schwanensee“, „Romeo und Julia“ sowie die „Dritte Sinfonie von Gustav Mahler“ – immer noch das Signatur-Stück der Truppe. Die 48. Hamburger Ballett-Tage werden im Sommer 2023 auf vier Wochen verlängert und zeigen 19 verschiedene Produktionen und drei Gastspiele internationaler Kompanien.
Eröffnet wird die Jubiläumsspielzeit am 3. September 2022 auf dem Hamburger Rathausmarkt: dort gibt das gesamte Ensemble Einblicke in „The World of John Neumeier“, open air und kostenlos, mit einer Art getanzter Biografie anhand von Ausschnitten aus 50 Jahren.
Zum Repertoire der Spielzeit gehören 13 weitere Ballette. Die legendäre „Matthäus-Passion“ kehrt noch einmal in den Michel zurück, für den sie damals kreiert wurde, und alle drei Werke zu Tschaikowsky-Musik („Dornröschen“, „Der Nussknacker” und „Illusionen – wie Schwanensee aus den Händen von Neumeier und Bühnenbildner Jürgen Rose) sind erneut zu erleben. Ballett-Werkstätten sowie Auftritte des Bundesjugendballetts und der Ballett-Schule gehören ebenfalls zur nächsten Saison.
Der Erste Solist Edvin Revazov, geboren in Sevastopol und ausgebildet in Kiew, organisiert sowohl für Ballettschüler als auch für ausgebildete TänzerInnen aus der Ukraine Benefiz-Veranstaltungen bzw. konkrete Hilfsangebote wie Training und Unterbringung geben.
Wie eine Nach-Neumeier-Ära in Hamburg aussehen könnte, steht heute noch in den Sternen. Eine Findungs-Kommission arbeitet an der Frage der Nachfolge …
Dagmar Ellen Fischer