Neues Jahr, neues Glück, neuer Job! Wer sich in diesen Tagen am Theater bewirbt, fragt sich vermutlich nach der besten Strategie. In der Regel denken Tänzer dabei vor allem an die gefürchteten Auditions. Wenigstens bis zum Schluss durchhalten – nichts ist frustrierender, als bereits nach der Stange „aussortiert“ zu werden. Doch worauf kommt es eigentlich an? Man könnte meinen, gesucht sei vor allem eins: Genialität. Tänzer sind schließlich Künstler, die neben einem trainierten Körper Persönlichkeit ins Rampenlicht rücken. Ihr unverwechselbarer Ausdruck, die Intensität ihrer Rolleninterpretation, macht sie zu Stars. Bis zum Principal ist es ein langer Weg. Auch ein Gruppenengagement kann Chancen bieten. Gerade für junge Tänzer lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten, bevor sie ihre Bewerbung abschicken. Wer sich selbst zum Ausnahmetänzer stilisiert, wirkt leicht arrogant. Wer sich wiederum in der letzten Reihe versteckt, erweckt den Anschein einer grauen Maus. Selbstbewusst auftreten, aber nicht eingebildet wirken, heißt die Devise. Das meint auch Sharon Watson, Direktorin des Phoenix Dance Theatre in England: “There is a fine line between confidence and arrogance, if you gage it well, you’ll shine.”
Ein lohnenswerter Tipp, für solche, die bereits die erste Hürde genommen haben: das schriftliche Bewerbungsverfahren, das nicht zu unterschätzen ist. Unser amerikanischer Korrespondent Armando Braswell, international erfolgreich als Solotänzer und Pädagoge, hat neben Watson drei weitere Ballettchefs gefragt, was ihnen in einer Bewerbung wichtig ist.
Wer die Antworten von Tamas Moricz (Royal Ballett Flandern), Stijn Celis, (Saarländisches Staatstheater) und Kathleen McNerney (Theater Luzern) miteinander vergleicht, kommt zu dem Schluss, dass eine künstlerische Bewerbung eine gute Vorbereitung erfordert, ähnlich wie jeder andere Beruf auch: „Investigate well the place you are auditioning for“, sagt McNerney und vertritt damit eine ähnliche Ansicht wie Sharon Watson: „We have a website and I don’t think it is that difficult to have the correct information about our company.”
Vor der Audition lohnt sich also die genaue Information: Was macht die Company aus, bei der Sie sich bewerben? Was reizt Sie künstlerisch an dieser Arbeit? Welche Voraussetzungen sollten Sie technisch und künstlerisch mitbringen? Klassische und moderne Technik, theatrale Ausdrucksformen und ein wenig Akrobatik gehören heute zum Standard. Doch liegt der Schwerpunkt mal hier, mal dort…Wichtig für die schriftliche Bewerbung ist gutes Foto- und Video-Material. Selbstverständlich geht es darum, den eigenen Körper zu zeigen. Schließlich ist er das “Werkzeug” jeden Tänzers. Um mit Sharon Watson zu sprechen: “Standing in a photo with jeans and a flashy shirt, looking exceptional, doesn’t really give me an indication of what the physicality is all about.”
Nicht zu vergessen: die menschliche Seite. Kaum ein Ballettchef möchte störrische Einzelkämpfer engagieren. Das Arbeiten in einer Kompanie erfordert den Teamplayer, nicht nur im Pas de deux. Wie fast überall im Leben entscheidet auch die menschliche Seite über ein Engagement. Um Chancen zu optimieren, sollte man authentisch bleiben und sich auf persönliche Stärken zu besinnen. So wie Mihael Banzhaf, der erst mit 16 seine Ausbildung an der Heinz-Bosl-Stiftung in München begann und im Pas de deux seine Chance sah. Bald erreichte er einen Status als einfühlsamer, starker Partner, was ihm auf dem Weg in die erste Reihe weitere Türen öffnete. Denn schon mit 22 entdeckten die renommierten Solistinnen Nadja Saidakova und Margret Illmann den jungen Tänzer als idealen Partner (siehe Interview auf Seite…). Mit knapp 40 blickt er auf eine glänzende Karriere zurück, wohl auch deshalb, weil er stets an sich geglaubt hat.
Zu guter Letzt ist es hilfreich, neben der Bühne ein Privatleben zu pflegen. Der Brasilianer Denis Viera, neu als Solist am Staatsballett Berlin, hat eine gesunde Einstellung, wenn er sagt: „Tanz gehört zu meinem Leben, ebenso wie die Familie und Freunde.”Sei es ein Engagement, das Sie herausfordert, ein neuer Choreograf oder eine besondere Premiere: Wir wünschen Toi, toi, toi auf allen Wegen 2017!
Ihre Dance For You – Redaktion