5/2006 September-Oktober

Ausgabe September-Oktober 2006

Editorial

 

Über Fußball, den Papst und – Tanz

 

Anlässlich des Papstbesuches hat Bayern die Sommerferien um einen Tag verlängert. Wir haben die Zeit zum Studium der Schriften von Josef Ratzinger genutzt und stießen dabei unerwarteter Weise auf einen Fußballexperten. Schon vor 18 Jahren nämlich merkte der damalige Erzbischof an, Fußball sei ein „Tun, das ganz frei ist, ohne Zweck und ohne Nötigung, und das dabei doch alle Kräfte des Menschen anspannt und ausfüllt“. Es handle sich um eine „versuchte Heimkehr ins Paradies“. Der Fußball nötige den Menschen „zunächst sich selbst in Zucht zu nehmen, so dass er durch Training die Verfügung über sich gewinnt, durch Verfügung Überlegenheit und durch Überlegenheit Freiheit. Er lehrt ihn aber dann vor allem auch das disziplinierte Miteinander; als Mannschaftsspiel zwingt er zur Einordnung des Eigenen ins Ganze. Er verbindet durch das gemeinsame Ziel: „Das Spiel überschreitet das Alltagsleben; es ist Einübung ins Leben.“ Ein weiser Beobachter, der im allgegenwärtigen Spiel nicht in erster Linie Elfmeter, rote Karten und nationale Begeisterung entdeckte, sondern seine Quintessenz und grundlegende Tugend. Heiliger Vater, könnten Sie sich in Ihrer Weisheit nicht auch des Tanzes annehmen? Könnten Sie nicht anlässlich Ihres Besuches sagen: “Der Tanz, das ist eine Tätigkeit ganz frei und ohne Zweck, die dabei doch alle Kräfte des Menschen anspannt und ausfüllt. Es ist eine versuchte Heimkehr ins Paradies. Der Tanz nimmt den Menschen in die Zucht, so dass er durch Training die Verfügung über sich selbst gewinnt. Der Tanz lehrt das disziplinierte Miteinander. Er verbindet durch das gemeinsame Ziel. Der Tanz ist Einübung ins Leben.“ Liebe Leser: der Papst wird es wohl nicht sagen. Aber wir selbst können es! Wir können tägliche Auseinandersetzungen und unterschiedliche ästhetische Positionen zurückstellen und unseren Schülern und Zuschauern immer aufs Neue davon erzählen, was uns alle vereint: „Der Tanz ist eine versuchte Heimkehr in Paradies. Er verbindet durch das gemeinsame Ziel. Er ist Einübung ins Leben.“

Herzlichst  Ihre Redaktion