Kunst, Cash & Crowdfunding für freie Choreografen
„Crowdfunding boomt!“ meldete ARTE Future Ende Februar 2014. Das Jahr 2013 war ein Rekordjahr bei Geldsammlungen über das Internet. Immer größere und vielseitigere Tanz-Projekte mit immer höheren Finanzierungszielen wurden angemeldet und waren sehr oft erfolgreich. Auch wenn viele Künstler außerhalb des Internets immer noch sehr skeptisch gegenüber dem neuen Finanzierungsinstrument sind: Der Einstieg in das digitale Zeitalter ist längst fällig und Crowdfunding wird auch für die Kunst immer wichtiger. Auf dem Weg dorthin, habe ich einige Tipps für Sie zusammengestellt:
Das erste Gebot: Haben Sie keine Angst, um Geld zu bitten!
Wenn man als freier Choreograf den Sprung in die Selbständigkeit wagt, ist diese Sorge die erste, die Sie haben werden: Sie sind immer darauf angewiesen, Geld zu beschaffen und finanzkräftige Sponsoren zu motivieren.
Nun denn, für viele Choreographen bedeutet eine heile Welt, ihre eigene Kompanie zu leiten und gut vorbereitete Tänzer zu beschäftigen, die nur für sie arbeiten. Ein schöner Traum! Denn seien wir ehrlich, das gibt´s längst nicht mehr. Tanzen ist eine Sache, Geld damit zu verdienen, etwas völlig anderes. Das Schwierigste ist, eine nachhaltige Finanzierung zu finden. Wer wird Ihre Projekte unterstützen? In der heutigen Zeit braucht man keine Gönner, die lange reden und tiefe Taschen haben, sondern Menschen, die aktiv in die Kunst investieren und Sie unterstützen.
Nutzen Sie Social Media!
Facebook, Twitter und Instagram sind gute Wege, um die Botschaft für Ihre Projekte publik zu machen. Aufgrund der Zunahme von Social Media-Plattformen in den letzen 10 Jahren hat Crowdfunding – eine weitere Stufe von Crowdsourcing – mit Hilfe von Websites vielen kreativen Tanz-Projekten die notwendigen Geldmittel verschafft. Mehrere Kompanien oder Tänzer haben es durch Websites wie Startnext, Seedmatch, Kickstarter, Headstart, FundAnything, Indiegogo (um nur einige zu nennen) geschafft, Geld für Projekte zu bekommen. Die deutsche Übersetzung von Crowdfunding – „Schwarmfinanzierung“ – klingt nicht so sexy und konnte sich bis heute nicht durchsetzen. Gemeint ist eine gemeinsame Anstrengung von Personen, die sich vernetzen, um Ideen und Projekte mit Geldmitteln zu unterstützen. Sie sind diejenigen, die abhängig von der Interessenstärke, Ihr Projekt wahr machen können. Ihre Spende ist die Grenze zwischen Ihnen selbst und Ihrem Projekt. Und so vergeht Ihr Tag dann mit Proben, Produktions-Besprechungen, Interviews, PR- Meetings und Strategien, wie Sie an das liebe Geld kommen. Dabei sollten Sie überlegen, wie Sie Ihren Unterstützern glaubhaft machen können, dass sie alle Teil des Projekts sind und Ihre Finanzierung für den Erfolg der Kampagne sorgt.
Ende gut, alles gut? Durchaus nicht! Denn Sie brauchen schließlich nicht nur Geld, sondern auch ein Publikum, das Eintrittskarten für Ihre Produktionen kauft. Das ist alles gar nicht so einfach. Ein Teil des Problems ist, dass, sobald man ein Forum oder eine Social Media Plattform betritt, man entdeckt, dass etwas Neueres, Spannenderes im Aufmarsch ist. Und Ihre Sorgen beginnen von Neuen. Egal! Gerade das soll das Herausfordernde sein: Bleiben Sie flexibel! Das kennen Sie nur zu gut, weil Sie die Kraft schöpfen aus dem, was Sie während Ihrer Ausbildung und im Beruf als Tänzer gelernt haben. Das hier ist und soll für Sie nur eine andere Form von Bühnenraum sein, in der Sie Ihr Konzept vorstellen.
Zeigen Sie Ihren Stärken.
Was kennen Sie besser als jeder andere? Eben den Tanz. Also schreiben Sie darüber, teilen Sie Videos, die Sie begeistern, Artikel, die Sie interessieren, diskutieren Sie verschiedene, auf den Tanz bezogene Themen oder sprechen Sie über Ihre eigenen Aktivitäten. So motivieren Sie auch andere Menschen, über Ihre Projekte zu sprechen.
Halten Sie vor allem hohe Standards und Qualität.
Sparen Sie z. B. nicht am Fotografen. Er ist derjenige, der Ihre Arbeit darstellt. Hat Ihr Freund eine Kamera? Großartig! Aber wem hilft´s? Geben Sie lieber etwas mehr Geld aus, um sicherzustellen, dass Sie die Aufnahmen bekommen, die Sie brauchen. Tanz ist vergänglich. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte! Wenn Sie auf Tournee sind, ist alles, was von Ihrer Leistung bleibt, eben ein Bild. Stellen Sie sicher, dass es wirklich ein gutes ist! Und teilen Sie es dann ihrer Fan-Gemeide auf Facebook, Twitter, Instagramm und anderen Social Media-Plattformen mit.
Sprechen Sie Ihre Zielgruppe an!
Nachdem Sie Ihre Fotos oder Beiträge geteilt haben, wird bestimmt ein interaktives Gespräch beginnen. Haben Sie keine Angst vor dem Dialog, lassen Sie Ihr Publikum ein Teil des Prozesses sein.
Es gibt auch kleine Dinge, die Großes bewirken können.
Überlegen Sie sich, wie Sie selbst die Menschen sehen, die beteiligt sind. Treffen Sie sich mit ihnen, erzählen Sie viel über Ihre Projekte, halten Sie den Kontakt aufrecht. Denn jedes Gespräch könnte potenzielle Spender, Mitarbeiter oder Zuschauer bringen.
Sagen Sie Ja zu Kooperation und Aufbau, denn Tanz ist vergleichbar mit einer Community-Architektur! Überlegen Sie: Dies ist die einzige Kunstform, die den Körper im Raum bewegt. Und es ist eine der schönsten, inspirierendsten und motivierendsten Kunstformen, die überhaupt eine Geschichte erzählen und visualisieren kann. Also, haben Sie keine Angst, Ihren Tanz in das digitale Zeitalter zu bringen, indem Sie eine eigene Online-Präsenz für Ihre Projekte oder Kompanie erschaffen.
Mihaela Vieru