Das Projekt „4×4“ am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken
Die künstlerische Verklammerung ihrer Sparten leisten (sich) Theater immer wieder. Im gemeinsamen Schulterschluss wird für die Bühne produziert. Nun aber haben vier Tanzdirektoren, die deutschlandweit im Festengagement tätig sind, ein neuartiges Projekt auf die Beine gestellt, das in seiner Verschränkungskomplexität Signalwirkung hat. Dazu angestachelt wurden sie 2020 ausgerechnet durch die isolierenden Lockdowns mit ihrem pandemiebedingt erzwungenen kreativen Stillstand. Einmal in Bewegung gesetzt, entwickelte sich alles Schlag auf Schlag und Hand in Hand. Und das, obwohl die Proben eines jeden Choreografen unter damals hygienisch teils unterschiedlichen Auflagen in den Normalbetrieb der vier beteiligten Theater eingetaktet werden mussten. Mit ihrem Projekt „4×4“ hebeln vier Tanzchefs das deutsche Theatersystem aus seinen nur scheinbar starren Scharnieren.
Simone Sandroni: Alles begann mit einem Anruf. Ich wollte wieder in Kontakt kommen mit Leuten, die ich mag und die denselben Beruf ausüben wie ich. Also rief ich meinen Landsmann Roberto Scafati an und legte los: „Die Situation ist so schrecklich, lass uns etwas tun – ein Duett.“ Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Dann antwortete Roberto: „Simone, warum sollten wir – Du und ich – auf die Bühne gehen? Überlassen wir das lieber Jüngeren.“
Roberto Scafati: Uns fiel der Belgier Stijn Celis ein. Der brachte uns bei seinem Tanzfestival Saar unter. Der beste Rahmen für die Sichtbarkeit des Projekts, und zugleich am herausforderndsten für ihn selbst. Dann holten wir noch den Spanier Iván Pérez mit ins Boot. Der meinte, selbst zu tanzen, sei keine gute Idee – aber mit den Kompanien könnte es eine werden.
Sandroni: Alle waren sofort unglaublich kooperativ. Wir beschlossen, auf eine sonst der freien Szene vorbehaltene Art über Kunst und Tanz nachzudenken. Ein Problem zu kreieren – und dann zu sehen, was dabei herauskommt. Wohlwissend, dass wir auf die Stärke und Organisationsmöglichkeiten der im positiven Sinn altehrwürdigen Staats- und Stadttheater bauen können.
Stijn Celis: Die erste Idee war, unsere Ensembles zu tauschen. Ab Herbst 2020 trafen wir uns dann via Zoom und begannen, uns ein Konzept zu überlegen.
Iván Pérez: Wir sprachen mit den Dramaturgen an unseren Häusern und checkten die Machbarkeit, unsere Einfälle unter einen Hut zu bringen, um zuerst maximal je drei, später fünf Interpreten aus jeder Kompanie zusammenzubringen…