Ballett Akademie HMTM Workshop mit Beschäftigten. Foto Jakob Schad
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Tanzausbildung im Wandel: Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München stellt pädagogisches Konzept vor

Vor dem Hintergrund der großen Notwendigkeit einer zukunftsweisenden Reform der Tanzpädagogik hat die  Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) in einem umfangreichen und  Prozess im Verlauf des Studienjahres 2019/2020 ein pädagogisches Konzept entwickelt, das heute im Rahmen eines digitalen Pressegesprächs der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Konzept ist seit Oktober 2020 verbindliche Grundlage der Ausbildungsarbeit der Ballett-Akademie und wurde in verschiedenen Workshops eingeführt. In regelmäßigem Turnus wird es überprüft und an neue Entwicklungen angepasst. Das Konzept stellt die ganzheitliche Wahrnehmung der jungen Tänzerinnen und Tänzer der Ballett-Akademie in seinen Mittelpunkt. Neben den Zielen, Schwerpunkten und der Struktur der Ausbildung an der Ballett-Akademie definiert es die grundsätzlichen didaktisch-methodischen Ansätze der pädagogischen Arbeit. Damit schafft es verbindliche und transparente Richtlinien für die Ausbildungsarbeit und für eine grundlegende Qualitätssicherung.
Das Konzept ist es ein klares Bekenntnis zu einer kontinuierlichen Reflexion der Tanzpädagogik, zu der sich jede lehrende Person an der Ballett-Akademie verpflichtet. Der hohe künstlerische Anspruch in der Ausbildung, fußend auf die Waganowa-Methode, steht dabei bewusst gleichberechtigt neben dem Bildungsanspruch, die Studierenden ganzheitlich wahrzunehmen und in ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Klare Strukturen und Prozesse innerhalb der Ballett-Akademie, das Einbinden von Vertrauenspersonen, eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern der oft minderjährigen Studierenden sowie eine ausgeprägte Feedback-Kultur definieren außerdem den Rahmen für einen wertschätzenden, respekt- und verantwortungsvollen transparenten Umgang miteinander. Prof. Dr. Bernd Redmann, Präsident der HMTM sagt dazu:  „Die internationale professionelle Tanzausbildung steht vor einem umfassenden Kulturwandel. Unsere Hochschule reflektiert diese Entwicklung seit mehreren Jahren sehr intensiv. Die Ergebnisse dieses breiten Reflexionsprozesses haben wir nun in einem ethisch-verbindlichen Konzept zusammengefasst. Das Konzept ist ein klares Bekenntnis für einen wertschätzenden und respektvollen Umgang zwischen allen Mitgliedern unserer Ballett-Akademie, immer ausgehend von unseren jungen Tänzerinnen und Tänzern. Ich freue mich, dass wir heute diesen großen Schritt der Öffentlichkeit vorstellen können.“

Prof. Jan Broeckx und Prof. Olivier Vercouterre, Foto Jakob Schad 

Prof. Jan Broeckx, der Leiter der Ballett-Akademie ergänzte dazu: „Allen Verantwortlichen in der Tanzwelt sollte heute bewusst sein, dass der historisch-überlieferte Ansatz zur Ausbildung, geprägt durch ein autoritäres Meister-Schüler-Verhältnis, nicht mehr zeitgemäß ist. Wir an der Ballett-Akademie in München wollen ausdrucksstarke und gesunde Tänzerinnen und Tänzerinnen ausbilden. Deshalb setzen wir einen ausdrücklich ganzheitlichen Ansatz gleichberechtigt neben die rein technisch-künstlerischen Anforderungen. Unser pädagogisches Konzept, das wir gemeinsam mit allen Betroffenen entwickelt haben, formuliert ganz genau unseren heutigen Anspruch an eine neue Tanzpädagogik. Mit diesem Konzept brechen wir auf – in den kommenden Jahren werden wir dieses Konzept mit Leben füllen. Ich freue mich sehr darauf.“

Das pädagogische Konzept wurde während des Studienjahres 2019/2020 auf Basis einer Reihe von Workshops mit dem Lehrkollegium der Ballett-Akademie entwickelt und von David Russo, Anna Beke, Simone Geiger, Isabelle Severs und dem Leiter der Ballett-Akademie Prof. Jan Broeckx unter der Koordination des Studiendekans der Hochschule Prof. Dr. Andrea Sangiorgio verfasst. In mehreren Workshops wurde es mit den Lehrenden der Ballett-Akademie diskutiert und von der Studierendenvertretung, dem Elternbeirat der Jungstudierenden, der Verwaltung der Ballett-Akademie, der Arbeitsgruppe „Respekt!“ der HMTM und der Stabstelle Qualitätsmanagement überprüft.  Nach Genehmigung der Hochschulleitung am 29. September 2020 wurde es in Workshops mit allen Beschäftigten (Lehre und Verwaltung; 7.10.) und den Studierenden (17.10.) eingeführt. Die Vorstellung des Konzepts für die Eltern der Jungstudierenden musste aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie noch verschoben werden. Das Konzept wird nach dem ersten Jahr innerhalb der Ballett-Akademie überprüft. Danach soll es im Turnus von drei Jahren regelmäßig diskutiert und ggf. angepasst werden.

Workshop mit Studierenden, Foto Severin Vogl

Die Ballett-Akademie wurde 1995 von Konstanze Vernon, der unvergessenen Primaballerina und ehemaligen Leiterin des Bayerischen Staatsballetts, gegründet. Bereits im Jahr 1987 hatte Konstanze Vernon in Gedenken an ihren langjährigen Tanzpartner Heinz Bosl die Heinz Bosl-Stiftung gegründet, die junge tänzerische Talente weiter qualifizieren sollte. Um die Ausbildung im Rahmen eines Studiums anbieten zu können, mündete ihr Engagement in der Gründung der Ballett-Akademie unter dem Dach der heutigen Hochschule für Musik und Theater München.  Als Kooperation der Ballett-Akademie, des Bayerischen Staatsballetts und der Heinz Bosl-Stiftung ist das Bayerische Junior Ballett München (ehemals Junior Company) die wichtige Schnittstelle zur Arbeit in einer professionellen Kompagnie.