René Casselly und Kathrin Menzinger keieren bei „Letztes dance“ einen neuen Showtanz-Stil
Nun haben sie also wieder getanzt bei RTL. Alles wie immer, aber nicht ganz. Denn wann hätte es das schon gegeben, dass Oberjuror Joachim Lambi erst einmal schweigt – weil er sprachlos ist. Der Grund dafür war der Sieger der 15. Staffel von „Let´s dance“, René Casselly, der zusammen mit Profitänzerin Kathrin Menzinger nicht nur zu ungeahnten Tänzerhöhen aufgestiegen ist, sondern mit ihr zusammen einen ganz neuen Tanzstil kreiert hat.

Was aber nur ging, weil Kathrin Menzinger, Weltmeisterin im Showtanz, schon immer ein besonderes Faible für Grenzerweiterungen hatte und mit ihren immer mal wieder angesprochenen „Sixpacks“ auch die Power für spektakuläre Akrobatik-Einlagen. Da musste nur ein Zirkus-Artist wie René kommen, der Saltos ohne Ende einstreuen kann. Mit ihm zusammen haben sie nie gesehene Hebefiguren und Sprünge eingestreut – ohne dabei auf hochwertiges Tanzen zu vergessen.
Die anfänglich monierte gewisse Steifheit im Oberkörper, die Rene natürlich erst einmal half, die Standardtänze ansehnlich zu meistern, löste sich nach und nach, wobei das Performen für ihn zum täglichen Handwerk in der Arena gehört. Show vor Publikum ist etwas, das in seine DNA eingeschrieben ist.
Damit hatte er vor anderen angetretenen Promis einen uneinholbaren Startvorteil – vor allen, wenn sie sich wie Lilly zu Sayn-Wittgenstein oder Kathrin Bosbach eher auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegen. Mithalten konnte hier nur die schärfste Mitkonkurrentin im Finale, Janine Ullmann, ihrerseits Auftritte-geprüfte Schauspielerin und Moderatorin.


Ansonsten konnte man mal wieder verfolgen, wie schwer es doch ist, Tanzen zu lernen, das mehr ist als ein von Fuß zu Fuß zu treten oder einfach die Hüfte zu schwingen. Zum Kaschieren brauchte es jede Menge Nebelschwaden und glitzernde Lichteffekte. Besondere Aufmerksamkeit erhielt natürlich Amira Pocher, die – im Gegensatz zu ihrem bei „Let´s dance“ früh ausgeschiedenen Ehemann Oliver – mit Massimo Sinato ansehnliche Tango-Reife erreichte und das Finale knapp verpasste.

Der Mut und Einsatz von Mathias Mester, dem kurzbeinigen Paralympic-Star, der zusammen mit Renata Lusin auftrat, kam beim Publikum besser an. Als Dritter im Finale „schrumpfte“ er sich aber zum amüsanten Schlumpf, der vor allem für gute Laune sorgte. Der Unterhaltungswert steht bei „Let´s dance“ eben ganz oben. Daher geht es viel ums Glitzern. Seien es die Pardiesvogel-abartigen Auftritte von Jorge Gonzalez oder die knappen sexy Kostüme, die auch vor goldenen Unterhosen für die Herren nicht Halt machten.
Im letzten Battle des Finales ist da auch Janine Ullmann auf die Sex-sells-Nummer aufgesprungen mit einem bombastischen Las Vegas-reifen Burlesk-Tanzprogramm. Nichts davon jedoch bei René Casselly und Kathrin Menzinger: sie brauchten nur sich selbst, ein fabelhaft zusammengestelltes Programm aus mehreren Tänzen – und einen Hauch von Akrobatik, der so was von auf den Punkt kam, dass standing ovations die einzig mögliche Reaktion waren. Und natürlich der Titelgewinn zum Dancing-Star 2022.
Ute Fischbach-Kirchgraber