Tanz im Musical – und woher sich der Showtanz immer wieder neue Inspiration holt
von Angela Reinhardt
Die schnippenden Jungs in „West Side Story“ oder die lange Tänzerreihe, die in „A Chorus Line“ mit ihren goldenen Zylindern wippt, das Ensemble, das in „42nd Street“ die Treppe heruntersteppt, oder der heiße Mr. Mistoffelees in „Cats“: Der Tanz gehört von Anfang an als wesentlicher Teil zum Musical, dieser typisch amerikanischen und sich ständig verändernden Form des Unterhaltungstheaters. Die einzigartige Kombination, die wir heute als „Show Dance“ bezeichnen, besteht aus einer erstaunlichen Vielzahl von Elementen und spiegelt auf ihre Weise den Schmelztiegel Amerika wieder. Ihre wesentlichen Zutaten stammen vom Ballett, aus der Folklore, vom Gesellschaftstanz und von der Straße, also von fast allen nur denkbaren Arten, den menschlichen Körper zu Musik zu bewegen. Zwar gibt es eine klassische Form des Broadway-Tanzes, aber die Musicalchoreografie wandelt sich ständig, integriert immer wieder neue Stile. Neuerdings arbeiten Künstler wie Anne Teresa de Keersmaeker am Broadway, Christopher Wheeldon ist dort schon ein alter Hase – mehr denn je stellt sich die Frage, ob man wirklich zwischen der „unterhaltenden“ und der „ernsthaften“ Tanzkunst unterscheiden muss.
Am Anfang des Musicaltanzes stand das Vaudeville, die amerikanische Variante des Varietés, dazu gesellten sich Einflüsse der großen Ballettkompanien, die um 1900 aus Europa…
Weiterlesen in der Ausgabe 105/2022
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