Amy Watson © The Royal Danish Teatre
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Kopenhagen: Neue Direktorin und Probleme in der Schule des Königlichen Balletts

Bereits im Mai hatte Nikolaj Hübbe, Direktor des Königlich Dänischen Balletts in Kopenhagen seit 2008, seinen Rückzug zum Ende der Spielzeit 2026 angekündigt. Zu diesem Zeitpunkt läuft sein Vertrag ohnehin aus. Die Suche nach einem Nachfolger läuft also bereits, nun aber ernannte Kasper Holten, Direktor des Opernhauses, sehr überraschend die ehemalige Solistin und Ballettmeisterin Amy Watson (43) zur neuen Direktorin des Balletts, denn Hübbe hat sich langfristig krank gemeldet. Die Amerikanerin Watson absolvierte die School of American Ballet in New York und tanzte zunächst zwei Jahre im Suzanne Farrell Ballet, bevor sie 2000 nach Dänemark ging. Dort stieg sie zur Ersten Solistin auf, seit ihrem Karriereeende 2021 ist sie Ballettmeisterin. Ihre Ernennung zur Interims-Direktorin erfolgt nun, damit im laufenden Betrieb notwendige Entscheidungen getroffen werden können, so Theaterdirektor Holten.

Amy Watson in “La Sylphide” © Costin Radu/Royal Danish Theatre Medienarchiv

Nach Berichten dänischer Zeitungen ist Hübbes Krankmeldung auf Vorwürfe ehemaliger Schüler der Ballettschule des Theaters zurückzuführen. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Danmarks Radio berichtete über eine „inakzeptable Unterrichtsatmosphäre“, Essstörungen und Depressionen. Die Berichte der ehemaligen Studierenden reichen von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart, die Umstände hätten sich aber im Verlauf der Zeit gebessert. Die Untersuchung einer vom Theater beauftragen Anwaltskanzlei kam zum Schluss, dass die schlechten Bedingungen nicht auf Einzelpersonen zurückzuführen sind, sondern vielmehr auf „systemische Bedingungen und die Kultur der Ballettschule“. Der Vorstandsvorsitzende des Theaters Lars Barfoed entschuldige sich bei ehemaligen Ballettschülern, der Vorstand erhob Anklage gegen Holten und Hübbe, weil sie „nicht ausreichend Verantwortung für das Unterrichtsumfeld an der Ballettschule übernommen haben“. Holten und Hübbe entschuldigten sich ebenfalls. Die Kanzlei schlägt Entschädigungszahlungen an ehemalige Schüler vor.

Copenhagen: New Director and Problems at the Royal Ballet School

In May, Nikolaj Hübbe, Director of the Royal Danish Ballet in Copenhagen since 2008, announced his resignation at the end of the 2026 season. His contract was due to expire at that time anyway. The search for a successor is already underway, but now Kasper Holten, Director of the Opera House, has surprisingly appointed former soloist and ballet master Amy Watson (43) as the new director of the ballet, as Hübbe has reported long-term illness.
American Watson graduated from the School of American Ballet in New York and danced for two years with the Suzanne Farrell Ballet before moving to Denmark in 2000. There, she rose to the rank of First Soloist, and since her retirement in 2021, she has been a ballet master. Her appointment as interim director is now being made so that necessary decisions can be made during ongoing operations, according to Theatre Director Holten.

Amy Watson in George Balanchines „Agon“ © Costin Radu/Den Kongelige Ballet 2011  Medienarchiv

According to Danish newspapers, Hübbe’s sick leave is due to allegations from former students of the theatre’s ballet school. The public broadcaster Danmarks Radio reported on an “unacceptable teaching atmosphere,” eating disorders, and depression. The reports from former students span from the 1970s to the present, but the conditions have improved over time. An investigation by a law firm commissioned by the theatre concluded that the poor conditions were not due to individuals but rather to “systemic conditions and the culture of the ballet school.” The theatre’s chairman, Lars Barfoed, apologised to former ballet students, and the board charged Holten and Hübbe with “not taking sufficient responsibility for the teaching environment at the ballet school.”