Sasha Waltz und Johannes Öhman geben bekannt, dass Sie die gemeinsame Intendanz des Staatsballetts Berlin zum Ende des Jahres 2020 beenden:
„Im September 2016 wurden wir gemeinsam als Doppelspitze zur Leitung an das Staatsballett Berlin berufen. Seitdem arbeiten wir als Ko-Intendanz kontinuierlich in Vorbereitung, Planung und Durchführung an der Entwicklung eines modellhaften Projektes, welches eine Brücke zwischen dem klassischen Ballett und dem zeitgenössischen Tanz spannt und für eines der größten Europäischen Tanzensembles ein ungewöhnlich breites Repertoire pflegt und weiterentwickelt. Es war uns dabei von Anfang an wichtig, über das bisherige Stammpublikum hinaus ein neues Publikum für den Tanz zu begeistern. Entsprechend groß ist unsere Freude über die sehr positiven Auslastungszahlen in unserer Amtszeit, die seit Gründung des Staatsballetts Berlin im Jahre 2004 die höchste Resonanz widerspiegeln. Dies bestätigt auch, dass unser Modell aus klassischem und zeitgenössischem Tanz an allen drei Opernhäusern sehr gut funktio niert. Wir haben den Auftrag als eine historisch wichtige Aufgabe verstanden, das Staatsballett als Institution in das 21. Jahrhundert zu überführen und gleichermaßen Tradition und Innovation als die beiden Stärken des Balletts miteinander zu verbinden. 2019 wurde das Staatsballett durch die Fachjournalist*innen des Tanzes als Ensemble des Jahres ausgezeichnet – eine wichtige Anerkennung für das außergewöhnliche Engagement der hochmotivierten Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts, die jeden einzelnen Ballettabend mit ihrer Spitzenleistung zu einem Ereignis machen.“
Sasha Waltz und Johannes Öhman
Berlin / Stockholm
Der Grund für den Leitungswechsel ist die Entscheidung von Johannes Öhman, dem Ruf an seine Heimatstadt Stockholm zu folgen, um dort das Angebot der Position des Künstlerischen Leiters und Managing Directors am renommierten „Dansenhus“ – dem Schwedischen Haus für Tanz – anzunehmen. Sasha Waltz hat sich daraufhin entschieden, die Intendanz ebenfalls zu beenden, weil sie das gemeinsame Projekt nicht alleine fortsetzen möchte. Sasha Waltz wird sich nach ihrer Tätigkeit als Intendantin und nach einigen Jahren der konzeptionellen Arbeit für das Staatsballett ab 2021/22 wieder voll und ganz auf ihre künstlerische Arbeit als Choreographin konzentrieren.
27 Januar 2020: Statements von Johannes Öhman und Sasha Waltz zur Beendigung der Intendanz am Staatsballett Berlin
»Vor Weihnachten wurde mir die Stelle als künstlerischer und geschäftsführender Direktor im »Haus des Tanzes« in Stockholm angeboten. Nachdem ich sowohl die Verantwortung meiner Arbeit gegenüber als auch die Verantwortung, die sich aus meiner privaten Situation ergibt, sorgfältig abgewogen habe, habe ich mich entschieden, das Angebot aus Schweden anzunehmen. Diese Entscheidung habe ich allein getroffen, ohne dass jemand anderes daran beteiligt war.
Seit 2016 sind Sasha und ich ein eingespieltes Team, und wir sind sehr stolz auf das, was das Staatsballett erreicht hat. Bis Januar 2021 werde ich noch immer im Amt sein, und wir beide freuen uns sehr auf die bevorstehenden Premieren und die zukünftigen Kooperationen.
Nachdem wir das Ensemble über die Entwicklungen informiert haben, gab es zwei Treffen mit dem Ensemble und den Mitarbeiter*innen – eines mit Senator Dr. Lederer und eines ohne ihn –, um alle Bedenken zu hören und alle Fragen innerhalb des Kompanie zu beantworten. Der nun folgende Prozess hat gerade erst begonnen, aber wir haben den Grundstein für ein konstruktives und transparentes Verfahren gelegt, um das Wohlergehen und die künstlerische Zukunft des Staatsballetts zu sichern.« Johannes Öhman
»Das Konzept eines breit aufgestellten Programms zwischen Klassik und Moderne wird in unseren zwei ersten Spielzeiten schon deutlich. Wir sehen ein begeistertes Publikum und ein motiviertes, exzellentes Ensemble. Wir haben eine Transformation eingeleitet, die beginnt Früchte zu tragen. Ja, unsere Ernennung in 2016 war umstritten. Jedoch waren die Auslastungszahlen des letzten Jahres überdurchschnittlich gut. Es zeigt, dass unser Modell durchaus zukunftsweisend ist. Klassische und zeitgenössische Tänzer werden weiterhin fest am Staatsballett arbeiten. Die kommende Spielzeit 20/21 ist fest geplant und wird am 4. März von Johannes Öhman und mir der Öffentlichkeit präsentiert.
Unsere gemeinsame Intendanz wird beendet, da einer der Partner sich unabhängig entschieden hat auszusteigen. Der Abschied von Johannes Öhman kam sehr kurzfristig und unerwartet. Ich bedauere die Entscheidung. Ich sehe nicht, dass unter diesen neuen Bedingungen eine alleinige Intendanz meinerseits sinnvoll wäre.
2016 erklärte ich mich bereit eine Leitungsrolle zu übernehmen, aber nur mit einem Partner, der das klassische Erbe vertritt und ich weiterhin künstlerisch als Choreographin tätig sein kann. Aus Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft des Balletts und die Bedürfnisse dieser komplexen Struktur stelle ich mein Amt zur Verfügung.
Ich habe mich von den Ereignissen überrumpelt gefühlt und konnte keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Auflösung unserer Intendanz mehr nehmen. Die Ereignisse haben sich überschlagen. In meiner Verantwortung gegenüber dem Staatsballett, werde ich in Ruhe und ohne Zeitdruck eine Entscheidung über das Ende meiner Amtszeit fällen.« Sasha Waltz
Pressetext