Mihael Belilov, Anna Freedman-Okuneva (Mitte), Lisa Pavlov © Masha Kulsch
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Marlene kehrt heim

Volkmar DRAEGER

Im historischen Filmausschnitt besucht sie eines jener Berliner Tonstudios – dann schreitet ihr heutiges Double hinein und nimmt ein erwartungsvolles Publikum mit

Nach einem Kraftwerk im Vorjahr hat die 2023 gegründete Berlin Ballet Company ein weiteres Großobjekt bespielt. Für die Atelier Gardens in Tempelhof, wie die gut 100-jährigen, aufwändig modernisierten Film- und Fernsehstudios nun heißen, entwarfen die Choreografen Arshak Ghalumyan und Alexander Abdukarimov ein genreübergreifendes, ergebnisoffenes Rechercheprojekt über den Mythos Marlene Dietrich (1901-1992). „Glanz & Widerstand“ zeigt in Filmausschnitten und Live-Dialogen, mit Musik und vor allem Live-Tanz vier vom Leben des aus Berlin-Schöneberg gebürtigen Weltstars inspirierte Szenen. Lucio Vidal als stolz unnahbare Marlene in ihrer elegant hautengen Bühnenrobe führt die Zuschauer durch die Stationen des Spiels: mehrere Studios und die beeindruckende Außenarchitektur.


Anna Freedman-Okuneva, Anastasia Kurkova, Naoya Homan, Javier Pena Vazquez, Olaf Kollmansperger © Masha Kulsch

Thematisiert werden Dietrichs frühe Heirat und weitere private Beziehungen, wichtige Lebensetappen, ihr bewegender Interviewfilm von 1984 mit Maximilian Schell, ihr konsequentes Engagement gegen das NS-Regime. Rund ein Dutzend hochkarätiger Tänzer*innen macht das über anspruchsvolle Pas de deux bildhaft. Im US-Jeep, von GIs umjubelt, fährt Marlene am opulenten Ende einer neuen, besseren Zeit entgegen. Nächstes Jahr soll aus der ambitionierten, künstlerisch noch nicht ganz runden 90-minütigen Performance eine abendfüllende Produktion entstehen.