So präsentieren sich die Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudienganges der Dresdner Palucca Hochschule. Zehn choreografische Arbeiten, denen es sowohl am Mut für persönliche Themen als auch an dem, sich auf die Kreativität des Experiments einzulassen, nicht mangelt. In der Abschlusspräsentation überzeugen sie sowohl choreografisch als auch tänzerisch im Umgang mit der facettenreichen Vielfalt des Tanzes. Sofort lässt sich das Publikum in Bewegung setzen, ganz sicher im Sinne des ersten Beitrages:
Fotos: © Ida Zenna


„Place in motion“ von Antonia Rosenkranz
Musik: Philipp Glass
In klassischen, vor allem neoklassischen Assoziationen, bei leichten Hebungen, eleganten Sprüngen, körperlicher Melodik der Linien, setzt sich Antonia Rosenkranz in ihrer Choreografie mit dem Partner Patrick Short in bestem Sinne in Bewegung.


„No time for caution“ von Rohan Hazelton
Musik: Hans Zimmer
Nein, für Vorsicht gibt es keine Zeit für Rohan Hazelton in seinem Duo mit Catherine Rinehart Beer, im wechselnden Licht, im Wechsel von Nähe und Entfernung: Alles möglich in der Dynamik des sich Suchens und sich Findens. Aber Vorsicht: Zurück geht es auf keinen Fall!
„They beLIEve in earth is flat“ von Kanata Ijima
Musik: Enigma
Ist der einsame Tänzer Kanata Ijima in seinem Solo auf der Suche nach seinem Weg, nach sich selbst? Dann fliegen zwar nicht die Fetzen. Aber ein Fetzen, der sich als so eine Art Overall für den ganzen Körper erweist, verändert alles wie die beinahe abgelegte Haut ferner Kulturen seiner Herkunft: Nichts ist flach, die Erde schon gar nicht, und hinterm Horizont geht alles weiter, vor allem der Tanz!

„Clinging sand“ von Stella Byers
Musik: The Irrepressibles
In zugewandter Zärtlichkeit des Tanzes in ihrem Duo mit Giulia Aubé und einem verbindenden Schleier setzt sich Stella Byers mit Fragen nach dem Du, dem Wir, dem Ich auseinander. Immer wieder erkunden die Tänzerinnen die Kraft der Nähe bei unausweichlicher Notwendigkeit der Distanz.
„Was it real?“ von Alessia Demian
Musik: Julia Kent & Vessel
Was ist schon real fragt sich Alessia Demian in ihrem Duett mit Korbinian Friedl. Was ist Hipp, was ist Ballett? Führt der Tanz heute direkt in die Dimensionen der Club.Kultur, ist die Höhe passé, wenn am Boden gebreakt wird? Und dann, die Natur spielt mit, aus der Kraft des Solos, in die Dimension des Duos, Erlösung: Wolkenbruch!

„AnnA“ von Jack Rexhausen
Musik: George Crumb, Ryan Lott & Valentin Hadjadi
Der Tisch, der Tänzer allein, so thematisiert Jack Rexhausen in seinem visionären Duo mit Luccio Navarro Einsamkeit. Dann, im visionären Solo des Partners/der Partnerin, eben jener/jenem „AnnA“, eine hoch emotionale, tänzerische Steigerung mit viel Zärtlichkeitspower.
„Turn a blind eye“ von Thomas Weal
Musik: Noriko Tujiko & Boards of Canada
Wenn Thomas Weal sich mit Patrick Short auf die Suche nach dem, was in ihm verborgen ist begibt, dann erleben wir Tänzer in athletischer Sensibilität als männliche Sylphiden. Die Frage, wer man ist, lässt sich nicht gegen den Körper beantworten, aber der Tanz kann den Weg zeigen.


„The distortion of reality“ von William Thomas
Lucas Van Rensburg & RY X
In seiner Kreation begibt sich William Thomas mit Chloé Meier auf einen Weg: Verirrungen nicht ausgeschlossen. Gemeinsamer Tanz führt zu Vertrauen, die Wagnisse werden größer. Zeigen sich hier Facetten der Kunst des Tanztheaters?

„In His Footsteps“ von Lucas Van Rensburg
Musik, Arrangement: Luca Van Rensburg
Folgt Lucas Van Rensburg in seinem Solo den Spuren der eigenen Füße, um seinen Weg zu finden, oder wagt es es, anderen, sogar fremden Spuren zu vertrauen? Der Tänzer setzt sich einer Zerreißprobe aus um zu sich, seinem Klang, seinem Tanz aus dem innren des Körpers zu finden. Das Herz gibt den Takt vor.

„The Ladys Room“ von Phoebe Anderssen
Musik: Duke Ellington
Und zum Finale auch Humor. Ein Satyrsiel von Phoebe Anderssen im Duo mit Zoe Monoghan. Und dazu gehört der kleine Joint, vor dem bewussten Spiegel im bewussten Raum der Damen. Die Tanzpantomime ist auch wieder da. Es swingt und jazzt, Tanz als Ausbruch gegen alle Grenzen, ab in den jazzigen Übermut.
Die gute Nachricht für alle:
Jubel und Begeisterung im Grünen Salon der Hochschule. Alle Absolventinnen und Absolventen, haben Angebote erhalten, der Tanz geht für sie weiter: in Dresden, Saarbrücken, Aix-en-Provence, Schwerin, Zürich und im Kibbutz Ga’aton in Israel. Herzlichen Glückwunsch!
Boris Gruhl