Der begehrte Pokal geht an : Rúrik Gíslason
Das große Finale der 14. Staffel von „Let`s dance“ war wie immer eine bombastische Angelegenheit. Islands schönster Ex-Fußballer Rúrik Gíslason holte den Hammer raus, und im entscheidenden letzten Contemporary mit Renata Lusin legte er als Thor noch einmal alle Kraft in einen tänzerischen Rundumschlag zwischen Wiener Walzer, Paso Doble und Rumba, was ihm 30 Jury-Punkte einbrachte. Und am Ende den durchaus berechtigten Sieg – war er doch der präsenteste und zupackendste Herr in der „Let`s dance“-Geschichte.
Dabei lag er einen Punkt hinter Schauspielerin Valentina Phade, die an der Seite von Valentin Lusin eine perfekte Performance hingelegt hatte – mit Höchstwertungen in allen drei Tänzen. Ihr tänzerisches Instinkt und ihre Musikalität verhalfen ihr sogar im ausgelosten Impro-Tanz, dem Langsamen Walzer, den sie zuvor noch nie getanzt hatte, zu Höchstwertungen. Das lag natürlich daran, dass der Wiener Walzer ihr Lieblingstanz war, und sie mit einem langsameren Dreier-Takt keinerlei Probleme hatte. Ihr herausragender Sinn für Eleganz und ihr tänzerisches Anpassungsvermögen schafften etwas, das es bei „Let`s dance“ in dieser Form noch nie gab: Valentina und Valentin verschmolzen zu einem echten Tanzpaar. Das ist das Schönste was es im Tanzen zu erreichen gibt. Daher hatte sie bei der Jury und beim Tanz-kundigen Publikum die Nase ganz vorne, was sich leider nicht in Zuschauer-Anrufen auszahlte.
Dritter im Bunde wurde Prince Charming Nicolas Puschmann, der mit einem Mann tanzend ins Finale einziehen durfte, obwohl er vorher schon einmal ausgeschieden war. Leider hatte sich Musikerin Ilse deLange aber eine langwierigere Verletzung zugezogen. Folglich durfte Puschmann wieder antreten – und man muss sagen zu Recht. Denn an der Seite von Vadim Garbuzov hatte er – ob in führender oder in folgender Rolle – eine erstaunliche Bewegungsqualität entwickelt. Seine Fersendrehung im Slowfox konnte Juror Joachim Llambi gar nicht genug loben.
Dass diese 14. Staffel von „Let´s Dance” wirklich die beste war, liegt daran, dass noch nie so viele der 14 teilnehmenden Promis so gute Leistungen zeigten. Auch der im Halbfinale ausgeschiedene junge Simon Zachenhuber kam so weit wie noch nie ein Boxer zuvor. Natürlich brachte man auch bekannte Namen. Erstaunlich Auma Obama, Germanistin, Soziologin und Halbschwester von Ex-Präsident Obama, die afroamerikanische Rhythmen im Blut hat und für ihren Streetdance auch die 30 Punkte-Marke knackte.
Mister Tagesschau Jan Hofer etwa hielt sich lange in der Sendung, stürzte sich mutig in seine Tanzstunden und bezauberte mit Charme und Manieren. Erol Sander lief verzweifelt seiner Souveränität hinterher, die ihn zwar als Schauspieler auszeichnet, nicht jedoch als Tänzer. Sportreporter Kai Ebel wusste, dass er mehr in der Boxengasse steht als im Rennzirkus. Und Schlagersänger Mickie Krause brachte zwar die nötige Fitness mit, bestach aber mehr durch Komik als mit Tanzschritten.
Bei den Vorbereitungs-Filmchen konnte man durchaus beobachten, dass der Schweiß in Strömen floss und die teilnehmenden Herren sich zunehmend mit verzweifeltem Blick den meist russischen Einpeitscherinnen beugten. Die schön anzusehenden Damen (Model Kim Riekenberg, die Influencerinnen Lola Weippert und Senna Glamour, sowie Sängerin Vanessa Neigert ) kämpften mehr oder weniger erfolgreich mit ihrer Elastizität und den Schritten. So weit alles wie immer bei „Let´s Dance.
Doch dass man ohne Publikum agierte, veränderte die Atmosphäre. Die Jury mit JoachimLlambi, Motsi Mabuse und Jorge Gonzalez stand gelegentlich auf dem Parkett und demonstrierte, was sie sehen wollte. Die Kommentare gingen teils mehr auf tänzerische Einzelheiten ein – durchaus ein Gewinn für den Zuschauer am Fernsehschirm. Am Erfreulichsten aber, dass man verbales Gefrotzel, wenn nicht gar Angriffe, ausgesetzt hat. Selbst Moderator Daniel Hartwig und Joachim Llambi hatten sich furchtbar lieb, und Ko-Moderation Victoria Swarowski wurde gut mit eingebunden.
RTL scheint sich von seiner Rüpel-Phase zu verabschieden und mehr auf Seriosität zu setzen (Mr. Tagesschau Jan Hofer bekommt ein eigenes Nachrichten-Format). Eine solche Entwicklung weg von Rüpelhaftigkeit wäre auch in der Welt des Tanzsports eine gute Idee.
Ute Fischbach-Kirchgraber