Peter Appel Foto: Annelie Loeffler/Deutsches Tanzarchiv Köln
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Der den Tanz liebte und lebte: Peter Appel (1933-2024)

Zum Tod von Peter Appel

von Volkmar DRAEGER

Er arbeite lieber mit Leuten, anstatt sie zu dirigieren, hatte Peter Appel in einem frühen Interview zu Protokoll gegeben. Damit schien sein Weg als Pädagoge eigentlich von Anfang an  vorgezeichnet. Dennoch näherte er sich ihm zunächst über den aktiven Tanz an. Die Ausbildung  begann für den am 8. September 1933 in Surabaya aufs Java Geborenen 1949 im Kennemer Studio im nordholländischen Haarlem und setzte sich in Paris fort. Dort unterrichteten ihn unumschränkte Meister des klassischen Tanzes: Olga Preobraschenskaja, Mathilde Keschessinskaja und Lubov Egorova, alle einst Ballerinen in Diaghilevs Ballets Russes, zudem Victor Gsovsky.

Sonia Gaskell engagierte in 1954 ans Nederlands Ballet und übernahm ihn auch ins fusionierte Het Nationale Ballet. Mit klassischen Rollen, so als Albrecht und Blauer Vogel, wie auch in den allmählich entstehenden modernen Werken erlangte er Bühnenreife. 1962 kam er als Solist zu Wazlaw Orlikowsky nach Basel, der bereits seine pädagogischen Ambitionen förderte; 1964 ging er als Solist und schon Ballettmeister zu Peter van Dyk nach Hamburg. Zwischen 1966 und 1971 war Appel Solist und Ballettmeister, kurz auch – seitens der Funktionsträger wenig geschätzter – Ballettdirektor in Köln, leitete in der Rhein-Metropole bis 1976 das Institut für Bühnentanz und war Gründungsmitglied des heute legendären Kölner Tanzforums.

Seine große Zeit als Ballettmeister begann 1976, als ihn John Neumeier nach Hamburg berief und Appel ihn beim Aufbau der Ballettschule unterstützte, erst recht ab 1979 bei Heinz Spoerli in Basel. Zweieinhalb Jahrzehnte begleitete er Spoerli, nach Basel auch an die Deutschen Oper am Rhein und nach Zürich. Für Generationen von Tänzern wurde er ein wegweisender Lehrer, etwa über viele Jahre für Martin Schläpfer. Die Verbindung aus dem russisch-akademischen Stil der St. Petersburger Schule mit dem Stil George Balanchines wurde Teil seiner persönlichen Lehrmethode. Obwohl er sich 1999 offiziell in den Ruhestand zurückzog, war er als internationaler Gastpädagoge weithin gefragt. Wissen, Einfühlungsvermögen, Humor, lebenslange Hingabe an den Tanz und außergewöhnliches pädagogisches Talent attestierte ihm die Jury und ehrte ihn 2023 mit dem Deutschen Tanzpreis für sein Lebenswerk. Am 14. November hat sich in seiner Wahlheimat Schweiz Peter Appels irdischer Lebensweg vollendet.

Peter Appel Foto: Annelie Loeffler/Deutsches Tanzarchiv Köln