Ehrungen für Jo Parkes und Isabelle Schad für herausragende künstlerische Entwicklungen.
Im Herbst wird erneut der Deutsche Tanzpreis verliehen – die höchste Auszeichnung, die der Tanz in
Deutschland zu vergeben hat. Mit dem Deutschen Tanzpreis werden herausragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschland geehrt – ganz gleich, ob sie auf oder hinter der Bühne, in Pädagogik, Publizistik, Wissenschaft oder anderen Bereichen des Tanzschaffens wirksam waren und sind. Zudem werden Interpret/innen, Ensembles und Projekte in der Tanzlandschaft für zukunftsorientierte Initiativen, modellhafte
Konzepte oder außergewöhnliche Produktionen ausgezeichnet.
Am 28. Januar hat die Jury des Jahres 2019 die Preisträger/innen gewählt. Den mit 20.000 Euro
dotierten Deutschen Tanzpreis 2019 erhält der Fotograf Gert Weigelt. Seine Bilder trugen in den 70er
und 80er Jahren zum publizistischen Durchbruch des deutschen Tanztheaters bei und spiegeln bis
heute die Formgebung der Choreograf*innen und die Ausdrucksstärke der Tänzer*innen idealtypisch
wider. Für signifikante Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz werden das Schaffen der Tanz- und
Videokünstlerin Jo Parkes sowie der Tänzerin und Choreografin Isabelle Schad mit jeweils 5.000 Euro
gewürdigt. Die Verleihung im Rahmen einer hochkarätigen Gala, die zum zweiten Mal in der Trägerschaft des
Dachverbandes Tanz Deutschland ausgerichtet wird, findet am Samstag, den 19. Oktober, 18.00 Uhr
im Essener Aalto-Theater statt. An diesem Tag wird Nordrhein-Westfalen einmal mehr zum
Treffpunkt für den Tanz in Deutschland und Europa. Die Gala zur Preisverleihung präsentiert unter
Bezugnahme auf die Arbeit der Preisträger/innen die Vielfalt der hiesigen Tanzlandschaft vom
zeitgenössischen Ballett bis zum zeitgenössischen freien Tanz.
Zum zweiten Mal wird der Deutsche Tanzpreis durch den Dachverband Tanz Deutschland als
bundesweite Stimme für den künstlerischen Tanz in enger Abstimmung mit dem früheren Träger
Förderverein Tanzkunst Deutschland, dem Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik und der
Theater und Philharmonie Essen GmbH verliehen, gemeinsam gefördert durch die Stadt Essen, das
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und aus Mitteln des
Bundes. Schirmherr des Deutschen Tanzpreises ist, wie auch in den Jahren zuvor, Prof. Dr. Norbert
Lammert, Bundestagspräsident a. D. Die unabhängige Jury wurde 2018 vom Träger und den öffentlichen Förderern eingesetzt. Sie entschied über Vorschläge, die von zahlreichen Verbänden, ihren Mitgliedern und Institutionen des Tanzes unterbreitet wurde. Ein Kuratorium, bestehend aus Vertreter*innen der öffentlichen
Förderer, des Dachverbandes Tanz Deutschland, des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik
und der Theater und Philharmonie Essen GmbH, begleitet die Entwicklung des Deutschen
Tanzpreises. Das Kuratorium diskutiert die Konzeption und Weiterentwicklung des Deutschen
Tanzpreises und benennt die Jury.
Die Preisträger/innen
Gert Weigelt hat sein Leben dem Tanz gewidmet. Als Tänzer arbeitete er mit Choreograf*innen wie
Hans van Manen, Jerome Robbins, Jiří Kylián, Kurt Jooss, Glen Tetley und Birgit Cullberg.
Nach seiner Tänzerkarriere und dem Studium der künstlerischen Fotografie begleitete er mit der
Kamera die herausragenden Choreograf*innen unserer Zeit, wie Pina Bausch, Hans van Manen,
Maurice Béjart, Susanne Linke, William Forsythe, Gerhard Bohner oder Martin Schläpfer.
Weigelts Arbeiten sind nicht allein Dokumente des Tanzes, sie sind eine eigene Kunst. In ihnen werden
äußere Form und innere Bewegung offenbar. Sie sind eine Feier der Bewegung und der Körper. Sie
sind eine Feier des Tanzes, der immer wieder neue Perspektiven bietet, das Verborgene, Unentdeckte
für uns sichtbar werden lässt. Im Moment des Bildes scheinen die Bühne, der Fotograf und die Kamera
eins geworden, um die Seele des Tanzes festzuhalten – für einen Augenblick. Mit seinen Arbeiten hat Weigelt der flüchtigen Kunstform Tanz den Weg bereitet in Publizistik und Medien, mithin auch in die digitale Welt. Er stellt die Tänzer*innen ins Zentrum seiner Werke, rückt jene ins Bild, die den Tanz erst erschaffen – mit ihrer Anmut und Leidenschaft, Grazie und Energie, mit Sex-Appeal und Strenge. Eine Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz erhält.
Isabelle Schad
Die Tänzerin und Choreografin Isabelle Schad studierte klassischen Tanz in Stuttgart und tanzte für
zahlreiche Choreograf/innen. Seit 1999 produziert sie ihre eigenen choreografischen Arbeiten – an
der Schnittstelle zwischen Tanz, Performance und Bildender Kunst.
Isabelle Schad ist eine Körperforscherin. Die Suche nach den inneren Bewegungsimpulsen, nach dem,
was sich im Körper bewegt, bildet dabei den Anfangspunkt ihrer Choreografien. Damit ist der Körper
nicht Werkzeug für choreografische Figuren oder eines bestimmten Ausdrucks. Er durchläuft ständige
Metamorphosen, wird beobachtet und immer wieder neu ins Spiel gebracht. Ihr Tanz und die Körper
ihrer Tänzer wollen weniger ein festes Bild, eine klare Form des Ausdrucks geben, sie lassen eher uns
erleben, wie aus Bewegungen die künstlerische Form wird. Und wenn diese Prozesse auf die
Tänzer*innen übertragen werden, entstehen zugleich ganz neue Formen des kollektiven Arbeitens.
Dieser besondere Schaffensprozess hat den zeitgenössischen Tanz der letzten Jahrzehnte maßgeblich
beeinflusst. Die Arbeiten von Isabelle Schad sind hierfür herausragende Beispiele.
Eine Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklungen in sozialen und partizipativen
Projekten des Tanzes erhält Jo Parkes
Jo Parkes ist Tanz- und Videokünstlerin. Seit 17 Jahren initiiert und leitet sie partizipative Tanzprojekte
(Community Dance), innovative Kunstprojekte mit Teilnehmer/innen ganz unterschiedlicher sozialer
oder kultureller Herkunft. So entstand auch JUNCTION, ein Programm von Tanz- und Videoworkshops
in vier Berliner Unterkünften für geflüchtete Menschen.
Motiviert von der Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe an Kunst und insbesondere
zeitgenössischer Tanzkunst hat und dass Tanz ein Erfahrungsfeld bietet, in dem individuelle wie auch
soziale Themen auf einer ästhetisch-expressiven Ebene bearbeitet und gestaltet werden können, hat
sie mit verschiedensten Gruppen gearbeitet, vor allem solchen, die sozial wie politisch benachteiligt
und vernachlässigt werden. Die künstlerischen Projekte von Jo Parkes vermitteln in außerordentlich eindrucksvoller Weise, wie Tanz in unsere Gesellschaft hinein wirken kann. Sie stehen exemplarisch für viele Entwicklungen des Community Dance in Deutschland und für das gesellschaftliche Engagement der
Tanz-Gala und Symposium
Die Gala zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises wird – wie es bereits in den letzten Jahrzehnten
Markenzeichen des Preises war – die künstlerischen Beiträge unter Bezugnahme auf die Arbeit der
Preisträger/innen in den Mittelpunkt stellen und dem Publikum ein facettenreiches Programm mit
internationalen Gästen bieten. Begleitend richtet der Dachverband Tanz Deutschland am 18./19. Oktober auf PACT Zollverein ein Symposium unter dem Titel „Positionen: Tanz“ aus. Das detaillierte Programm der Tanz-Gala wird im Frühsommer bekannt gegeben. Der Ticketverkauf beginnt am 8. April 2018 an den Kassen der Theater und Philharmonie Essen GmbH. Vom 8.-30. April 2019 gibt es einen Frühbucherrabatt von 10% auf die Eintrittskarten des Deutschen Tanzpreises (unter tickets@theater-essen.de / Tel. 0201/81 22-200).
Jury
Prof. Nik Haffner
(Künstlerischer Leiter, Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz, Berlin)
Kathleen McNurney
(Künstlerische Leiterin, Tanz Luzern)
Tim Plegge
(Ballettdirektor, Staatstheater Wiesbaden)
Brit Rodemund
(Tänzerin)
Prof. Dr. Patrick Primavesi
(Tanz- und Theaterwissenschaftler, Universität Leipzig)
Prof. Martin Puttke – Vorsitzender der Jury
(Tanzpädagoge, 1995-2008 Ballettdirektor am Aalto Theater Essen)
Gisela Peters-Rohse
(Tanzpädagogin)
Helena Waldmann
(Freie Choreografin)
Pressetext