Habt den Mut, Euch auszudrücken!
Auf einem Workshop mit Motsi Mabuse
von Ute FISCHBACH-KIRCHGRABER
Sie ist das freundliche Aushängeschild des Tanzens in der Fernseh-Öffentlichkeit: Motsi Mabuse. Wenn sie mit ihren Jury-Kollegen Joachim Llambi und Jorge Gonzales die Punkte-Kelle bei „Let´s Dance“ schwingt, können die Teilnehmer ziemlich sicher sein, dass da eine wohlwollende Stimme spricht, die versucht, das Gute an der Performance zu sehen. Sie zeigt eine warme, menschliche Seite und lässt nicht nur Worte, sondern auch ihren Körper sprechen, wenn sie von ihrem Jurysitz aus vorführt, wie elastisch und beredt eine Latein-Bewegung sein kann.
Immer fokussiert: Motsi Mabuse mit Tanzpartner Timo Kulzak © Thomas Kirchgraber
Dass es ein langwieriger Prozess ist, Tanzen wirklich zu lernen, weiß niemand besser als Motsi Mabuse. Sie selbst hat als weltweit herausragende Tänzerin ihre Erfolge gefeiert. Motsi sitzt nicht nur in der TV-Jury. Sie leitet eine eigene Tanzschule und unterrichtet auch Turniertänzer auf hohem Niveau – wo es nicht um eine glitzernde Oberfläche geht und Kunstnebel, der die Fehler gnädig verdeckt, sondern um ein authentisches Tanzen, das heutzutage in einer Welt, die auf schnelle Ergebnisse setzt, immer mehr in Vergessenheit gerät.
Motsi Mabuse mit Tanzpartner Timo Kulzak © Thomas Kirchgraber
Man muss einmal mit Motsi Mabuse über Tanzen sprechen jenseits von „Let´s Dance“ und einen Workshop von ihr miterleben, um zu verstehen, was sie von Tänzern wirklich erwartet und wozu sie diese anspornt. Motsi Mabuse: „Tanzen entwickelt sich Schritt für Schritt. Aber heute meint man, dass alles schnell gehen muss. Schwierig ist der körperliche Ausdruck, der nicht zur deutschen Kultur gehört. Die Menschen zeigen keine Gefühle im Körper. Keine Trauer, kein Glück und kein Lachen., obwohl sie doch eben leben. Stattdessen lachen sie zu laut, und das ist ein falsches Lachen. Als Turniertänzer ist es schwierig, man braucht viel Geduld und es gibt keine Garantie auf Erfolge. Es geht darum, sich hinzustellen und vorzuführen, was man selber fühlt und will, und nicht darum, zu imitieren. Man kann immer Leistung zeigen und muss niemals aufgeben.”
Tanzen hat für sie viele Vorzüge. Natürlich hält es den Körper jung und man bleibt fit. Darüber hinaus aber weiß Motsi, dass Turniertanzen süchtig macht. „Seele und Herz sind gefordert“, erklärt sie, „und man muss es sich erlauben, Spaß zu haben, und man muss zu sich selbst stehen“. Motsi Mabuse ist das Paradebeispiel dafür, wie man das alles miteinander verbindet und dabei gute Laune verbreitet. Denn wohin sie auch immer kommt, lautet der Ruf: Motsi, entertain me! Das ist bei einem Workshop, den sie abhält, nicht anders. Und welches Thema würde ihr mehr liegen als die Expression des Tänzers.
Motsi Mabuse macht drei Elemente aus, mit denen wir uns ausdrücken: das Gesicht, den Körper und das Atmen. Motsi: „Ich tanze Emotionen mit dem Körper. Die Energie und alles kommt von innen heraus. Aber welche Intentionen habe ich, was will ich zeigen – Arme? Beine? mich? Es braucht Kontrolle über das, was man macht. Wie verbinde ich mich mit meinem Partner und dem Publikum? Das Gesicht darf nicht mehr sagen als der Körper. Es ist der Körper, der spricht.“
Motsi Mabuse beim Unterrichten © Thomas Kirchgraber
Ganz wichtig sind dabei auch die Augen für den Tänzer, denn Augen sind bekanntermaßen das Fenster zur Seele. Motsi: „Es ist keine Option, auf den Boden zu schauen, wenn man sich konzentriert. Und um Kontakt zum Publikum aufzunehmen, sollte man nicht nur Leute anschauen, das macht ihnen Angst“. So wie Motsi das dann vorführt, gibt es ein Riesengelächter bei den Workshop-Teilnehmern.
Man darf nicht schüchtern sein und verängstigt. Motsi Mabuse fordert Mut vom Tänzer, wenn es darum geht, den Moment zu fühlen und mit Body, Musik und Partner verbunden zu sein. Motsi: „Hinderlich sind Spannungen, die man durch richtiges Atmen loslassen kann. Und dann gibt es noch die Absicht: was will ich individuell, und was als Paar. Ich fühle die Musik. Es braucht eine gute Balance. Durch Atmen entstehen größere Bewegungen. Es braucht eine Projektion: eine Ausrichtung von Augen und Wirbelsäule. Kurz: einen klaren Focus.”
Unsicherheit kommt nur auf, wenn man nicht genügend übt. „Man muss vorbereitet sein bis zu den Schuhen und der Fingernagelfarbe”, sagt Motsi. Und klar: „Es braucht Mut, sich auszudrücken. Der schlimmste Kritiker ist immer man selbst. Das ist nicht so leicht. Verkauf, was Du hast. Man muss verkaufen, bis man Weltmeister ist. Die Präsenz, die man sich erwirbt, kann man auch weiter im Leben brauchen. Hinweg mit Schüchternheit, sonst wird man unterdrückt.“