Mein Ziel ist es, glücklich zu bleiben
Von New York nach Berlin: ABT-Principal Daniil Simkin
Er zählt zu den Big Five der internationalen Ballettstars seiner Generation. Sein künstlerischer Wirkradius überstreicht mehrere Kontinente, gerade gastierte er mit dem ABT in Hong Kong und Singapur, gab mit „Le corsaire“ seinen Einstand in Argentiniens renommiertem Teatro Colón. Als einer der wenigen Tänzer nutzt er die sozialen Medien, hat 102.000 Followers auf Instagram, knapp eine Million Klicks bei seinen Videos auf YouTube, 93.000 Likes auf Facebook. Mit VOLKMAR DRAEGER sprach er über den Weg zum Tanz, Ballettwettbewerbe, die Jahre beim ABT und den Wechsel von New York nach Berlin.
Daniil SIMKIN,_Foto von Daniel Jackson
Sie hatten bis jetzt eine Bilderbuchkarriere, haben fast alle großen Rollen getanzt. Wo ist der Mensch hinter dem Tänzer?
Auf der Bühne kann man seine Persönlichkeit nicht komplett wegnehmen, kann sich nicht verstecken. Man muss sich in eine Rolle zwar hineinversetzen, darf sich dabei aber nicht ganz von sich entfernen. Insofern steckt in jeder Rolle auch etwas von mir. Manche liegt mir näher, manche weniger, wie zum Beispiel Balanchines „Prodigal Son“, der gegen seinen Vater rebelliert. Ich dagegen bin bis heute mit meinen Eltern sehr verbunden, musste diesen trotzigen Typ erst in mir finden, um ihn zu tanzen. Vielleicht sind solche persönlichkeitsfremden Rollen für das Publikum sogar wirkungsvoller, weil man dafür mehr Energie aufwenden muss.
Ihr Weg zum Tanz verlief ungewöhnlich: als Privatschüler Ihrer Mutter, mit täglich zwei Stunden Training. Fehlt da nicht der Ansporn durch Mitstudenten?
Ich war absolut privilegiert. Beide Eltern waren Tänzer, ich bin im Theater aufgewachsen, war immer mit dort, so wie andere ihre Eltern im Büro besuchen. Mit 5 stand ich mit meinem Vater schon gemeinsam auf der Bühne, aber noch nicht im Ballett. All das war meine freie Entscheidung, ich hatte nicht den Zwang, etwas zu müssen, wie das bei meinen Eltern als regulären Ballettschülern in Russland der Fall war…