Émilie Cozette in Schwanensee, Pariser Opernballett, Foto Anne Deniau
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Tänzernews 10#

Beförderungen und Abschiede

Beim Stuttgarter Ballett wurde Mackenzie Brown nach ihrem Debüt als Julia in John Crankos „Romeo und Julia“ zur Ersten Solistin befördert.

Beim Bolschoi-Ballett wurde Dmitry Vyskubenko zum Ersten Solisten befördert, er hatte von 2016 bis 2022 beim Bayerischen Staatsballett getanzt.

Beim Pariser Opernballett verabschiedete sich die Étoile-Ballerina Émilie Cozette im September beim großen Defilé zur Saisoneröffnung von der Bühne. Sie war 2007 zur Étoile ernannt worden.

Bei Het Nationale Ballet in Amsterdam hat der langjährige Principal Dancer James Stout seine Karriere nach 16 Jahren beendet. Der britisch-kanadische Tänzer verabschiedete sich im Pas de deux „After the rain“ von Christopher Wheeldon.

Die Österreicherin Natascha Mair hat das English National Ballet verlassen, um sich neuen Projekten zu widmen. Die Wienerin tanzte seit 2012 im Wiener Staatsballett, 2018 wurde sie von Direktor Manuel Legris zur Ersten Solistin befördert. Von 2020 bis 2023 war Mair Principal Dancer beim English National Ballet in London.

Grace Maduell Holmes wird neue Direktorin der San Francisco Ballet School. Sie folgt auf den renommierten Pädagogen und Direktor Patrick Armand, der auch oft beim Prix de Lausanne im Einsatz war. Holmes tanzte von 1983 bis 1995 im San Francisco Ballet, zuletzt als Solistin, dann beim Birmingham Royal Ballet, bevor sie Pädagogin wurde. Seit 2014 war sie Leiterin der Kansas City Ballet School.

Todesfälle


Edmund Gleede
, ehemaliger Direktor des Balletts der Bayerischen Staatsoper von 1980 bis 1984, verstarb am 12. September 2023. Er hatte Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte studiert, arbeitete als Regisseur, Dramaturg und Theaterdirektor, u.a. beim Pina Bausch am Tanztheater Wuppertal. Nach München hatte ihn August Everding geholt. Er förderte u.a. den Choreografen Youri Vámos und engagierte die wichtige Ballerina Judith Turos ins Ensemble. Unter seiner Direktion kam 1982 in München Jacques Offenbachs „Gaîté Parisienne“ in der Choreografie von Gray Veredon zur Uraufführung, er konzipierte die Ballettkomödie „Max und Moritz“ zu Musik von Gioacchino Rossini, die Choreografie stammte von Peter Marcus.

Die amerikanische Tänzerin Melinda Witham ist Mitte Oktober in Stuttgart im Alter von 68 Jahren gestorben. Sie kam 1973 zum Stuttgarter Ballett, der kurz darauf verstorbene John Cranko hatte sie noch engagiert. Sie war vor allem in modernen Werken besetzt, tanzte viele von William Forsythes frühen Werken und wurde später sie Ballettmeisterin und wichtige Charaktersolistin der Kompanie. Zuletzt hatte sie eine Solorolle in „Die sieben Todsünden“ im Stuttgarter Schauspielhaus, mit der sie auch 2020 ihren Abschied von der Bühne feierte.

Der dänische Tanzkritiker und Balletthistoriker Erik Aschengreen starb am 9. September im Alter von 88 Jahren. Aschengreen schrieb über 40 Jahre für die Tageszeitung Berlingske Tidende, war Professor an der Universität von Kopenhagen, wo er die Abteilung für Tanzwissenschaft begründete. Sein spezielles Interesse galt dem romantischen Ballett und Auguste Bournonville, Aschengreen verfasste mehrere Ballettbücher, darunter 1998 eine Geschichte des Königlich Dänischen Balletts.

In New York verstarb Ende Oktober der Ballettkritiker Jack Anderson im Alter von 88 Jahren. Er schrieb u.a. viele Jahre Kritiken für die New York Times und für das amerikanische Dance Magazine, neben Ballett auch über Modern Dance, Stepptanz, japanischen oder indischen Tanz. Anderson veröffentliche auch Lyrik und Bücher über Tanzgeschichte.

Wiederauferstanden

Fast 30 Jahre, nachdem die damalige Hauskompanie des Sadler’s Wells Theatre in London geschlossen worden war, wird nun das London City Ballet neu belebt. Unter der Leitung von Christopher Marney kehrt die Kompanie im Sommer 2024 mit zwölf Tänzern und einer Tour durch England auf die Bühne zurück. Sie zeigt u.a. eine Uraufführung von Arielle Smith und Kenneth MacMillans Einakter „Ballade“ aus dem Jahr 1972. Das London City Ballet war 1978 von Harold King, Peter Darrell und Michael Beare gegründet worden, von 1983 an war Prinzessin Diana die Schirmherrin der Kompanie. Nachdem das London City Ballet zuletzt immer weniger Geld vom englischen Arts Council bekommen hatte, musste es 1996 schließen.

Von Islington aus will die wiederauferstandee Kompanie für zunächst drei Spielzeiten lang sechs Monate im Jahr auf Tournee gehen, auch ein Gastspiel im Sadler’s Wells Theatre ist geplant. Die Finanzierung beruht auf einer großzügigen privaten Spende. Wegen der geringen Tänzerzahl werden keine abendfüllenden Handlungsballette gezeigt. Kate Lyons von der Kompanie New Adventures wird Probenleiterin, Sean Flanagan von den BalletBoyz wird der General Manager. Christopher Marney, früher Leiter der Studio Company des Joffrey Ballet Chicago und der Central School of Ballet in London, möchte den Schwerpunkt auf die Wiederentdeckung von „lost ballets“ legen, also auf vergessene Werke wichtiger Choreografen, die aus dem Repertoire verschwunden sind www.londoncityballet.com

Kompanien

Beim Ballett der Pariser Oper können Tänzer eigentlich nur durch den alljährlichen Concours, einen von einer mehrköpfigen Jury beurteilten Wettbewerb, die Stufen auf der Karriereleiter hinaufklettern: zum Quadrille, Coryphée, Sujet, zum Premier danseur oder zur Première Danseuse. Jetzt hat der neue Direktor José Martinez beschlossen, nicht nur die Étoiles persönlich zu ernennen, sondern auch die Premiers danseurs und danseuses, also die Solisten. Ihre Stellen werden ab sofort nicht mehr über den Wettbewerb vergeben.

Beim Northern Ballet im englischen Leeds ist das Orchester der Kompanie bedroht; anders als in Deutschland haben dort viele Ballettkompanien ein eigenes Orchester, unabhängig von einem Opernhaus. Die Kompanie hat aus Kostengründen beschlossen, von April 2024 an teilweise mit Tonband auf Tournee zu gehen, ohne Orchester.