Guillaume Côté, The National Ballet of Canada 2018 © The National Ballet of Canada / Karolina Kuras
News

Tänzernews #12

Guillaume Côté, langjähriger Erster Solist und Star des National Ballet of Canada, wird seine Karriere nach der Spielzeit 2024/2025 beenden. Er gehört seit 1998 zur Kompanie.

Beim Mariinsky-Ballett wurde Renata Shakirova Anfang März nach einer Aufführung von „Shurale“ zur Ersten Solistin befördert. Sie kam 2015 von der Waganowa-Akademie und wurde vor allem als Kitri in „Don Quixote“ bekannt, heute tanzt sie alle großen Hauptrollen des Repertoires.

In Japan wurden die Gäste des 17. World Ballet Festivals bekannt gegeben, das vom 31. Juli bis 10. August in Tokio stattfindet. Das Festival wurde 1976 von Impresario Tadatsugu Sasaki ins Leben gerufen, um die drei berühmtesten Ballerinen seiner Zeit auf einer Bühne zu versammeln: Margot Fonteyn, Maya Plissetskaya und Alicia Alonso. Seitdem treffen sich die großen Ballettstars alle drei Jahre in Tokio. Die Gäste in diesem Jahr sind:

Elisa Badenes, Stuttgarter Ballett
Roberto Bolle, Ballett von La Scala, Mailand
William Bracewell, The Royal Ballet (zum ersten Mal dabei)
Mackenzie Brown, Stuttgarter Ballett (zum ersten Mal dabei)
Dorothée Gilbert, Ballet de l’Opéra national de Paris
Marcelo Gomes, Dresden Semperoper Ballett
Mathias Heymann, Ballet de l’Opéra national de Paris
Kimin Kim, Mariinsky-Ballet
Sarah Lamb, The Royal Ballet
Hugo Marchand, Ballet de l’Opéra national de Paris
Vadim Muntagirov, The Royal Ballet
May Nagahisa, Mariinsky-Ballet
Marianela Núñez, The Royal Ballet
Hannah O’Neill, Ballet de l’Opéra national de Paris
Daniil Simkin
Olga Smirnova, Het Nationale Ballet, Holland
Diana Vishneva, Mariinsky-Ballet
Friedemann Vogel, Stuttgarter Ballett

Weitere Gäste sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Friedemann Vogel nimmt bereits zum achten Mal am World Ballet Festival teil.

Benjamin Millepied, früherer Tänzer des New York City Ballet sowie Ballettdirektor der Pariser Oper, und die Hollywood-Schauspielerin Natalie Portman, die im umstrittenen Ballettfilm „Black Swan“ die Hauptrolle gespielt hatte, haben sich nach elf Jahren Ehe scheiden lassen.

Ernennungen

Seit März 2024 ist der chilenische Tänzer César Morales der neue Direktor des Ballet de Santiago in der chilenischen Hauptstadt. Morales studierte an der Schule der Kompanie und begann dort zu tanzen, stieg rasch zum Ersten Solisten auf und ging 2003 nach Europa. Dort tanzte er im English National Ballet, als Gast and der Wiener Staatsoper und war zuletzt 16 Jahre lang beim Birmingham Royal Ballet, zuletzt als Erster Solist. Er folgt in Santiago auf Luis Ortizoga, der als Nachfolger der langjährigen Direktorin Marcia Haydée von 2021 bis 2023 die Kompanie leitete. Für seine erste Spielzeit kündigt Morales folgende Premieren an: „Marie Antoinette“ von Thierry Malandain, „Zorba, el Griego“ von Lorca Massine, Marcia Haydées „Dornröschen“ und die Wiederaufnahme der erfolgreichen Produktion „Nijinska, secreto de la vanguardia“ von Avatâra Ayuso. Morales ging aus einem langen, aufwendigen Auswahlverfahren der Stadt Santiago hervor und ist der fünfte Chilene, der die Kompanie leitet.

Die französische Choreografin Maud Le Pladec ist zur neuen Direktorin des Centre Chorégraphique National – Ballet de Lorraine in Nancy ernannt worden. Sie folgt am 1. Januar 2025 auf den bisherigen Direktor Petter Jacobsson, der das Zentrum seit 2011 leitete. Le Pladec leitete bisher das CCN in Orléans und wurde gemeinsam mit Thomas Jolly zur Tanzdirektorin und Choreografin für die vier Zeremonien der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris 2024 ernannt.

Das Londoner Tanzhaus Sadler’s Wells hat die Ernennung von sieben neuen Associate Artists angekündigt. Die sieben Choreografen aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen sind Jules Cunningham (zeitgenössischer Tanz/Queerness), Dan Daw (Inklusion/Tanz mit behinderten Menschen), Oona Doherty (zeitgenössischer Tanz), Michelle Dorrance (Stepptanz), Seeta Patel (Bharatanatyam/asiatischer Tanz), Alesandra Seutin (Acogny Technique/Medien im Tanz/Site-specific Dance) und Botis Seva (HipHop/zeitgenössisch). Das Sadler’s Wells Theatre wird Uraufführungen bei ihnen in Auftrag geben, sie bei ihrer Entwicklung unterstützen, ihnen Ressourcen und Technik zur Verfügung stellen. Die weiteren Associate Artists des Tanzhauses sind die Balletboyz, Matthew Bourne, Sidi Larbi Cherkaoui, Jonzi D, Sharon Eyal, Sylvie Guillem, Michael Hulls, Michael Keegan-Dolan, Akram Khan, Russell Maliphant, Wayne McGregor, Crystal Pite, Kate Prince, Nitin Sawhney, Hofesh Shechter und Jasmin Vardimon.

Ausgezeichnet

Bei der Biennale in Venedig wurde der Goldene Löwe für das Lebenswerk an Cristina Caprioli verliehen, der am Züricher Schauspielhaus tätige Choreograf Trajal Harrell erhielt den Silbernen Löwen. Die Italienerin Caprioli arbeitet in Farsta/Schweden an neuen Formen der interdisziplinären und kollaborativen Praxis, ihr Oeuvre umfasst Installationen, Texte, Tanz-Soli und -Duos zu ausgreifenden Gruppen-Choreografien sowie Formaten, die die Kooperation zwischen Wissenschaft und Tanz erforschen. International wird sie mit ihrer ccap Company als eine Pionierin des Postmodernen Tanzes gefeiert. Der Amerikaner Trajal Harrell bringt in seinem „erweiterten“, postmodernen Tanz die verschiedensten Techniken wie Voguing und Butoh mit Elementen der Popkultur zusammen, die elitäre Kunst mit Subkultur.

 Kompanien

Das San Franciso Ballet, das seit Ende 2022 von Tamara Rojo geleitet wird, hat eine Spende von 60 Millionen Dollar erhalten, die größte in seiner Geschichte und wahrscheinlich die größte Spende in der Geschichte des amerikanischen Balletts. Sie stammt von einem anonymen Geldgeber, der die Kompanie bereits seit langen Jahren unterstützt, und soll nicht nur bei der Entwicklung neuer Werke helfen, sondern die finanzielle Situation der Kompanie absichern. Der weitaus größte Teil von 50 Millionen Dollar geht in das Grundvermögen der Kompanie, das damit fast um die Hälfte anwächst, die restlichen 10 Millionen Dollar flossen in die Kosten der ersten Spielzeit von Tamara Rojo, vor allem in Aszure Bartons Uraufführung „Mere Mortals“, deren Thema Künstliche Intelligenz laut Rojo ein deutlich jüngeres Publikum angezogen hat. Im Februar wurde in San Francisco Jasmine Jimison zur Ersten Solistin befördert.

Beim American Ballet Theatre wurde ein bereits beschlossener Streik der Tänzer und Inspizienten nur knapp abgewendet. Anfang Februar hatten die Gewerkschaft American Guild of Musical Artists (AGMA) und die Tänzer des ABT mit 95 % Zustimmung für einen Streik gestimmt, weil den Tänzern Verträge angeboten worden waren, die für über 20 Prozent von ihnen eine Bezahlung unter dem New Yorker Mindestlohn bedeutet hätte. Laut AGMA verdient nur etwa ein Drittel der Tänzer genug, um in New York überleben zu können. Ihre Verträge laufen nur über 36 Wochen, den Rest des Jahres erhalten sie Zuschüsse über ihren Gewerkschaftsvertrag, brauchen einen Zweitjob oder machen Schulden. Laut Aussagen der Tänzer ist es unmöglich, mit ihrem Gehalt genug anzusparen, um über diese Wochen zu kommen, eine Familie zu ernähren oder für ihr weiteres Leben Vorsorge zu treffen. Mitte Februar verkündete die Leitung des ABT eine Einigung über erhöhte Lohne und bessere Arbeitsbedingungen, die geplanten Aufführungen sind nicht in Gefahr. Die Gewerkschaft stimmte Ende Februar der Einigung zu.

RIP

Der Stepptänzer, Broadway-Darsteller, Filmschauspieler, Choreograf und dreifäche Tony-Award-Preisträger Hinton Battle ist am 29. Januar im Alter von 67 Jahren gestorben. Er wurde als Sohn eines amerikanischen Offiziers in Deutschland geboren, studierte an der School of American Ballet und spielte bereits mit 18 Jahren seine erste Rolle am Broadway, die Vogelscheuche in „The Wiz“, der Soul-Adaption des „Zauberers von Oz“. Danach tanzte und sang er in Musicals wie „Dreamgirls”, „Sophisticated Ladies”, „Chicago”, „Miss Saigon” oder „The Tap Dance Kid”. Später arbeitete er als Choreograf, Produzent, Autor und Regisseur, er spielte in Fernsehserie und Filmen mit.

Die kanadische Tanzpublikation Dance International wurde eingestellt. Das Print-Magazin wurde seit 1977 vierteljährlich von der Vancouver Ballet Society herausgegeben. Seit 2020 erschien es nur noch als Web-Magazine, das nun aus finanziellen Gründen ebenfalls eingestellt wurde.

Gerichtsprozess

Seit Februar findet im französischen Nanterre ein Prozess über die Rechte an Maurice Ravels berühmter Komposition „Bolero” statt. Die Kontrahenten sind die Rechteverwertungs-Organisation Sacem (Société des Auteurs, Compositeurs et Éditeurs de Musique, eine Art französische GEMA) und die heutige Erbin von Ravels Nachlass, Évelyne Pen de Castel – ihres Zeichens ersteheliche Tochter der zweiten Frau des Gatten der Masseuse von Ravels Schwägerin. Geerbt hatte die Rechte des kinderlosen Komponisten einst Ravels Bruder Edouard, von ihm aus wurden sie an immer entferntere, nie mit Ravel verwandte Erben weitergegeben. Die verdienten sehr viel Geld damit und möchten nun mit der These weiter Geld verdienen, dass Ravel das Stück nicht alleine komponiert habe. Ravel starb 1937, nach französischem Recht sind seit 2016 eigentlich alle Rechte an seinem „Bolero“ frei, das heißt niemand erhält mehr Tantiemen, wenn das Stück gespielt wird. 2018 klagten die Erben des Malers Alexandre Benois darauf, dass er ein Mitautor des „Bolero“ sei, ein wenig später klagten Ravels legale Erben darauf, dass die Choreografin Bronislava Nijinska ebenfalls Mitautorin der Musik sei. Deren amerikanischer Erbe wollte sich nicht an der Klage beteiligen. Die Sacem wiederum betrachtet einzig den Komponisten als Autor des Musikstücks. Sollten den Klagen auf Mitautorenschaft stattgegeben werden, dann gelten die Verjährungsrechte der Mitautoren Benois und Nijinska, die erst 1960 bzw. 1972 gestorben sind. Das heißt, es müssten mindestens noch weitere 70 Jahre nach ihrem Tod Tantiemen an alle Erben bezahlt werden, man könnte also am „Bolero“ weitere Jahre Geld verdienen. Die Erben klagen auch auf das Geld, das ihnen seit 2016 entgangen sei.