„Der Liebhaber“ Ch. Marco Goecke Staatsballett Hannover © Ralf Mohr
People

Qualität statt Quantität! Ein Rückblick

Ein Rückblick auf die Corona-Saison 2020/2021 

Kein Titel-Banner, der auf die einzige Ballett-Livepremiere des Staatstheaters Nürnberg in der Spielzeit 20/21 hinweist. Stattdessen schmückt folgender Satz den Balkon des Nürnberger Opernhauses: „Nun haben wir, wonach man brennt: das happy, happy, happy, happy End!“ Was Künstler zum Spielzeitausklang nach mehr als einem halben Jahr weiteren Lockdowns euphorisiert über die Bühnen treibt, lässt sich kaum besser in Worte fassen. Nebenan schlendern Besucher ins Schauspielhaus. Den Platz davor beleben Orchester und Gesang. Full house – verteilt auf drei Spielstätten sozusagen. In und zwischen den Stuhlreihen klaffen hier wie da allerdings große Lücken.

Eine Sitzordnung nach Schachbrettmuster – zuletzt in Ulm, Stuttgart, Hamburg oder bei den Münchner Festspielen praktiziert – hat sich bislang nicht allerorts durchgesetzt. Angesichts der hygienetechnisch skandalös freizügig durchgewunkenen Fußball-EM darf man sich fassungslos die Frage nach dem Warum stellen. Das in Österreich bereits 2020 – ohne jegliche Infektionsfolgen – erprobte Pilotprojekt sollte längst überall Usus sein! Glücklicherweise scheinen vorerst selbst wirtschaftlich einschneidende Beschränkungen den schöpferischen Drive von Tanzschaffenden nicht zu drosseln. Oft konnte man sogar eine substanzielle Vertiefung und besonders ausgefeiltes Arbeiten sowie einen Zuwachs im Bereich choreografierender Tänzer beobachten – in großen Metropolensembles ebenso wie in kleineren Kompanien.

So fächerte Karl Alfred Schreiner in „Undine – ein Traumballett“ zu Mahlers rekonstruierter 10. Sinfonie Bilder von sich langsam entwickelnder, multiplizierender und in sich gekehrter lebendiger Schönheit kanonartig streng strukturiert über die gesamte Fläche des Theaterraums auf. Unter dem Szenen-Topos „Sehnsucht“ und frei von jeglichem Tempodrang oder hektischem Zwang. Die mehrfach verschobene…