William Forsythe Julian Gabriel Richter
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Preisverleihung FAUST 2025

Die Preisträger des Jahres im Überblick.

Am 15. November 2025 verwandelte das Theaterhaus Stuttgart seine sachliche Architektur in einen Moment hoher Konzentration: DER FAUST, der deutsche Theaterpreis, wurde verliehen — präzise, knapp und dennoch reich an Bedeutungen. Bühnenvereinspräsident Carsten Brosda eröffnete die Gala mit einer Pointierung, die zugleich Aufforderung war: Bühne ist nicht bloß Spiegel, sondern Praxis des Denkens und des Zusammenhalts. Dieser Satz zog sich wie ein roter Faden durch den Abend und verlieh den Auszeichnungen Gewicht über das Formelle hinaus.

Im Zentrum stand der Tanz, nicht als Ornament, sondern als klärende Kraft. Leroy Mokgatle erhielt die Auszeichnung für ihre Puck-Interpretation im Sommernachtstraum; ihr Spiel verband eine liebliche Leichtigkeit mit einem Ton, der verletzlich und scharf zugleich war. William Forsythe wurde für Blake Works V (The Barre Project) gewürdigt — ein Werk, das aus der rigorosen Schlichtheit der Ballettstange eine Denkform macht: präzise, analytisch, dann wieder überraschend frei. Diese beiden Preise erinnerten daran, dass Bewegung heute nicht nur Körper zeigt, sondern Haltung benennt.

Auch die übrigen Entscheidungen setzten klare Signale. Thomas Schmauser präsentierte in Mephisto eine Figur, die innerlich zerrissen und äußerlich kontrolliert bleibt; Bettina Ranchs Kundry in Parsifal war eine vokale Konfrontation mit existenzieller Intensität; Sofiia Stasiv machte im Jugendtheater sichtbar, wie zeitgenössische Stoffe junge Wahrheiten offenlegen. Regisseurinnen und Regisseure wie Jana Vetten, Dennis Krauß und Ceren Oran standen beispielhaft für ein Regietheater, das Formbewusstsein mit politischer Schärfe verbindet. Bühnenraum, Medienarbeit und Kostüm zeigten sich nicht als bloße Ausstattung, sondern als Mitautoren des Sinns.

Zwei Ehrungen gaben dem Ganzen eine moralische Tiefe: der Lebenswerkpreis für Brigitte Dethier, deren langjähriges Engagement das Kinder- und Jugendtheater geprägt hat, und der Perspektivpreis an das Festival eXoplanet #1, das neues Musiktheater in städtische Gefüge einschreibt und damit ästhetische sowie räumliche Grenzen verschiebt.

DER FAUST 2025 war kein festliches Ritual der Eitelkeiten; er war eine knappe, genaue Bestandsaufnahme. In einer Stunde voller Eleganz und Präzision zeigte sich: Theater bleibt ein Ort der Fragen — und der möglichen Antworten. Besonders der Tanz machte spürbar, dass Theater nicht nur abbildet, sondern formt: Körper als Denkmaschine, Bewegung als Form politischer und poetischer Einsicht. Ein Abend, der lange nachwirkt — in Gedanken und in der Sprache der Bühne selbst.

Weitere Informationen über die Preisträger:innen und die Entscheidung der Jury: Preisträger:innen DER FAUST 2025 | Deutscher Buehnenverein

Fotos: Mo Wüstenhagen