2/2011 März-April

Editorial

 

Den Titel „Tänzerin des Jahrzehnts“ tragen zu dürfen, muss atemberaubend sein. Lucia Lacarra hat es jetzt erlebt. Wohl kaum hätte sie je mit dieser Auszeichnung von „Stars of the XXI0“ gerechnet, als sie einst mit 14 Familie und Heimat in San Sebastian (Spanien) verließ, um auf den Bühnen der Welt zu tanzen. Interviews und auch Kolumnen, die die Ausnahmetänzerin für unsere Zeitschrift verfasste, vermitteln den Eindruck, dass sie ihre Anfänge als Élèvin und junge Tänzerin nie vergessen hat ,ja, in beeindruckender Bescheidenheit noch immer dankbar dafür ist, auf der Bühne stehen zu dürfen. Wenn sie sich an ihre kindliche Ballett-Begeisterung erinnert, sagt sie: “Es hätte mir gereicht, der letzte, kleine Schwan in der Reihe zu sein.“ Vielleicht ist dies ihr Geheimnis, dass sie sich den unschuldigen Enthusiasmus, diese Liebe zum Tanz erhalten hat, und auch jetzt nie vergisst, wo und wie sie einst als kleine Ballerina begann. Wir gratulieren dieser wunderbaren Tänzerin von Herzen!

 

Noch immer spricht Tanz – vor allem Ballett – im Theater eher die älteren Semester an, häufig ist das Publikum gebildet, wohlsituiert. Gregor Zöllig  setzt sich mit seinem Tanztheater Bielefeld dafür ein, den Tanz auch in Bevölkerungsschichten zu tragen, die keinen Theaterführer „Ballett“ besitzen. Mit seinen „Zeitsprung“ Tanzprojekten, die er einst gemeinsam mit dem berühmten Royston Maldoom aus der Taufe hob, bringt er Förderschüler wie Gymnasiasten auf die Bühne, lässt Sekretärinnen neben Pensionären oder straffällig gewordenen Jugendlichen tanzen. Für diese Arbeit ist ihm jetzt eine Tanzvermittlerin zur Seite gestellt; es wird investiert, statt gespart, und das in der Sparte Tanz, sonst eher Stiefkind am Theater. Wir berichten über diese engagierten Projekte.

 

Tanz im Varieté wird selten gesondert wahrgenommen. Wir blicken zurück in die Anfänge und schreiben eine kleine Varieté-Geschichte. Außerdem setzten wir unsere Serie „Traumrollen“ fort. Beatrice Knop vom Staatsballett Berlin erzählt, weshalb sie ihrer Tatjana in Crankos „Onegin“ hinterherreiste, Thiago Soares, Principal am Royal Ballet, spricht über seinen Albrecht in „Giselle“ und Polina Semionova über ihre Titelrolle aus  Kenneth MacMillans „Manon“.

 

Eine anregende Lektüre wünscht

 

Ihre dance for you-Redaktion