Ballroom-Szene: Dmitry Zharkov und Olga Kulikova, 4-fache Amateur Weltmeister und Professionalweltmeister der WDSF. Foto: Thomas Kirchgraber
BallroomKritiken

Warum wir mehr Wissen im Tanzsport brauchen können

Ute Fiscbach-Kirchgraber im Gespräch mit Autor Patrick Jung

„Once on a Dance Floor”: ein Tanzlehrbuch der anderen Art

Patrick Jung, Autor von „Once on a Dance Floor“

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Vor allem: Wie haben Sie es geschafft, so viele Toptänzer für Ihre Interviews zu gewinnen?

Der Tanzsport ist weltweit sehr beliebt und verbreitet. Die dokumentierte Information bleibt jedoch in der Regel leider recht karg. Ich habe es oft selber erlebt. Obwohl die wesentlichen Aspekte und Prinzipien von den Trainern im Detail erklärt werden, beruht die Wissensvermittlung im Wesentlichen auf Hörensagen.

Da ich von Natur aus sehr neugierig bin, habe ich versucht, mit diesem Buch einen Schritt weiter zu gehen. Mein Anliegen war es, zu verstehen, warum sich die Tänze auf eine bestimmte Art entwickelt haben und warum wir sie heute auf eine bestimmte Weise tanzen. Wo kommt der Paso Doble her? Was soll der Samba zum Ausdruck bringen? Warum unterscheidet sich der Tango stark von dem Tanz, den wir in einer argentinischen Milonga erleben? Wie wurde der Slowfox erfunden? Wenn wir zu den Ursprüngen der Tänze zurückkehren, hilft es, die Absicht und den Kontext zu verstehen, in dem sich die Tänze entwickelt haben. Dies wiederum hilft, „in“ der Musik zu verbleiben und zu verstehen, welche Gefühle man als Paar auf der Tanzfläche ausdrücken möchte.

Dorin Frecautanu und Marina Sergeeva, vielfache Europameister Professionals Latin
und Nr.1 der WDC-Weltrangliste.
Foto: privat

Dieses Thema wurde einstimmig von den Toptänzern begrüßt und hat sie dazu bewogen, bei dem Buch mitzuwirken, als ich um ein Interview bat. Einer der Toptänzer betont im Buch, dass es ab einem bestimmten Niveau wichtiger ist, Bewegungen richtig und oft zu wiederholen, um die Gefahr, sich schlechte Gewohnheiten anzueignen, zu vermeiden.

An dieser Stelle möchte ich die großzügige Bereitschaft der Toptänzer loben, die in den Interviews offenherzig wichtige Erfahrungen dargelegt haben. Mir ist bei diesen Interviews vor allem ihr hohes Maß an Intelligenz, Disziplin und Professionalität aufgefallen. Jenseits des ephemeren Bildmaterials, mit dem die großen Erfolge und Errungenschaften in den sozialen Medien gefeiert werden, bin ich den Toptänzern sehr dankbar, dass sie mir ermöglicht haben, einige ihrer tiefgreifenden Erfahrungen auf Papier festhalten zu können.

Das größte Konvolut an Interviews mit den Parkett-Stars findet sich auf der englischen Homepage dancesportinfo.net, wo vor allem die Blackpool-Gewinner ausführlich vorgestellt werden und aufschlussreiche Antworten geben. Nach welchen Kriterien haben Sie denn Ihren Fragenkatalog entwickelt?