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Das Volkstheater Rostock trauert um Bronislav Roznos

Wegbereiter vom klassischen Ballett zum zeitgenössischen Tanz

Das Volkstheater Rostock trauert um Bronislav Roznos

Als er 2009 nach Rostock kam, stellte er mit der Gründung des „Tanztheaters Bronislav Roznos“ die Weichen für die künstlerische Zukunft des Tanzes am Volkstheater. Nun ist der Tänzer und Choreograf Bronislav Roznos überraschend gestorben.
Der gebürtige Tscheche absolvierte seine Ausbildung am Konservatorium in Brünn und an der Akademie der Künste in Prag, bevor ihn Engagements als Tänzer nach Prag, Ulm und Mannheim führten. 1995 wurde er Ballettdirektor am Theater in Zwickau – mit 28 Jahren deutschlandweit der Jüngste in dieser Funktion. 2009 wechselte Bronislav Roznos als Ballettdirektor und Chefchoreograf nach Rostock, wo er mit seinen Choreografien das klassische Ballett ablöste und neue Maßstäbe setzte. Dabei ging es ihm nie nur um die äußere Form des Tanzes –  erst der tiefe Blick in die menschliche Seele verlieh seinen Stücken den besonderen Atem. Bei vielen von ihnen führte er nicht nur Regie, sondern stand auch weiterhin selbst auf der Bühne. Die ZuschauerInnen werden sich gut an beeindruckende Tanzabende wie „Frida Kahlo“, „Mephistosyndrom“ oder „Die Erschaffung der Welt“ erinnern. Mehr als zwölf Uraufführungen entwickelte der Choreograf in der Hansestadt, bevor er 2013 die Leitung des Ensembles an Katja Taranu übergab. Die Truppe firmiert seitdem als „Tanzcompagnie des Volkstheaters Rostock“.

Bronislav Roznos verließ Rostock Richtung Dresden, um sich dort vor allem dem von ihm gegründeten inklusiven Tanztheater „multifil identity“ zu widmen. Am 1. April starb er in der Elbestadt im Alter von 54 Jahren. Die Tanzcompagnie und das Volkstheater Rostock trauern um den leidenschaftlichen Künstler und Wege bereitenden Kollegen.


Nachruf unseres Redakteurs, Volkmar Draeger:

Feinfühliger Beobachter: Bronislav Roznos

Es sei für ihn wichtig, etwas zu erzählen, sagte mir Bronislav Roznos in einem Gespräch. Das war in Zwickau, wo er ab dem 28. Lebensjahr 14 Saisons lang, von 1995 bis 2009, mit herausragenden Inszenierungen ein zahlreiches Publikum anzog. Tanztheater mit Betonung auf Tanz war sein Markenzeichen. „Medea“ beeindruckte mich stark, ebenso „Tanzmarathon“ und „Solo Sunny“, beides Produktionen nach erfolgreichen Filmen. „The Queen“ lief ständig vor ausverkauftem Haus. In der 14. Spielzeit, kurz vor der Unkündbarkeit, erhielt er die Nichtverlängerung, wechselte nahtlos ans Volkstheater Rostock, wo er bis 2013 im temporären Theaterzelt, unter erschwerten Bedingungen, wiederum groß angelegte Uraufführungen schuf, von der vergnüglichen Commedia „Diener zweier Herren“ über das gesellschaftskritische „Mephistosyndrom“ bis zu den Toleranz einfordernden „Stories4Love“ als Abschiedsproduktion. Danach baute er mit humanistischem Engagement als freier Choreograf in Dresden das inklusive Tanztheater „multifil identity“ auf.

Kennengelernt hatte ich Bronislav Roznos 1987 als exzellenten, blutjungen Tänzer im Prager Kammerballett des Pavel Šmok, der dem 1967 geborenen, in Brno ausgebildeten Tschechen künstlerischer Ziehvater wurde. Nach Stationen als Solist in Ulm und Mannheim ab 1990 entschied er sich für die Profession eines Choreografen und inszenierte auch in seinem Heimatland: Prag, Brno, Plzeń. Mit nur 54 Jahren ist er am 1. April überraschend in Dresden verstorben. Der Tanz verliert mit ihm einen so leidenschaftlichen wie kreativen und emotionalen Wegbereiter.