Tanz in den Mai war die Devise des zweiten „Love to Dance Festivals”, das nach seinem erfolgreichen Start erheblich zugelegt hat. Und wer beim 1. Mai an eine Maibaumaufstellung denkt, kam auch auf seine Kosten. Denn da gab es im Wiener Walzer-Wettbewerb ein Paar, das mit Dirndl und Lederhose samt passendem groben Schuhwerk den Wiener Walzer auf die grüne bucklige Wiese zirkelte – und trotzdem im Takt blieb.
Innovativ und vor allem mit Freude am Spaß, so präsentierten sich die Tänzer auf den rund 400 eingereichten Videos, wobei die subjektive Leistung von allen Wertungsrichtern als gigantisch eingeschätzt wurde. Tanzen kann mehr als Freude bereiten, es kann einen positiv durch die Krise bringen – in der wir alle durch die Corona-Epidemie stecken. Für manche kann Tanzen sogar Leben retten: so wurde der erste Langsame Walzer nach einer überstandenen Krebserkrankung von Schirmherr Heiko Kleibrink mit einem Ehrenpreis bedacht.
Dass Tanzen Teil der Gesellschaft ist und zur Kultur gehört, zeigt sich darin, dass alle Altersgruppen sich gleichermaßen am „Love to Dance Festival” beteiligt haben, wobei ein Kinderpaar mit drei Jahren schon etwas ganz Besonderes ist. Nach oben sind ohnehin keine Grenzen gesetzt. Und Tanzen kann man auch – unabhängig vom Alter – auch im Rollstuhl. Auch das ist eine Leistung, die Anerkennung abfordert.
Moderatorin Stefanie Brackmann führte wieder engagiert durch die Siegerehrung mit Tanzparty, und Schirmherr Hardy Hermann nahm es auf sich, die Platzierungen vorzutragen – und das bei oft schwierig auszusprechenden Namen. Schließlich war die Beteilgung international. Wie auch das Wertungsgericht, zu dem international hochkarätige Profis, viele ehemalige Weltmeister, sich bereit gefunden haben.
Ekat Leonova, die nach dreimaligem Gewinn bei „Let`s Dance” nun schon zum zweitenmal in der gerade laufenden Staffel fehlt, meldete sich von einem Parkplatz per Handy und freute sich, dass es zumindest online möglich ist zu tanzen. Brian Turner etwa schaltete sich aus Kanada zu und tanzte die Publikumsrunden-Rumba mit einem roten Plüschherz mit. Während Michael Hull sich auf dem heimischen Sofa kuschelig einrichtete. Dass alle Wertungsrichter nun Experten in Sachen Wohnungseinrichtung sind, steht außer Frage. Denn wer hat in so kurzer Zeit so viele Einblicke in heimische Wohnzimmer bekommen. Natürlich wurden auch Turnhallen und Studios betanzt. Das Rheinufer gibt ebenfalls eine schöne Kulisse ab. Für Discofox aber ist die heimische Werkstatt nicht zu toppen.
In den Einspielungen konnte man alle Sieger der zig Kategorien sehen. Wobei etwa der aus dem American Style heraus smooth performte Wiener Walzer sofort ansteckend wirkte: spannend, was da alles geht, wenn das Paar nicht ständig in Haltung bleiben muss! So etwas sollte auch in hiesigen Tanzschulen und Clubs gepflegt werden. Dass man wie beim „Love to Dance Festival” auch Einblicke in andere Tänze als klassisches Standard und Latein wie Salsa, Discofox und Commercials nehmen kann, ist ein Gewinn.
Wie übrigens auch die Teilnahme an diesem „Love to Dance Festival”. Jeder bekommt eine Urkunde zugeschickt. Jeder darf – was sonst überhaupt nicht geht – die Wertungsrichter nach deren Meinung zum eigenen Tanzen befragen. Und jeder durfte tags darauf kostenlos an hochkarätigen Online-Workshops teilnehmen. Eine Wertschätzung jedes einzelnen Tänzers, die selten ist. Da hat der organisierende deutsche Profiverband der Tanztrainer im Weltverband des World Dance Council eine absolute Sonderstellung. Das ist man vom Amateurverband der World Dance Sport Federation nicht gewohnt.
Ute Fischbach-Kirchgraber