Alessandro Frola, Hamburger Ballett © Kiran West
News

Tänzernews #6

Preise und Auszeichnungen

 

•Beim Hamburg Ballett erhält der Tänzer Alessandro Frola den diesjährigen Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis. Diese mit je 8.000 Euro dotierten Preise werden von der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper an zwei junge, begabte Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Oper und Ballett vergeben, die durch ihr besonderes Talent, Engagement, die Arbeit und Hingabe an ihre Kunst aufgefallen sind. John Neumeier lobt den 22-jährigen Italiener, der seit 2019 in Hamburg tanzt: „Er ist einer der vielversprechendsten jungen Künstler und Tänzer des Hamburg Ballett und beeindruckt neben enorm starker Technik vor allem mit einer einnehmenden Präsenz und Persönlichkeit auf der Bühne.“ Alessandro Frola, erhielt seine Ausbildung an der Professione Danza Parma, dem Fomento Artístico Cordobés in Argentinien und an der Ballettschule des Hamburg Ballett. 2022 wurde er zum Solisten befördert. John Neumeier kreierte für ihn Rollen in „Dona Nobis Pacem“ und „Peter und Igor“. Sein Repertoire umfasst Prinz Siegfried und Prinz Alexander in „Illusionen – wie Schwanensee“, Lysander in „Ein Sommernachtstraum“, Endymion in „Sylvia“, Prinz Désiré und Amors Segen in „Dornröschen“ uvm.

•Auch Ballettintendant John Neumeier kann seinen vielen Auszeichnungen eine weitere hinzufügen: Die Stiftung St. Michaelis würdigt ihn mit einer eigenen Tafel am Hamburger Michel. Dort ist ein Porträt des Choreografen sowie der Satz „Tanz ist die lebendige Gestalt von Emotionen“ eingraviert. Im Michel, der evangelischen Hauptkirche St. Michaelis, ist Neumeiers „Matthäus-Passion“ entstanden. Die Tafel wird am 9. Juni verlegt, gegen eine Spende für den Erhalt der Kirche kann man sich dort eingravieren lassen. Neumeier ist nach Helmut Schmidt, Jan Fedder und Eberhard Möbius erst der vierte Hamburger, den die Stiftung mit einer eigenen Tafel bedenkt.

•Misty Copeland, Principal Dancer beim American Ballet Theatre, erhält im Juni den Jacob’s Pillow Dance Award für das Jahr 2023, der mit 25,000 Dollar dotiert ist.

•Die elf Preisgewinner des diesjährigen Prix de Lausanne haben die Schulen und Kompanien ausgewählt, in denen sie ab nächster Spielzeit lernen bzw. tanzen wollen: Die beiden Gewinner des ersten Preises, der Spanier Millàn De Benito und der Mexikaner Fabrizzio Ulloa Cornejo gehen an die Royal Ballet School. Die Südkoreanerin Sangwon Park geht zum Dutch National Ballet Junior, die Amerikanerin Julie Joyner zum Royal Ballet, die Südkoreanerin Seehyun Kim zur San Francisco Trainee Company. Die Rumänin Alecsia Maria Lazarescu geht zur Royal Ballet School, die Brasilianerin Ana Luisa Negrão zum Dutch National Ballet Junior, der Japaner Keisuke Miyazaki zur John-Cranko-Schule nach Stuttgart. Die Australierin Emily Sprout geht zur Australian Ballet School, der Italiener Giuseppe Ventura zum Norwegischen Nationalballett, die Südkoreanerin Soo Min Kim hat noch keine Wahl getroffen.

•Beim Youth America Grand Prix in Tampa, Florida haben im April folgende Tänzer die wichtigsten der vielen unterschiedlichen Preise gewonnen: Den Grand Prix gewann der Mexikaner Fabrizzio Ulloa Cornejo von der Ballettschule des Theaters Basel, ebenfalls einer der Sieger beim Prix de Lausanne 2023. Den ersten, zweiten und dritten Preis im klassischen Tanz gewannen bei den Frauen: Ana Luisa Arantes Negrão, 18, vom Balé do Teatro Escola Basileu França in Brasilien, Soo Min Kim, 18, von der Korea National University of the Arts gemeinsam mit Julie Joyner, 17, von der International City School of Ballet in Georgia, USA, sowie Olimpia Georgia Carauleanu, 15, von JOY2DANCE, Romania. Bei den Männer belegten Platz eins, zwei und drei: Daniel Alejandro Guzman, 19, vom Fort Lauderdale Youth Ballet in Florida, Julio Santos, 17, von der Escola do Teatro Bolshoi do Brasil sowie Minchul Jeon, 18, von der Korea National University of the Arts.

 

Karrieren

 

•Beim Moskauer Bolschoi-Ballett sind Elizaveta Kokoreva und Dmitri Smilevski Anfang April nach einer Aufführung von „Die Tochter des Pharao“ zu Ersten Solisten ernannt worden. Beide studierten an der Moskauer Akademie und sind 21 Jahre alt.

•Beim Mariinsky-Ballett in St. Petersburg wurden Evgeny Konovalov und Roman Belyakov sowie der Franzose Even Capitaine zu Solisten befördert. Capitaine studierte an der Schule der Opéra National de Paris und an der Choreografischen Schule in Belarus, er tanzte von 2016-2022 als Solist beim Bolschoi-Theater in Minsk.

•Beim Königlich-Dänischen Ballett in Kopenhagen hat Nikolaj Hübbe die ehemalige Hamburger Solistin Mayo Arii, Tara Schaufuss (die Tochter von Peter Schaufuss) und Eukaner Sagues zu Solisten ernannt.

Brandon Lawrence und Céline Gittens in Peter Wrights “The Nutcracker” Birmingham Royal Ballet © Dave Morgan

•Der Principal Dancer Brandon Lawrence verlässt das Birmingham Royal Ballet und wechselt im Juli zum Zürcher Ballett unter der neuen Leitung von Cathy Marston. Ebenfalls nach Zürich wechseln die Principal-Tänzer Dores André und Max Cauthorn vom San Fransisco Ballet; beide haben dort bereits Rollen mit Cathy Marston kreiert.

•Beim Boston Ballet wurde Chisako Oga zur Principal-Tänzerin befördert. Beim Scottish Ballet wurden Rimbaud Patron und Melissa Parsons zu Solisten befördert.

•Beim Ballett der Pariser Oper kündigt die Étoile-Ballerina Myriam Ould-Braham ihre Abschiedsvorstellung für Mai 2024 an

•Beim Ballet de l’Opéra national de Lyon in Frankreich verlässt Julie Guibert ihren Direktionsposten nach dieser Spielzeit; sie leitete die Kompanie seit 2020. Zu ihrem Nachfolger wurde Cédric Andrieux ernannt, der bereits im August 2023 seine Stelle antritt. Er war Mitglied der Merce Cunningham Dance Company in New York und danach Tänzer beim Ballett in Lyon. 2009 schuf der Choreograf Jérôme Bel das Solo „Cédric Andrieux“ für ihn, das von seiner Karriere erzählte. Andrieux unterrichtete als Pädagoge an französischen Akademien und in den USA und studierte Kulturmanagement.

•Beim West Australian Ballet in Perth wird Direktor Aurélian Scannella die Kompanie zum Ende der Spielzeit verlassen; David McAllister, der langjährige Direktor des Australian Ballet, wird als Gast die Spielzeit 2024 leiten.

•Virginia Johnson, die Direktorin des Dance Theater of Harlem, wird im Juni die Leitung der Kompanie an den Hauschoreografen Robert Garland abgeben. 1969 war sie ein Gründungsmitglied gewesen und tanzte später als Solistin in zahlreichen Werken. Nach ihrer Tänzerkarriere zog sie sich 1997 zurück und gab von 2000 bis 2009 das amerikanische Ballett-Magazine Pointe heraus. 2009 wurde sie Direktorin beim Dance Theatre of Harlem.

•Beim Ballet Arizona in Phoenix hat Direktor Ib Anderson angekündigt, sich nach der Spielzeit 2023/24 zurückzuziehen. Er leitet die Kompanie seit 2000, ein Nachfolger wird gesucht.

•Patrick Armand, langjähriger Direktor der San Francisco Ballet School und als Pädagoge auch Gast beim Prix de Lausanne, wird sich 2023 von diesem Posten zurückziehen.

•Beim National Ballet of Canada wurde Ethan Colangelo, der zuletzt den modernen Beitrag des NBoC für den Erik-Bruhn-Preis choreografierte, ab Juli 2023 zum Choreographic Associate ernannt, er ist damit der dritte Hauschoreograf neben Robert Binet und Guillaume Côté.

•Zum ersten Mal seit langer Zeit war Sylvie Guillem wieder beruflich im Ballettsaal unterwegs und studierte beim Australian Ballet als Gastcoach den alten Klassiker „Don Quixote“ ein

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Justin Trudeau und Eric Gauthier  ©  Steffen Kugler

•Eric Gauthier hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf einer Station seiner Auslandreise nach Kanada begleitet. Gauthier nahm am offiziellen Staatsbankett teil und traf auch Premierminister Justin Trudeau. Drei Tänzer von Gauthier Dance traten im Kulturprogramm des Staatsbesuchs auf.

 

Todesfälle und Abschiede  

 

•In New York ist am 9. April die ehemalige Merce-Cunningham-Tänzerin Valda Setterfield gestorben, sie wurde 88 Jahre alt. Die geborene Britin tanzte von 1961 bis 1975 in der Merce Cunningham Dance Company und arbeitete mit dem postmodernen Choreografen David Gordon, ihrem Ehemann.

•Am 15. März starb im Alter von 98 Jahren der Tänzer, Choreograf, Pädagoge und Autor Stuart Hodes, ein wichtiger Partner von Martha Graham und Gründer einer eigenen Kompanie.

•Erneut ist in der Ukraine ein Tänzer an der Front gefallen, wie der Choreograf Alexei Ratmansky berichtet: Rostyslav Yanchyshen tanzte beim Ballett in Odessa und starb Mitte April im Alter von 31 Jahren.

•In Moskau wurde das Ballett „Nurejew“ von Choreograf Yuri Possokhov, Komponist Ilya Demutsky und Regisseur Kirill Serebrennikow aus dem Programm genommen, wie der Bolschoi-Direktor Vladimir Urin bei der Vorstellung des neuen Spielplans verkündigte. Das Werk verbreitet Propaganda „nicht traditioneller Werte“, so waren zum Beispiel Szenen mit homosexuellem Inhalt oder Männer auf Stöckelschuhen zu sehen. Ein neues Gesetz in Russland verbietet positive Darstellungen von Homosexualität. „Nurejew“ hatte 2017 Premiere gefeiert und durch seine Freizügigkeit schon damals für Aufsehen gesorgt, die Aufführungen liefen sehr erfolgreich am Bolschoi-Theater.

•Am New Yorker Broadway beendete am 16. April Andrew Lloyd-Webbers Musical „The Phantom of the Opera” seine Spielzeit nach 13.981 Aufführungen in 35 Jahren. Die Premiere fand im Januar 1988 statt, das „Phantom“ ist damit das Musical mit der längsten Spielzeit, die je ein Theaterstück am Broadway hatte.

Redaktion