LITERATUR UND ELEGANZ.
EIN STÜCK FRANZÖSISCHER TANZGSCHICHTE
von Angela REINHARDT
Wären seine Werke heute noch so beliebt wie vor 40 oder 50 Jahren, oder hätte ihn bereits die Cancel Culture erreicht? Wirkt sein liebstes Frauenkostüm, die knappe Korsage mit kleiner Rüsche über langen Beinen, nicht allzu stereotyp, trägt es nicht doch einen Anflug von Sexismus in sich? Roland Petits „Carmen“ ist immer noch gefragt, das Ballett am Rhein hat sie im Programm, in München war seine „Coppélia“ zu sehen, in Essen und Stuttgart „Le jeune homme et la mort“. Außer diesen frühen Klassikern ist derzeit relativ wenig aus dem Œuvre des Franzosen auf den internationalen Bühnen unterwegs. Er hat unzählige abendfüllende Ballette und Revuen choreografiert, seine offizielle Webseite registriert 176 Stücke mit all den kleineren Gelegenheitswerken. Am 13. Januar dieses Jahres wäre er 100 Jahre alt geworden – sind wirklich nur die frühen Klassiker übrig, obwohl Petit doch ein ebenso fleißiger Tanz-Erzähler war wie John Neumeier, obwohl er vom „Gestiefelten Kater“ über Marcel Proust bis zu „Clavigo“ alles vertanzt hat, obwohl die Welt nach Handlungsballetten lechzt?
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