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Michaël Denard gestorben

In Paris ist heute am 17.2.2023 Michaël Denard gestorben, ein Étoile des Pariser Opernballetts, der „Feuervogel“ Maurice Béjarts und Ballettdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin von 1993 bis 1996.

Denard wurde 1944 in Dresden als Sohn einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters geboren. Er begann erst spät mit dem Ballettunterricht, tanzte im Corps de ballet in Toulouse und in Nancy. 1966 kam er ins Ballett der Pariser Oper und stieg schnell auf, 1971 wurde er zum Étoile ernannt. Er tanzte alle großen Rollen des Repertoires, darunter den Siegfried in „Schwanensee“ in mehreren verschiedenen Inszenierungen, Balanchines „Apollo“ oder James in „La Sylphide“. Er arbeitete mit vielen zeitgenössischen Ballettchoreografen zusammen und kreierte Rollen für sie.

Danse Danse (1985)

Denard tanzte meist mit der Ballerina Ghislaine Thesmar, aber auch noch mit der 53-jährigen Yvette Chauviré, mit Claire Motte, der blutjungen Sylvie Guillem, Noëlla Pontois, Natalia Makarova, Cynthia Gregory, Natalia Bessmertnova, Elisabeth Platel oder Lynn Seymour. Er gastierte bei allen wichtigen Kompanien von Russland bis Südamerika. 1970 traf er Maurice Béjart und wurde zu einem seiner großen Interpreten. Denard tanzte in dessen “Romeo und Julia”-Version in Rom und kreierte mit blonden, langen Haaren Béjarts Neufassung von Strawinskys „Feuervogel“ mit einer triumphalen Premiere im Palais des Sports in Paris.

Mit Maurice Béjart 1970 bei den Proben zu “L’Oiseau de feu”, Foto Béjart Ballet

Seinen Bühnenabschied feierte Denard 1989 in Paris. Er war auch ausgebildeter Schauspieler und brillierte in Rollen, die Tanz und Sprache verbanden – nicht nur in Französisch wie in „Le Martyre de Saint-Sébastien” in einer Inszenierung von Bob Wilson, sondern auch in perfektem Deutsch. Von 1990 an war er der Sprecher in Maurice Béjarts abendfüllendem „Ring um den Ring“ in Berlin, wo er als eine Art dunkler Conférencier Richard Wagners Stabreime sprach.

Von 1993 bis 1996 sorgte Denard als Ballettdirektor der Berliner Lindenoper für eine kurze französische Epoche und zeigte dort neben Klassikern wie Nurejews „Raymonda“-Fassung oder „Don Quixote“ auch Stücke von Roland Petit und mehrere Werke von Maurice Béjart, darunter den Krimi „Le Concours“ und die Uraufführung „À propos de Shéhérazade“. Später kehrte er nach Paris zurück und interpretierte dort Charakterrollen wie Mutter Simone in Frederick Ashtons “La fille mal gardée“ oder Père Duval in John Neumeiers „Die Kameliendame“. Denard arbeitet ebenfalls als Ballettmeister und Pädagoge, er trat einige Male als Schauspieler in Film und Fernsehen auf. Er wurde in Frankreich zum Ritter der Ehrenlegion und zum Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.