Qualitätssiegel für den Beruf
Seit Jahren wird heiß diskutiert, jetzt endlich beginnt es Form anzunehmen: die Ankerkennung des Berufsbildes Tanzpädagogik für künstlerischen Tanz. Wir wollten wissen, welche die Qualitätskriterien für Tanzpädagogen und deren Ausbildung sind und sprachen dazu mit dem Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik, Jaš Otrin.
Herr Otrin, was macht die Qualität eines Tanzpädagogen aus?
An allererster Stelle die fachliche Kompetenz. Allein die professionellen Fähigkeiten eines Tanzpädagogen gewährleisten ein gesundes Unterrichten. Hierzu bedarf es guter Kenntnisse der Ontogenese, der funktionellen Anatomie, der Physiologie, der Bewegungsanalyse und der Fehlerkorrektur. Des Weiteren erfordert die Arbeit eines Tanzpädagogen künstlerische Kreativität. Er muss in der Lage sein, Neugierde und Begeisterung für den Tanz und die Kunst zu wecken, zu motivieren, Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten individuell zu fördern und ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln, Stärken auszubauen und an Schwächen zu arbeiten. Hier ist ein Fachwissen der angewandten
Methodik und Didaktik unabdingbar. Der Tanzpädagoge muss darüber hinaus über sehr gute Kenntnisse der Musiklehre und auch der Rhythmik verfügen und die unterschiedlichen Entwicklungen der Tanzgeschichte kennen. Um all diese Aspekte gewährleisten zu können, bedarf es regelmäßiger Fort – und Weiterbildungen, welche auch fächerübergreifend erforderlich sind.
Was ist im Unterricht zu beachten?
Nur durch gute Fachkenntnisse der allgemeinen Pädagogik – unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lerntypen – ist ein seelisch gesunder Unterricht gewährleistet und kann den Nachwuchs in seiner Persönlichkeitsentwicklung stärken und voranbringen.
Qualitativ guter Unterricht verlangt vom Unterrichtenden ein hohes Maß an Persönlichkeit,
Authentizität, Charisma und Ausstrahlung. Empathie, menschliche Intuition, emotionale Intelligenz dürfen auf keinen Fall fehlen. Ein guter Tanzpädagoge benötigt Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis. Er muss verständnisvoll und vertrauenserweckend sein und sollte über sprachliches Ausdrucksvermögen und generell über eine positive Sprache verfügen, die es ihm ermöglicht, sich respektvoll den Schülern gegenüber zu äußern und zu handeln.
Warum sollte der Beruf des Tanzpädagogen geschützt sein?
Politisch gesehen ist die Definition des Berufsbildes des Tanzpädagogen wichtig, z.B. für die Agentur für Arbeit. Durch das vom DBfT geschaffene Qualitätssiegel wird für Außenstehende ein leicht erkennbares Qualitätszeichen gesetzt. Es muss jedoch noch definiert werden, was eine Schule für Künstlerischen Tanz ausmacht, und welche Qualitätskriterien diese zu erfüllen hat.
Insgesamt kann nur durch aktivere und verbesserte Präsenz in der Öffentlichkeit und verstärkte Lobbyarbeit das Bewusstsein für den Tanz und darüber hinaus auch seine positiven Auswirkungen auf den Menschen als Ganzes in der Bevölkerung, in den Schulen und in den Ministerien gestärkt und ausgebaut werden. Darüber hinaus ist es absolut notwendig, auch ein Bewusstsein für qualitativ guten Tanzunterricht in der Öffentlichkeit zu schaffen.