Koffi im Buch
Als Tänzer, Choreograf und initiierter Priester des Vodun gehört Koffi Kôkô seit den 1980ern zu den wichtigsten Gestalten einer zeitgenössischen Tanzszene in Afrika. Abwechselnd lebt er in Ouidah in seiner Heimat Benin und in Paris und praktiziert damit den Spagat zwischen afrikanischem Spiritualismus und westlich nüchternem Denken. Vodun (oder Voodoo) ist eine in Westafrika entstandene synkretische Religion, die heute weltweit rund 60 Millionen Anhänger zählt. Im Zentrum des Vodun steht nach Kôkôs Worten die Verehrung der Erde als Ort unseres Ursprungs und unserer Heimkehr. Viele beeindruckende Vorstellungen hat der international tourende Tänzer auch in Berlin gegeben und dort mit seinen naturnahen Vorstellungen Spuren hinterlassen. Aus den Gesprächen, die der Kulturkritiker Johannes Odenthal über drei Jahrzehnte mit ihm führte, ist nun ein überaus anregendes Buch entstanden, das sich in 16 Kapiteln dem Tänzer und seinem philosophischen Hintergrund anzunähern versucht und das ein Glossar und ein Werkverzeichnis komplettieren. Johannes Odenthal: „Passagen. Der Tänzer Koffi Kôkô und die westafrikanische Philosophie des Vodun“, Alexander Verlag Berlin, 205 S., zahlreiche Abb., ISBN 978-3-89581-489-1
Gala im Kreml-Palast
„Ballettstars des 21. Jahrhunderts“ präsentierte eine Gala im Moskauer Kreml-Palast. Was in den 1960ern als Saal mit 6000 Plätzen für Parteitage erbaut wurde, dient heute als Konzerthalle, in der Künstler von Elton John bis Tina Turner gastiert haben und die auch über eine eigene Ballettkompanie verfügt. Ihre diesjährige Gala wurde von Mikhail Kaniskin mitgestaltet und vereinte Starsolisten aus aller Welt. Neben führenden Tänzern russischer Theater wie Bolschoi, Mariinsky und der Truppe von Boris Ejfman traten Maria Eichwald, Lucia Lacarra, Roberto Bolle, Ivan Vasiliev, Marcelo Gomes und Daniel Ulbricht auf. Von deutscher Seite waren Silvia Azzoni und Alexandre Riabko aus Hamburg, Osiel Gouneo aus München sowie Elisa Carrillo Cabrera und Mikhail Kaniskin aus Berlin geladen. Das Programm reichte von Klassikern bis zur Weltpremiere und enthielt als Spezialbeitrag Marco Goeckes „All Long Dem Day“, mit dem das Landesjugendballett Berlin ein Zeichen setzte.
Abschied
Überraschend starb, wie das Theater Bielefeld mitteilt, Philip Lansdale. Von 1998 bis 2005 war er Ballettdirektor in der ostfestfälischen Großstadt und schuf in dieser Zeit 16 abendfüllende Werke, von „La Sylphide“ und „Coppélia“ über „Peer Gynt“, „Sacre“ und „Der Tod in Venedig“ bis zu „Don Juan“ und – in moderner Version – „Schwanensee“. Auch bei Produktionen von „Cabaret“, „West Side Story“, „Zar und Zimmermann“, „Hair“, „Evita“ und „Hamlet“ hatte er die Choreografie übernommen. Lansdale, 1952 in England geboren und Absolvent der Royal Ballet School, tanzte beim London Festival Ballet, beim Northern Ballet Theatre Manchester und bei Batsheva, war Trainingsmeister in Bonn und Hannover, Ballettdirektor in Saarbrücken und Rouen, ehe Bielefeld seine künstlerische Heimat wurde. Bis zuletzt war er pädagogisch tätig.