3/2010 Mai-Iuni

Editorial

 

Lange Zeit stand nur das Klassische Ballett für Tradition, dem zeitgenössischen Tanz fehlte die Geschichte. Mittlerweile können auch die Zeitgenossen auf eine Historie zurückblicken. Und spätestens nach dem Tod von Pina Bausch ist die Bedeutung von „alten“ Tanztheaterstücken ins Bewusstsein gerückt. Tänzer und Choreografen stehen vor der Aufgabe, Produktionen, die Geschichte geschrieben haben, für die Zukunft zu bewahren. Nicht nur für Tanzstudenten ist es wichtig, sich mit der Breite choreografischer Ideen und Konzepte zu befassen, die bereits da gewesen sind. Junge Choreografen brauchen die Möglichkeit, sich einordnen zu können, damit sie nicht meinen, „sie hätten plötzlich das Fahrrad erfunden, aber es ist schon lange vorher da gewesen“. Dieses Zitat stammt von Lutz Förster. Unter seiner Leitung  haben sich Studierende aus sechs verschiedenen Akademien getroffen, um im Rahmen der 2. Biennale Tanzausbildung Choreografien zu Re-konstruieren. Wir haben mit dem berühmten Pina Bausch Tänzer und Folkwang-Professor über die künstlerischen Möglichkeiten  solcher Neu-Erarbeitungen gesprochen; dabei geht es auch um die Ausbildungssituation in Deutschland.

 

Tradition hat auch Frederick Ashtons „La fille mal gardée“. Seit 50 Jahren ist seine Bearbeitung der im Jahre 1789 uraufgeführten, romantischen Komödie unübertroffen. Es war nicht zuletzt Ashtons Verdienst, dass dieser Klassiker wieder auf die Bühne kam und von zahlreichen Kompagnien übernommen wurde. Grund genug für John Percival, die Geschichte der „Fille“, ihrer Tänzerinnen und Kompagnien Revue passieren zu lassen.

 

Von der Geschichte zur Zukunft, die womöglich am Ende im Transzendentalen liegt. Wer Ballett choreografiert, bewegt sich geradezu zwangsläufig in Sphären, die dem Schwerelosen, Überirdischen nahe sind. Dem Ballett als Sinnes- und Erkenntnisinstrument widmet sich Ute Fischbach-Kirchgraber, erforscht den Weg von der Transzendenz zum Transzendentalen und lässt dabei auch renommierte Ballettchefs unserer Zeit zu Wort kommen.

 

Eine spannende Lektüre wünscht

 

Ihre dance for you – Redaktion