Bei den mehrwöchigen Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum von John Neumeier ist der Choreograf und Ballettintendant zum Ehrenmitglied der Hamburgischen Staatsoper ernannt worden. Im Rahmen der Jubiläumsgala des Hamburg Ballett am 29. Juni überreichte Kultursenator Dr. Carsten Brosda im Beisein von Marianne Kruuse, der langjährigen Solistin und ehemaligen stellvertretenden Direktorin der Ballettschule des Hamburg Ballett, dem Hamburger Ehrenbürger die Urkunde auf der Bühne. Mit der Auszeichnung werden die einzigartigen künstlerischen und administrativen Verdienste von John Neumeiers 50-jähriger Direktion gewürdigt. Die besondere Ehrung verdankt sich einer Initiative aus der Mitte des Hamburg Ballett.
Brosda sagte: „Hamburg kann sich glücklich schätzen, einen Weltenbürger und Künstler der Sonderklasse in seiner Mitte zu wissen. Dass die Initiative zu dieser Ehrung aus dem Hamburg Ballett selbst in die Hamburgische Staatsoper hineingetragen wurde, zeigt die enge Verbundenheit der Compagnie und des Hauses mit John Neumeier. John Neumeier lebt für die Kunstform Tanz und hat seiner und unserer Stadt die Begeisterung für den Tanz geschenkt. Es ist eine ganz besondere Lebensleistung, die wir mit dem heutigen Abend und dieser Auszeichnung feiern.“
Neumeier ist heute der dienstälteste Ballettintendant der Welt. Seit 1973 wirkt er als Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Balletts, seit 1996 zugleich als Ballettintendant und Leiter des Ballettzentrums und seit 2005 als Geschäftsführer der Hamburgischen Staatsoper. Unter seiner 50-jährigen Direktion absolvierte das Hamburg Ballett mehr als 5.400 Vorstellungen.
Bei der gleichen Gala erhielt Edvin Revazov, Erster Solist der Kompanie, den neuen John-Neumeier-Preis für Choreografie der Hapag-Lloyd-Stiftung. Er ist mit 25.000 Euro dotiert. Michael Behrendt, Vorsitzender des Vorstands der Hapag-Lloyd-Stiftung, überreichte die Auszeichnung zusammen mit Ballettintendant John Neumeier im Rahmen der Jubiläumsgala anlässlich. „Für die Hapag-Lloyd-Stiftung ist es eine große Freude und auch Ehre, diesen nach John Neumeier benannten Choreografiepreis in diesem Jahr erstmalig vergeben zu können“, so Michael Behrendt. Durch die Benennung sei der Preis als Ehrung und Anerkennung für das großartige Lebenswerk John Neumeiers gedacht.
Der Preisträger Edvin Revazov, 1983 in Sewastopol geboren, ist seit 20 Jahren Mitglied der Kompanie des Hamburg Ballett John Neumeier, 2010 avancierte er zum Ersten Solisten. Seit einigen Jahren widmet sich der junge Künstler auch selbst intensiv dem Choreografieren. So schuf er bereits zahlreiche Werke für die Reihe Junge Choreografen sowie das Stück „Rain Memories“ für das Bundesjugendballett. Gemeinsam mit Marc Jubete
und Aleix Martínez kreierte er den Ballettabend „Shakespeare – Sonette“, mit dem 2019 die 45. Hamburger Ballett-Tage eröffnet wurden. Anfang dieses Jahres wurde auf seine Initiative das Hamburger Kammerballett gegründet, das aus der Ukraine geflüchteten Tänzerinnen und Tänzern eine neue künstlerische Heimat bietet. Dieser Kompanie, einem Herzensprojekt, mit dem er Gemeinschaft, Zusammenhalt und Solidarität stärken möchte, steht Edvin Revazov als künstlerischer und choreografischer Leiter vor.
In seiner Ansprache betonte John Neumeier, dass für ihn der Preis vor allem eine Auszeichnung für Kreativität darstelle. Und wenn es einem jungen Künstler gelinge, mit seiner Kunst auch etwas direkt für andere Menschen zu bewirken, sei dies ganz besonders preiswürdig: „Edvin Revazov hat sich zu einem kreativen und außerordentlich mutigen Choreografen entwickelt. Aber nicht nur als Choreograf, vor allem als Künstler, der durch seine Arbeit humanitäre Brücken baut, hat sich Edvin Revazov den John-Neumeier-Preis für Choreografie 2023 in besonderer Weise verdient.“ Für ihn sei es aber auch wichtig, so John Neumeier weiter, dass man mit diesem Preis nicht nur eine finanzielle Ehrung vergebe, sondern die Möglichkeit schaffe, etwas wirklich Neues erlebbar zu machen. Es gebe keine bessere Förderung, als den Künstlern Mittel und Wege für die Ausarbeitung ihrer kreativen Ideen an die Hand zu geben. Daher freue es ihn ganz besonders, dass die Hapag-Lloyd-Stiftung weitere finanzielle Mittel zur Verfügung stelle, damit der Preisträger in der folgenden Spielzeit ein Werk für das Bundesjugendballett kreieren und mit diesem Ensemble zur Aufführung bringen könne. Im Rahmen der Jubiläums-Gala zeigte das Hamburger Kammerballett zusammen mit Tänzern des Hamburg Ballett „Requiem“, ein von Edvin Revazov choreografiertes Ballett zu Musik von Henryk Górecki und Joan Baez.