Mit Edward Clugs „Carmina Burana“ eröffnet das Ballett Dortmund am 18. Oktober 2025 im Opernhaus eine Spielzeitpremiere, die Musik, Gesang und Tanz zu einem eindringlichen Ritual bündelt. Clug, Artist in Residence des Hauses, widmet sich Carl Orffs ikonischem Werk mit jener klaren, sinnlich aufgeladenen Bewegungssprache, die ihn zu einem der markantesten europäischen Choreografen unserer Zeit gemacht hat.
Zyklus des Lebens – Klang und Körper im Gleichklang
Clug versteht Orffs „Carmina Burana“ nicht als erzählerisches Werk, sondern als existentielle Erfahrung: ein Kreislauf aus Werden und Vergehen, Lust und Verlust. Im Zentrum seiner Inszenierung steht der Kreis – Sinnbild der Naturzyklen, zugleich Resonanzraum für die unaufhörliche Bewegung des Lebens. Der berühmte Auftakt „O Fortuna“ setzt den Ton für eine Choreografie, in der rhythmische Energie, kollektive Dynamik und innere Zerrissenheit ineinandergreifen.
Musikalisch getragen wird der Abend von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Jordan de Souza, dem Opernchor Theater Dortmund sowie Gesangssolistinnen und -solisten. Gemeinsam mit den Tänzerinnen und Tänzern des Ballett Dortmund und des NRW Juniorballetts entsteht ein Gesamterlebnis, das Orffs mächtige Klangsprache körperlich erfahrbar macht.
Clugs Weg zu „Carmina Burana“
Edward Clug hat sich bereits in früheren Arbeiten – etwa in seiner Version für Les Grands Ballets Canadiens – intensiv mit Orffs Musik auseinandergesetzt. In Dortmund führt er diesen künstlerischen Dialog fort, schärft jedoch die symbolische Dimension: Der Mensch erscheint als Teil eines größeren Rhythmus, gefangen im Wechselspiel zwischen Sehnsucht und Vergänglichkeit. Clug verzichtet auf bloße Bebilderung und sucht nach Bewegung als Ausdruck innerer Zustände – nach Momenten, in denen Tanz und Musik eins werden.
Ein Abend zwischen Ekstase und Einkehr
So entsteht eine Aufführung, die sich weniger an Handlung als an Empfindung orientiert – ein vibrierender Strom aus Klang, Körper und Emotion. „Carmina Burana“ wird hier zur Feier des Lebens und seiner Unausweichlichkeit, zum Fest und zum Menetekel zugleich.