Wenn Joachim Gauck Lilian Harvey zum Tanz bittet
von Horst Vollmer
Von höchster Stelle und dennoch unterirdisch: Was so alles an Unsinn und Blödsinn über Tanz verlautbart wird. Diesmal: Politik.
Angela Reinhardt resümierte in ihrem Beitrag „Stirbt die Tanzkritik aus?“ für die Ausgabe 100 von Dance for You: „Nicht einfach googeln und alles glauben, was da steht: Der Leser muss zum Kritiker des Kritikers werden.“ Wie wahr! Und doch nur ein Teil des Problems. Denn nicht nur „die Presse“ produziert mit schaurig schöner Regelmäßigkeit Un- und Blödsinniges über Tanz. Die Technik des Bohrens besonders dünner Bretter beherrscht unsere Gesellschaft, wenn es um Tanz geht, auch an ganz anderen Stellen. Manchmal sogar an höchsten…
Als der Präsident der Bundesrepublik Deutschland 2016 zu einer „Soiree zur Würdigung des Tanzes“ ins Schloss Bellevue lud, tänzelten in seiner Begrüßung die Metaphern: Mit sprachlichen Pirouetten umschleierte Joachim Gauck, dass in seinem Leben „Tanz“ nie wirklich „seins“ war. Muss es ja auch nicht. „Tanz“ kommt in der Arbeitsplatzbeschreibung eines Bundespräsidenten vermutlich selten vor, und wenn das Staatsoberhaupt dem Tanz die Ehre gibt, ist der Anlass selbst allemal bedeutungsvoller als des Gastgebers persönliche Tanzerfahrung. Dessen Zugewandtheit und freundliche Worte: Mehr bedarf es nicht.
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